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Gerald Ciolek triumphiert bei kuriosem Mailand-Sanremo
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17.03.2013

Gerald Ciolek triumphiert bei kuriosem Mailand-Sanremo

Info: MILANO - SANREMO 2013
LiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text
Autor: Felix Griep (Werfel)



Sanremo, 17.03.2013 – Das 104. Mailand-Sanremo wird definitiv in die Geschichte eingehen, es war eine „Primavera“, wie man sie noch nicht erlebt hat. Rund um die Anstiege Torchino und Le Mànie wurde aus dem unnachgiebigen Regen gar Schnee, weshalb das Rennen zwischenzeitlich mehr als zwei Stunden neutralisiert werden musste. Mit großer Verspätung endlich im Ziel angekommen, setzte sich auch noch ein absoluter Überraschungsmann gegen die Topfavoriten durch. Gerald Ciolek, vor der Saison zum südafrikanischen Professional Team MTN-Qhubeka gewechselt, entzauberte die großen Favoriten Peter Sagan (Cannondale) und Fabian Cancellara (RadioShack-Leopard).

Wo kommt der Schnee auf dem Kilimandscharo Passo del Turchino her?
So unerklärlich wie für Sänger Thomas Lück in einem seiner Lieder einst der Schnee auf Afrikas höchstem Berg war, so überrascht war der Veranstalter des Frühjahrsklassikers Mailand-Sanremo offenbar vom Schnee auf dem Passo del Turchino. Der mit 532 Metern höchste Punkt der Strecke hätte sich viel mehr für Wintersport geeignet, mit dem Rennrad war jedenfalls kein Durchkommen. Die Unmöglichkeit der Passage dieses Anstieges, der kurz vor Halbzeit der 298 Kilometer auf dem Programm gestanden hätte, erschloss sich den Organisatoren aber erst so spät, dass der ganze Tagesverlauf in einer großen Improvisation komplett auf den Kopf gestellt werden musste. Nach einer absolvierten Rennstunde fiel die Entscheidung, das Geschehen in Ovada bei Kilometer 117,3 zu stoppen. Dort wurden die Fahrer in Busse gepackt und vorbei am Turchino an die Küste verfrachtet. Erst als über zwei Stunden vergangen waren, wurde das Rennen fortgesetzt, welches um insgesamt 52 Kilometer beschnitten wurde. Auch der Anstieg Le Mànie – knapp hundert Kilometer vor dem Ziel der Punkt, an dem sich in den letzten Jahren eine erste Selektion des Feldes ereignete – musste gestrichen werden. Ein Vorteil sicherlich für die Sprinter im Feld, die das Finale mit Cipressa und Poggio mit wesentlich weniger Anstrengungen in den Beinen erreichten.

Ausreißergruppe erst kurz vor der Cipressa gestellt
Eine kuriose Situation für alle Beteiligten und Zuschauer, besonders aber für Matteo Montaguti (Ag2R La Mondiale), Diego Rosa (Androni Giocattoli), Filippo Fortin (Bardiani Valvole), Maxim Belkov (Katusha), Lars Bak (Lotto Belisol) und Pablo Lastras (Movistar). Das Sextett hatte im Moment, als das Rennen vor dem Turchino unterbrochen wurde, einen Vorsprung von 7:10 Minuten aufgewiesen und wurde mit eben diesem auch wieder auf die verbliebenen knapp 130 Kilometer geschickt. Cannondale, Sky Procycling, Astana und IAM Cycling halfen alle in der Verfolgungsarbeit und das Feld hatte den Rückstand auf drei Minuten verkürzt, als der wellige Abschnitt mit den Hügeln Capo Mele, Capo Cervo und Capo Berta erreicht wurde. Nach denen blieben nur noch Bak, Rosa und Belkov übrig, die bald darauf 30 Kilometer vor dem Ziel eingeholt wurden. Das Team Sky übernahm das Kommando im Peloton, als stünde eine Bergankunft bevor. Ihre Vormachtstellung schien erst gebrochen, als kurz vor der Cipressa Geraint Thomas und mehrere Teamkollegen in einen Sturz verwickelt waren. Der vorletzte Anstieg des Rennens ist immer für eine Vorentscheidung gut. Jürgen Roelandts (Lotto Belisol), Maxime Bouet (AG2R La Mondiale), Sylvain Chavanel (Omega Pharma-Quick Step), Thomas Löfkvist (IAM Cycling) und Damiano Caruso (Cannondale) versuchten als Erste, eine solche herbeizuführen. Zwar kamen sie nicht weg, das erhöhte Tempo sorgte aber dafür, dass Mitfavoriten wie Edvald Boasson Hagen (Sky Procycling), André Greipel (Lotto Belisol) und Vorjahressieger Simon Gerrans (Orica-GreenEdge) den Anschluss verloren. Vincenzo Nibali (Astana) waren die Kräfte schon vorher ausgegangen.


