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Talansky reißt Dauphiné-Gesamtsieg an sich - starker Contador geschlagen, Froome abgehängt
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15.06.2014

Talansky reißt Dauphiné-Gesamtsieg an sich - starker Contador geschlagen, Froome abgehängt

Info: CRITÉRIUM DU DAUPHINÉ 2014
LiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text
Autor: Heike Oberfeuchtner (H.O.)



Courchevel, 15.06.2014 - Die letzte Etappe des 66. Critérium du Dauphiné wartete mit spektakulärem Renngeschehen, einem Sensationscoup von Andrew Talansky (Garmin-Sharp), einer fantastischen Einzelleistung von Alberto Contador (Tinkoff-Saxo) und einem kompletten Umsturz im Gesamtklassement auf. Nach etwa 20 Kilometern setzte sich eine bärenstarke Gruppe, welche neben Talansky noch zahlreiche andere Anwärter auf den Gesamtsieg enthielt, aus dem Peloton ab. Contador und Chris Froome (Team Sky) verfolgten die Ausreißer zunächst mit vereinten Kräften, bevor der Maillot Jaune-Träger sich ganz alleine auf die Jagd machte. Doch es war zu spät: Trotz seiner offensichtlich überragenden Form lag Contador im Ziel noch über eine Minute hinter der Talansky-Gruppe zurück und verlor den Gesamtsieg an den 25-jährigen US-Amerikaner. Den völligen Zusammenbruch von Vorjahressieger Froome konnte auch das Resultat seines Teamkollegen Mikel Nieve nur teilweise kompensieren. Der 30-Jährige gewann den 131,5 Kilometer langen Abschnitt zwischen Megève und Courchevel Le Praz vor Romain Bardet (Ag2r-La Mondiale) und Adam Yates (Orica-GreenEdge).

Gemeinsame Defensiv-Arbeit statt Duell um Gesamtsieg
Nur 8 Sekunden Differenz zwischen Alberto Contador und dem gestern auf Gesamtrang zwei zurückgefallenen Chris Froome versprachen für die finale achte Etappe des Critérium du Dauphiné einen heißen Zweikampf. Doch stattdessen sahen der 31-jährige Spanier und der in Kenia gebürtige Brite sich in die Defensive gedrängt. Kurz nach der ersten Bergwertung, der Côte de Domancy bei Kilometer 16,5 (Kat.2), die von Tejay van Garderen (BMC) gewonnen wurde, konnte sich eine Gruppe aus dem Hauptfeld lösen, die der Volksmund gerne als "Hammer-Gruppe" bezeichnet und die mehr als einen brandgefährlichen Fahrer enthielt. Neben dem Gesamtdritten Andrew Talansky und dem Gesamtfünften Jurgen van den Broeck (Lotto-Belisol) fuhren dort der Gesamtsiebte Romain Bardet sowie der Gesamtzehnte Adam Yates. Immerhin hatte Team Sky drei Männer in der insgesamt 24 Köpfe umfassenden Fraktion untergebracht, aber Tinkoff-Saxo und beispielsweise auch IAM Cycling, die den hervorragenden siebten Gesamtrang von Sébastian Reichenbach gerne konservieren wollten, hatten den Sprung nach vorne verpasst. Die beiden Mannschaften begannen mit der Nachführarbeit, bevor ein Vorstoß von Chris Froome höchstpersönlich dazu führte, dass sich eine fast ebenso hochkarätige 17-köpfige Verfolgergruppe bildete, die den Mann im Grünen Trikot, Contador, den Gesamtvierten Wilco Kelderman (Belkin), den Gesamtsechsten Vincenzo Nibali, den Gesamtneunten Jakob Fuglsang (beide Astana) sowie eben Reichenbach umfasste.

Contador in Superform, Demütigung für Chris Froome
Mit vereinten Kräften gelang es zunächst, den Abstand nach vorne zu reduzieren, doch an der Côte de Montagny (Kat.1), dem vorletzten Anstieg, der 16 Kilometer vor dem Ziel gipfelte, attackierte Nibali. Zwei seiner Teamkollegen sowie Kelderman, der Mann im weißen Nachwuchstrikot, fuhren mit dem Italiener mit. Da von Froome und seinen Leuten - von denen sogar welche aus der ersten Gruppe zurückbeordert worden waren - keine Reaktion ausging, beschloss Alberto Contador irgendwann, dem Spuk auf eigene Faust ein Ende zu bereiten. Mit behendem Tritt, vor physischer Stärke nur so strotzend, aber mutterseelenallein - wenn man davon absieht, dass er andauernd zurückfallende Ausreißer einsammelte -, machte er Sekunde um Sekunde auf Nibali und vor allem auf die Spitzenreiter gut. Chris Froome nahm die gegenteilige Entwicklung. Der Mann, der zu Beginn der Rundfahrt so überlegen schien, ließ auf einmal erheblich Zweifel an seiner Tour-de-France-Form aufkommen. Gut 40 Sekunden lag er am Gipfel schon hinter dem Gelben Trikot zurück, aber es sollte noch viel mehr werden.

