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Sagan beeindruckt bei Strade Bianche und findet doch in Kwiatkowski seinen Meister
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08.03.2014

Sagan beeindruckt bei Strade Bianche und findet doch in Kwiatkowski seinen Meister

Info: Strade Bianche 2014 (1.1)
Autor: Felix Griep



Siena, 08.03.2014 – Mit seinem Antritt 21 Kilometer vor dem Ziel dürfte Peter Sagan (Cannondale) der Konkurrenz für die bevorstehenden Frühjahrsklassiker einen gehörigen Schrecken eingejagt haben. Es war eine Demonstration der Stärke des slowakischen Landesmeisters, wie er aus einer Gruppe mit lauter Hochkarätern einfach so davonsprintete. Doch mit seinem Meister-Kollegen aus Polen, dem in der bisherigen Saison zweifellos zu den Besten zählenden Michal Kwiatkowski (Omega Pharma-Quick Step), erwies sich zumindest ein Fahrer als ebenbürtiger Gegner. Der Gewinner der Algarve-Rundfahrt konnte als Einziger mithalten und spielte auf dem letzten Kilometer seine Stärke am Berg aus, ließ Sagan an der finalen Steigung des Rennens nicht den Hauch einer Chance.

Fünf von sechs ehemaligen Siegern am Start
Länger und kürzer zugleich waren die „weißen Straßen“ in diesem Jahr, dem achten in der jungen Geschichte des Rennens in der Toskana. Mit 200 Kilometer war Strade Bianche in seiner Gesamtheit länger als je zuvor, der Anteil an „strade bianche“, den gefürchteten Schotterstraßen, war allerdings zurückgegangen; nicht nur gemessen am Anteil der kompletten Distanz. 57 Kilometer ging es bei den vergangenen Austragungen über die charakteristischen Wege der Region, diesmal nur 45. Trotzdem blieb das Rennen eine große und eine ganz besondere Herausforderung. Alle ehemaligen Sieger, mit Ausnahme des 2011 erfolgreichen Philippe Gilbert (BMC Racing Team), gehörten zum äußerst stark besetzten Starterfeld: Alexandr Kolobnev (Katusha), 2007 Gewinner der Erstaustragung unter dem Namen Monte Paschi Eroica, Thomas Löfkvist (IAM Cycling), Maxim Iglinskiy (Astana), Vorjahressieger Moreno Moser (Cannondale) und natürlich auch Fabian Cancellara (Trek Factory Racing), der mit seinen Triumphen 2008 und 2012 bisher als einziger Fahrer zweimal in der Siegerliste stand. Für sie und alle anderen Sieganwärter verlief das Rennen bis zum siebten von zehn Schotter-Sektoren relativ ruhig. Es war der mit 11,5 Kilometern längste Abschnitt „strade bianche“, in dem die heiße Phase begann und die Vorentscheidung näherrückte.

Omega Pharma-Quick Step nach erster Selektion noch zu fünft
Bis dahin hatten vier Ausreißer in Trikots von Professional Teams die Zeit genutzt, um ihren Sponsoren Präsenz zu verschaffen. Bis zu elf Minuten Vorsprung verzeichneten Marco Frapporti (Androni Giocattoli), Andrea Pagani (Bardiani-CSF), Davide Frattini (UnitedHealthcare) und Andrea Fedi (Yellow Fluo) im ersten Drittel der Strecke, bevor sie wieder Minute um Minute verloren. Im besagten siebten Sektor änderte sich die Situation für sie. Drei wurden rasch eingeholt, doch der vierte, Pagani, blieb noch eine Weile länger an der Spitze und lieferte sich nicht nur einen Kampf mit dem Verfolgerfeld. Nein, der Untergrund allein war schon ein großer Widersacher, der manches Mal als Fahrbahn schlicht und einfach überhaupt nicht taugte. Einmal kam Pagani gar nicht mehr voran, fuhr sich im Schotter regelrecht fest und kippte um, als er endgültig zum Stillstand gekommen war. Vielen anderen Fahrern erging es ähnlich. Diego Rosa (Androni Giocattoli) schaffte auf eigene Faust den Anschluss an Pagani, nur um ein paar Kilometer später zu stürzen und hilflos mit seinem defekten Rad am Straßenrand zu stehen – wartend auf den weit zurückliegenden Materialwagen. Ausgangs Sektor sieben, etwas mehr als 40 Kilometer vor dem Ziel, war auch Pagani eingeholt worden. Zurück auf den Asphaltstraßen fanden sich nach kurzer Zeit 23 Fahrer mit dem Großteil der Favoriten zu einem kleinen Hauptfeld zusammen. Omega Pharma-Quick Step bewies, dass es nicht nur Kopfsteinpflaster kann: Die belgische Mannschaft hatte noch fünf Fahrer (Golas, Kwiatkowski, Poels, Trentin, Uran) an vorderster Front, wohingegen Cancellara, Peter Sagan (Cannondale) und auch Cadel Evans (BMC Racing Teams) bereits von allen Teamkollegen getrennt waren.

