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Cofis Cycling Cosmos (9) – und wieder ein leiser Abschied
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31.10.2014

Cofis Cycling Cosmos (9) – und wieder ein leiser Abschied

Info: Cofis Cycling Cosmos
Autor: Christine Kroth (Cofitine)



Freitag, 31.10.14

Schon vor Kurzem hatte ich mich in meinem Blog mit den lauten und leisen Abschieden im Radsport beschäftigt. Heute möchte ich mich noch einmal diesem Thema widmen. Als Fan ist man immer leidenschaftlich dabei. Natürlich ist es schade um jeden Fahrer, der sein Rad an den buchstäblichen Nagel hängt. Doch richtig traurig ist man, wenn es einen Fahrer betrifft, der in der persönlichen Rangliste der Lieblingsfahrer sehr weit oben rangierte.

Vor zwei Tagen gab der Niederländer Martijn Maaskant seinen Rücktritt bekannt. Eigentlich eine Meldung wie jede andere. Wäre es nicht der Fahrer, dessen Karriere ich seit Jahren intensiv verfolgt habe. Noch im Sommer habe ich ihm ein Geburtstagsporträt gewidmet. Er war einer der drei Fahrer, über die ich in meiner wöchentlichen Rubrik unbedingt schreiben wollte. Reichenbach – Minard – Maaskant – an diesen drei Namen gab es nichts zu rütteln! Jetzt schreibe ich wieder über ihn – ein Abschiedsporträt.

Es war ein Rücktritt mit Ansage. Nicht unerwartet. Martijn Maaskant hatte in den letzten Jahren viel Pech. Geplagt von Verletzungen und Krankheiten hat er seit seiner Aufgabe bei der Tour of Turkey Ende April kein Rennen mehr bestritten. Der Grund dafür war nur schwer herauszufinden. Er ist keiner, der jede Gefühlsregung in die Welt hinaus twittert. Auch seinen Rücktritt ließ er jetzt über seine Agentur verkünden.

Ich wurde erstmals im April 2008 auf ihn aufmerksam. Ich saß vor dem Fernseher und verfolgte den Klassiker Paris-Roubaix. Die, die vorne fuhren, kannte ich alle. Alle – nur einen nicht! Wer ist das? Maaskant? Ich wurde neugierig, wollte wissen, wer da den Großen die Stirn bot. Am Ende verpasste er das Podium nur knapp, wurde Vierter. Ein Jahr später wurde er Vierter bei der Flandern-Rundfahrt. Ein junges, hoffnungsvolles Talent.
2009 sah ich ihn bei der Tour de France, als er, am Vortag ausgezeichnet, mit der roten Rückennummer den Anstieg nach Verbier in Angriff nahm.
Im Herbst dann eine sehr persönliche Begegnung, an die ich oft und gerne zurückdenke. Giro di Lombardia, das letzte Rennen der Saison. Das Fahrerlager direkt am See in Como. Ich war auf dem Weg zum Hotel, als ich an ihm vorbeiging. Ich war mir zunächst nicht sicher, ob er es ist. Nachdem ich mein Hotel wieder verlassen hatte, stand ich an der Strecke und wartete auf die Durchfahrt des Rennens. Eine gute Bekannte gesellte sich zu mir und wir sahen ihn ebenfalls an der Strecke stehen. Er wartete wie wir auf die Fahrer. Wir baten um Fotos und plauderten kurz mit dem unscheinbaren jungen Mann im grauen Kapuzenpulli. Das Foto mit ihm steht noch heute bei mir im Wohnzimmer.

2011 stürzte Martijn Maaskant auf der vorletzten Etappe von Paris-Nizza schwer und zog sich eine Lungenverletzung zu. Von dieser Verletzung hat er sich nicht mehr erholt.
Ich habe ihn zuletzt vor gut zwei Jahren getroffen. In St. Claude, im Jura, bei der Tour de l’Ain. Bei diesem Rennen hatte ich den Eindruck, er könnte es endlich gepackt haben, wieder ansatzweise an seine frühere Leistungsfähigkeit anzuknüpfen. Leider war dem nicht so.

Vor zwei Jahren habe ich bei einem Gewinnspiel im Advent eine Fototasse gewonnen. Ich konnte sie mit einem Foto meiner Wahl gestalten. Ich entschied mich, daraus eine Fan-Tasse zu machen und wählte ein Foto meines Lieblingsfahrers, das ich wenige Monate zuvor beim Rennen Rund um den Finanzplatz Eschborn-Frankfurt gemacht hatte. Auf diesem Foto ist neben Maaskant auch noch sein damaliger Teamkollege David Millar zu sehen. Auch er beendet in diesem Jahr seine Karriere.

Ein großes Talent nimmt Abschied vom Radsport. Ein Talent, das sich nur zu Beginn richtig entfalten konnte. Ich habe seine Karriere mit großem Interesse und Begeisterung verfolgt und begleitet.
Die Erinnerung wird bleiben.
Danke für viele tolle Radsport-Momente!





Martijn Maaskant bei der Tour de l Ain 2012
Martijn Maaskant bei der Tour de l Ain 2012

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