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Alexander Kristoff überraschender Sieger im erwarteten Sprint bei 105. Mailand-Sanremo
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23.03.2014

Alexander Kristoff überraschender Sieger im erwarteten Sprint bei 105. Mailand-Sanremo

Info: MILANO - SANREMO 2014
LiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text
Autor: Felix Griep (Werfel)



Sanremo, 23.03.2014 – Nachdem die Pläne, einen weiteren Anstieg in das Finale einzufügen, sich als nicht umsetzbar erwiesen, dürften die Sprinter aufgeatmet haben, denn die einzige Siegchance bei einem der Monumente des Radsports blieb ihnen erhalten. Und es wurde in der Tat ein Rennen, in dem die Klassiker-Fraktion das Nachsehen hatte. Eine Gruppe von knapp 30 Fahrern blieb bis zum Schluss beisammen. Den Sprint gewann dann aber keiner der im Vorfeld hoch gehandelten Favoriten, sondern der Norweger Alexander Kristoff (Katusha). Fabian Cancellara (Trek Factory Racing) bestieg in Sanremo zum vierten Mal in Folge das Podium, doch wie 2011 und 2012 reichte es nur zum undankbaren zweiten Platz. Als bester Deutscher kam Vorjahressieger Gerald Ciolek (MTN-Qhubeka) auf Rang neun.

Wie die Strecke von Mailand-Sanremo leichter statt schwerer wurde
Es sollte vieles anders werden in diesem Jahr bei Mailand-Sanremo. Im September 2013 wurden die Pläne verkündet, mit denen das Finale des italienischen Klassikers noch schwerer gestaltet werden sollte. Zwischen die traditionellen Berge Cipressa und Poggio wollte man einen weiteren Anstieg einfügen, den Pompeiana. Doch gut drei Wochen vor der 105. Austragung der „Classicissima“ musste der Neuling wieder gestrichen werden. Durch Wetterschäden war die Straße nicht mehr tauglich, den großen Tross aus Radfahrern und Begleitwagen auszuhalten. Cipressa und Poggio waren davon nicht betroffen und blieben der Strecke erhalten, aber ein anderer Anstieg war im Laufe der Planungen „verlorengegangen“: Le Mànie. Sein Name ist längst nicht so berühmt, weil er rund hundert Kilometer vor dem Ziel keinen Einfluss auf die endgültige Entscheidung hatte. Dennoch markierte er über Jahre hinweg den Punkt, an dem das Rennen interessant wurde, weil er stets dafür sorgte, dass wichtige Fahrer – zumeist Sprinter – dort aus dem Hauptfeld zurückfielen, woraus sich wilde Jagden entwickelten. Ein solches Szenario konnte bei der 105. Austragung von Mailand-Sanremo nicht zustande kommen, denn vom Passo del Turchino, welchen man etwa bei Halbzeit der 294 Kilometer passierte, ließ die Strecke nun bis hin zum Fuße der Cipressa selektive Steigungen vermissen. Die Rennaction konzentrierte sich voll und ganz auf die letzten 28 Kilometer.

Drei von sieben Ausreißern kommen bis zur Cipressa
Anstatt dass das Rennen schwerer wurde, was den Klassikerspezialisten in die Karten gespielt hätte, war die Strecke auf dem Papier so einfach wie lange nicht und die Sprinter lachten sich ins Fäustchen. Dass es trotzdem keine gemütliche Fahrt in den Frühling wurde, obwohl dieser drei Tage zuvor (zumindest astronomisch betrachtet) begonnen hatte – dafür sorgte das Wetter. Es war nicht ganz so miserabel wie vor einem Jahr, als man einen Teil des Kurses wegen Schneefall nicht befahren konnte, aber Regen und kalte Temperaturen begleiteten die Fahrer von der lombardischen Hauptstadt Mailand bis hinunter an die Riviera die Ponente. Maarten Tjallingii (Belkin) und Jan Barta (NetApp-Endura) waren die Initiatoren einer Fluchtgruppe, welcher sich erst Antonio Parrinello (Androni Giocattoli), Nicola Boem (Bardiani-CSF) und Marc De Maar (UnitedHealthcare) und kurz darauf auch Nathan Haas (Garmin-Sharp) und Matteo Bono (Lampre-Merida) anschlossen. Ihr größter Vorsprung auf das Feld lag nur bei etwas mehr als zehn Minuten. Hundert Kilometer vor dem Ziel waren sie plötzlich nur noch zu sechst, weil Boem durch einen Defekt zurückfiel. Auf genau dieselbe Art verlor die Gruppe später zudem Haas, während Parrinello als Erster aufgrund körperlicher Erschöpfung abreißen lassen musste. Als das Profil mit den Hügeln Capo Mele, Capo Cervo und Capo Berta allmählich etwas anspruchsvoller wurde, kam auch Barta an seine Grenzen. So blieben nur noch drei Ausreißer, die gut zwei Minuten vor dem Feld zur Cipressa kamen. Doch war bereits klar, dass keiner aus diesem Trio für einen Überraschungscoup würden sorgen können, dafür war das Polster viel zu klein.

