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Todesfälle Philippe Gaumont - Karriere und Leben zwischen Licht und Schatten |
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20.05.2013 | |||||
Philippe Gaumont - Karriere und Leben zwischen Licht und SchattenAutor: Christine Kroth (Cofitine)Ein Nachruf Am 17.05.13 verstarb Philippe Gaumont, einer der umstrittensten Radprofis seiner Generation. Einer, der ein unangepasstes Sportlerleben führte, immer wieder aus dem Rahmen fiel. Durch positive Dopingbefunde, durch Alkohol- und Drogenexzesse. Die andere Seite kannte kaum jemand. Die des liebevollen Familienvaters zum Beispiel. In Erinnerung bleiben seine großen Erfolge und die Dopingskandale, die Sonnen- und die Schattenseiten einer Radsportkarriere. Die Karriere des Philippe Gaumont, geboren am 22.02.73 in Amiens in der Picardie, erlebte früh einen ihrer Höhepunkte. Mit 19 Jahren gewann er bei den Olympischen Spielen in Barcelona mit dem französischen Team im Straßenvierer die Bronzemedaille. 1994 wurde er mit 21 Jahren Profi beim französischen Team Castorama, in dem er seine ersten beiden Jahre als Profi verbrachte. 1996 wechselte er zum Team GAN. Dort feierte er bei den 4 Jours de Dunkerque seinen ersten großen Erfolg. Er gewann dieses prestigeträchtige Rennen und außerdem in diesem Jahr noch die Tour de l’Oise. Aber die Hochstimmung hielt nicht lange an. Bereits wenig später fiel er erstmals durch eine positive Dopingprobe auf. Er wurde positiv auf Nandrolon getestet. Doch dieser schwarze Fleck auf seiner bis dato weißen Weste war nur eine kurze Episode in der noch jungen Profi-Karriere des Philippe Gaumont. Nach einer kurzen Sperre verließ er das Team GAN nach nur einem Jahr. 1997 holte ihn Cyrille Guimard zum neu gegründeten Team Cofidis, dem er bis zu seinem Karriereende 2004 treu blieb. 1997 gewann er das Rennen Gent-Wevelgem, der größte Erfolg seiner Karriere. Er holte eine Etappe bei den 4 Jours de Dunkerque und machte erstmals bei der Tour de France auf sich aufmerksam. 1998 gewann er eine Etappe beim Rennen Midi Libre und wurde Dritter beim Etoile de Bessèges. In diesem Jahr stellte er auch unter Beweis, dass er ein wichtiger Helfer für seine Teamkollegen ist. Zusammen mit Cofidis gewann er die Teamwertung der Tour de France. Eine der Sonnenseiten in seiner Karriere. Aber auch 1998 blieb nicht ohne Schatten. Zweimal wurde er in diesem von Doping überschatteten Jahr positiv getestet, erneut auf Nandrolon. 1999 wurde ihm durch einen Bluttest die Einnahme von Amphetaminen nachgewiesen. Außerdem war er in die Affäre um Frank Vandenbroucke verwickelt, dem Kontakte zu fragwürdigen Ärzten nachgewiesen wurden. Die Karriere von Philippe Gaumont war ein einziger Wechsel aus Licht und Schatten. 2000 sorgte er mit Erfolgen auf der Bahn für Aufsehen. Er wurde französischer Meister in der Einzel- und in der Mannschaftsverfolgung. In eben jener Disziplin gewann er bei den Olympischen Spielen in Sydney seine zweite Olympische Medaille, wieder eine brozene. Danach wurde es aus sportlicher Sicht still um den unangepassten Radprofi, der aber immer wieder durch Drogen- und Alkoholprobleme auffiel. 2003 belegte er beim Prolog von Paris-Nizza den 3. Platz und den 6. Platz auf der 10. Etappe der Tour de France von Gap nach Marseille. 2004 brachte Gaumont die Cofidis-Affäre ins Rollen. Er hielt der erdrückenden Beweislast nicht stand und legte ein umfangreiches Geständnis ab, in dem er den jahrelangen Gebrauch von EPO zugab. Es war das Ende seiner wechselhaften Karriere im Radsport. Im Zuge der Affäre musste er sich vor Gericht verantworten. Philippe Gaumont zog sich ins Privatleben zurück. Er eröffnete in seiner Heimatstadt Amiens ein Café und schrieb ein Buch mit dem Titel "Prisonnier du Dopage" (Gefangener des Dopings), in dem er schonungslos Doping- und Maskierungsmethoden und die ganze Hässlichkeit des Systems schilderte. 2008 gab er nochmals ein großes Interview, in dem er seine Sicht der Dinge darlegte und über Doping im Radsport und Doping als Problem der Gesellschaft sprach. Philippe Gaumont lebte weiter exzessiv, war dem Alkohol nicht abgeneigt, rauchte. Es wird vermutet, dass auch Drogen und Medikamente weiterhin eine große Rolle im Leben des gescheiterten Radprofis spielten. Doch Gaumont wurde auch bodenständig, zog vor zwei Jahren von seiner Heimat Picardie nach Lens, wo er Mitinhaber einer Brauerei war und als Geschäftsführer 33 Mitarbeiter betreute. Bis zuletzt hatte er viele Pläne, wollte sein Leben auf der Überholspur nicht aufgeben. Am 25.04.13 erlitt Philippe Gaumont eine schwere Herzattacke, wurde ins Centre Hospitalier d'Arras eingeliefert und ins künstliche Koma versetzt. Doch sein Herz war bereits zu sehr geschädigt, er wachte aus dem Koma nicht mehr auf. Am 17.05.13 verstarb Philippe Gaumont im Alter von 40 Jahren. Er hinterlässt Ehefrau Elise und drei Kinder. Am Mittwoch, 22.05.13 wird Gaumont in Moreuil in seiner Heimat Picardie beigesetzt. |
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20.05.2013 | |||||
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