WorldTour Ranking:
Chavanel nach Platz fünf in Nizza und vier in Sanremo neuer Spitzenreiter


Stannard und Chavanel stürmen vorneweg
Nach dem Anstieg umfasste das Feld noch ca. 40 Fahrer, von denen sich aber niemand hatte absetzen können. Bergab wagte Weltmeister Philippe Gilbert (BMC Racing Team) eine Attacke, in deren Folge eine illustre Gruppe zu ihm aufschloss. Sie bestand aus Fabian Cancellara (RadioShack-Leopard), dem im Vorfeld als klarer Topfavorit gehandelten Peter Sagan (Cannondale), John Degenkolb (Argos-Shimano), Ian Stannard (Sky Procycling), Eduard Vorganov (Katusha) und erneut Chavanel. Der Franzose hatte ungewollt seinen Beitrag zu einem chaotischen Tag geleistet, weil sich längere Zeit Meldungen gegenüberstanden, er sei entweder ausgestiegen oder doch noch dabei. Dass er sehr wohl präsent war, zeigte sich spätestens, als er mit Stannard und Vorganov der Gruppe davonfuhr. Mit einer halben Minute Vorsprung kam das Trio zum Poggio di Sanremo, der zehn Kilometer vor dem Ziel begann. Der britische Meister Stannard fühlte sich so stark, dass er gleich zu Beginn der Steigung antrat, was aber nicht reichte, um Chavanel abzuschütteln. Maxim Iglinskiy (Astana), der am Ende keine große Rolle spielen sollte, fuhr bis auf 15 Sekunden an die beiden heran, während in der großen Gruppe mit den Favoriten Cannondales Moreno Moser und Sagan arbeiteten. Ein Angriff einen Kilometer vor dem Kulminationspunkt von Luca Paolini (Katusha), der diese Saison beim Omloop Het Nieuwsblad schon einen Klassikererfolg feierte, läutete endgültig die heiße Phase ein. Cancellara, Sagan und – als einziger Fahrer, den man eher in die Kategorie „Sprinter“ einordnen würde – Gerald Ciolek (MTN-Qhubeka) setzten dem Italiener nach.

Ciolek hält den großen Attacken stand und siegt im Sprint
In der Abfahrt vom Poggio war es nicht wie im letzten Jahr Cancellara, der ein mörderisches Tempo vorlegte, sondern vielmehr Sagan, der für die Geschwindigkeit unter den Verfolgern sorgte. Vier Kilometer vor Schluss hatten der Slowake, Cancellara, Ciolek und Paolini die beiden Vorausfahrenden, Stannard und Chavanel, eingeholt. Sagan wollte sich keinesfalls auf einen Sprint verlassen und griff an, ebenso wie danach noch einmal Stannard, den sie erst an der Flamme Rouge wieder einfingen. Stannard fuhr auf dem letzten Kilometer weiter an der Spitze des Grüppchens, bis Sagan zum Endspurt antrat. Der Sieger zweier Etappen von Tirreno-Adriatico war nah dran an seinem ersten Klassikersieg, aber der ehemalige deutsche Meister Ciolek zog noch knapp vorbei und sorgte für den ersten Sieg eines Fahrers mit BDR-Lizenz bei einem der fünf Monumente seit Steffen Wesemanns Erfolg bei der Flandern-Rundfahrt 2004. Platz 27 aus dem Jahr 2007 war bislang Cioleks bestes Resultat in Sanremo, mancher handelte ihn durchaus als Geheimtipp, doch dass der 26-Jährige tatsächlich gewann, kommt einer Sensation gleich. Der drei Jahre jüngere Sagan wird sich damit trösten müssen, dass es bei seinem Potential wohl kaum die letzte Chance auf einen derart großen Sieg gewesen sein dürfte. Cancellara, in den letzten beiden Jahren jeweils Zweiter, kam als Drittplatzierter erneut aufs Podium. Taylor Phinney (BMC Racing Team) hatte auf den letzten Metern tatsächlich den Anschluss an die Spitze geschafft, zu spät aber, um sich noch besser als Platz sieben zu klassieren. Mit 14 Sekunden Rückstand folgten 30 Fahrer, angeführt von Alexander Kristoff (Katusha), Mark Cavendish (Omega Pharma-Quick Step) und Bernhard Eisel (Sky Procycling).

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Die WorldTour setzt sich in der kommenden Woche gleich mit drei Rennen fort. Am Montag beginnt die Katalonien-Rundfahrt, Freitag und Sonntag gibt es mit E3 Harelbeke und Gent-Wevelgem die nächsten Klassiker.





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