Nibalis Angriff bringt ihm fast eine Minute Vorsprung
Cannondale begann ohne Umschweife, die Sprinter unter Druck zu setzen. Alessandro De Marchi übernahm die Arbeit für seinen Kapitän Peter Sagan. Er brachte aber noch nicht alle Fahrer ans Limit, was Vincenzo Nibali (Astana) mit einem Angriff demonstrierte. Schnell kam der Italiener an der Cipressa auf eine halbe Minute Vorsprung, überholte den aus der Spitzengruppe herausgefallenen Bono und rauschte in der Abfahrt auch an Tjallingii und De Maar vorbei. Cannondale alleine konnte Nibali kaum im Zaum halten, doch Lotto Belisol und Sky griffen ein, als der Rückstand auf den Solisten fast schon eine Minute betrug. Der Solist schaffte es noch bis in die ersten Rampen des Poggio, ehe er gestellt wurde. Die nächsten Angreifer waren Grégory Rast (Trek Factory Racing) und Enrico Battaglin (Bardiani-CSF), die aber nicht einmal bis zum Kulminationspunkt des letzten Anstiegs vorne blieben. Ungefähr 30 Fahrer kamen mehr oder weniger gemeinsam über den Poggio. Der Versuch von Lars Petter Nordhaug (Belkin) und Greg van Avermaet (BMC Racing Team), in der Abfahrt hinunter nach Sanremo das kleine Hauptfeld zu zerreißen, fruchtete nicht. Zahlreiche Sprinter waren noch dabei, unter anderem Vorjahressieger Gerald Ciolek (MTN-Qhubeka) und der Gewinner von 2009, Mark Cavendish (Omega Pharma-Quick Step). Als es flach wurde, wagte Sonny Colbrelli (Bardiani-CSF) noch eine Attacke, aber Zdenek Stybar (Omega Pharma-Quick Step) setzte so energisch nach, dass er sich nicht absetzen konnte. Danach sorgte Luca Paolini (Katusha) dafür, dass niemand auf dumme Gedanken kam, schlug ein hohes Tempo an, weil sich sein norwegischer Teamkollege Alexander Kristoff in der Lage fühlte, das Rennen zu gewinnen.

Degenkolb am Poggio mit einem Defekt zur Unzeit
Die BMC-Profis Philippe Gilbert und van Avermaet spielten auf der Zielgeraden noch ein bisschen mit den Sprintern, waren aber letztlich selbst diejenigen, die bei der Entscheidung auf den letzten Metern keine Rolle mehr spielten. Cavendish und Sacha Modolo (Lampre-Merida) lancierten zeitgleich ihren Endspurt und kamen doch nur auf die Plätze fünf und acht. Die stärkste Beschleunigung zeigte Kristoff, der von Modolos Hinterrad kam und unwiderstehlich davonzog. Zweiter hinter dem 26-Jährigen aus Oslo wurde trotz der potentiell viel schnelleren Konkurrenz Fabian Cancellara (Trek Factory Racing), der zum vierten Mal in Folge das Podium von Mailand-Sanremo erreichte, aber einmal mehr seinen zweiten Sieg nach dem Erfolg von 2008 verpasste. Ben Swift (Team Sky) wurde Dritter vor Juan José Lobato (Movistar), der in der Vertretung von José Joaquin Rojas gute Arbeit machte. Rojas war schon während der neutralisierten Phase gestürzt und stieg nicht lange nach dem scharfen Start aus. Pech hatte auch John Degenkolb (Giant-Shimano), den kein Sturz, sondern ein Defekt am Poggio den Anschluss an die Hauptgruppe kostete. André Greipel (Lotto Belisol) hatte an dem letzten Anstieg den Kontakt verloren, kämpfte sich wieder heran und war am Ende dann zu platt, um eine gute Platzierung zu erzielen. So wurde Ciolek abermals bester Deutscher, diesmal als Neuntplatzierter.

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Mailand-Sanremo gab den Startschuss zur Zeit der großen WorldTour-Klassiker, von denen in der nächsten Woche gleich zwei weitere folgen. Schon am Freitag findet E3 Harelbeke statt, am Sonntag steigt Gent-Wevelgem.





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