Kwiatkowski entzaubert Sagan am der finalen Steigung
Omega Pharma-Quick Step ergriff daraufhin auch erst einmal die Initiative, machte die Führungsarbeit, bis sich Matteo Trentin zu einem Angriff entschied. Nach kurzer Alleinfahrt stießen Evans, Ian Stannard (Team Sky), Andrey Amador (Movistar), Simon Geschke (Gian-Shimano) und Angel Vicioso (Katusha) zum Tour de France-Etappensieger des vorigen Jahres. Ihr Vorsprung war aber nie groß genug, um daraus Hoffnung für ein Durchkommen schöpfen zu können. Bald lief vorne alles wieder zusammen – und dann kam der große Auftritt von Sagan, der 2013 hinter seinem Teamkollegen Moreno Zweiter von Strade Bianche war. Der Slowake beschleunigte an einer der vielen Steigungen und raste in Windeseile davon. Michal Kwiatkowski befand sich gerade an erster Position, als Sagan seinen Angriff aus dem Hinterhalt lancierte und konnte ihm folgen. Für alle anderen war das Rennen 21 Kilometer vor dem Ende auf einen Schlag verloren. Eine geordnete Verfolgung kam nicht zustande und sieben Kilometer weiter hatte das Duo eine Minute Vorsprung. Dass dann Alejandro Valverde (Movistar) hinten für neues Leben sorgte, änderte daran auch nichts mehr. Kwiatkowski war für Sagan Fluch und Segen zugleich. Ohne den Polen an seiner Seite hätte ihn Omega Pharma-Quick Step vielleicht nicht fahren lassen, aber mit ihm hatte er auf der anderen Seite einen Gegenspieler, der seit einem Monat in absoluter Topform ist. An der finalen Steigung im Zielort Siena war Sagan machtlos, als Kwiatkowski antrat. Wer von beiden der bessere Kletterer ist, zeigte sich in diesem Moment deutlich. Sagan wurde sofort klar, dass er geschlagen war. Auf der Bergkuppe 300 Meter vor dem Ziel lag Kwiatkowski schon so weit voraus, dass ihm der Sieg nicht mehr zu nehmen war.

Valverde macht das Rennen um Platz drei
19 Sekunden Rückstand hatte Sagan am Ende, was aber zum Teil auch daran lag, dass er sichtlich enttäuscht und nicht mehr mit voller Kraft das letzte Stück zur Ziellinie rollte, während bei Omega Pharma-Quick Step sechs Tage nach dem Coup von Kuurne-Brüssel-Kuurne erneut Jubelstimmung herrschte. Der 23-jährige Kwiatkowski schwimmt weiter auf einer Erfolgswelle, hatte vor Strade Bianche bereits ein Teilstück der Mallorca Challenge und die Algarve-Rundfahrt inklusive zweier Etappen gewonnen. Im von Valverde eröffneten „Kampf um Platz drei“ behielt der Spanier (+0:36) schließlich die Oberhand, finishte vier Sekunden vor Damiano Cunego (Lampre-Merida) und Roman Kreuziger (Tinkoff-Saxo). Cancellara (+0:59) wurde Sechster, nachdem er vorübergehend mit den drei Fahrern vor ihm eine Gruppe gebildet hatte. Evans (+1:42) folgte auf Platz sieben. Mit Geschke (+2:50) schaffte es ein Deutscher auf den letzten Platz in den Top10.

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