Talansky macht aus virtuellem ein echtes Maillot Jaune
Da von Froome keine Gefahr mehr ausging, war es ein anderer Kampf, den Alberto Contador im Anstieg nach Courchevel zu kämpfen hatte. Es war der Kampf gegen Andrew Talansky, der - wohl wissend, dass er sich im virtuellen Maillot Jaune befand - sowohl in der Abfahrt vom Montagny wie am letzten Berg enorm aufs Tempo drückte. Von seinen Begleitern und Rivalen waren ihm noch Yates, Bardet, Van Garderen, Van den Broeck, Daniel Navarro (Cofidis), John Gadret (Movistar) und Mikel Nieve geblieben. Letztgenannter attackierte 3000 Meter vor dem Ziel, um wenigstens irgendetwas an diesem rabenschwarzen Tag für Team Sky zu erreichen. Talansky verließen auf den letzten 1,5 Kilometern ein wenig die Kräfte, aber auch Contador, der in diesen Augenblicken Nibali überholte, sah nicht mehr ganz so gut aus. Der unerträglich spannende Sekundenkrimi um den Gesamtsieg des 66. Critérium du Dauphiné endete dann zugunsten des 25-jährigen US-Amerikaners, weil Contador 66 Sekunden hinter jenem zurückblieb, aber nur 39 hätte verlieren dürfen. Zeitgutschriften kamen für beide nicht mehr ins Spiel, denn als Talansky als Vierter das Ziel erreichte, hatten Nieve, Bardet und Yates diese schon aufgebraucht. So feierte Andrew Talansky seinen zweiten Rundfahrtsieg - aber einen ungleich bedeutenderen als bei der Tour de l´Ain 2012 - mit 27 Sekunden Vorsprung auf Contador und 35 Sekunden auf Jurgen van den Broeck.

Umsturz in der Gesamtwertung
Kelderman schaffte es hinter dem Belgier und Van Garderen als Siebter ins Ziel und verteidigte mit dem vierten Gesamtrang (+0:43) auch das Nachwuchstrikot. Romain Bardet verbesserte sich von Rang sieben auf Rang fünf. Auch Adam Yates zog an Nibali vorbei und wird Gesamtsechster. Nieve, dem sein erstes Spitzenresultat seit dem Giro 2011 gelungen war, schaffte den Sprung in die Top10, ebenso wie Daniel Navarro. Jakob Fuglsang fiel von neun auf zehn zurück, Sébastian Reichenbach wird letztlich Gesamtvierzehnter. In den anderen Sonderwertungen ereignete sich nichts Dramatisches mehr. Der Sieg im Punkteklassement ging an Froome, dem dies angesichts seines dramatischen Absturzes von Gesamtrang zwei auf Rang zwölf - er finishte mit 5 Minuten Rückstand - wie blanker Hohn vorkommen wird. Das Bergtrikot sicherte sich Alessandro de Marchi (Cannondale), ohne dabei wirklich in Erscheinung zu treten. Nach der zweiten Bergwertung, dem Col des Saisies (Kat.1), an dem kein Konkurrent genügend Punkte einfahren konnte, war sein Erfolg in trockenen Tüchern. Platz eins in der Mannschaftswertung trägt Astana vor Katusha davon.

-> Zum Resultat und Endstand

Nur 128 Athleten konnten die Rundfahrt zu Ende bringen. Heute trat Leigh Howard (Orica) nicht mehr an. Sechs Fahrer gaben unterwegs auf, nämlich Boom (Belkin), Pozzato (Lampre), Willems (Lotto), Chavanel (IAM), Santaromita (Orica) und Millar (Garmin). Pires, Paulinho, Beltran (alle Tinkoff), Démare (FDJ), Vorobyev (Katusha) und Padour (NetApp) verpassten in Courchevel das Zeitlimit.






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