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Jasper Stuyven sticht die Favoriten aus und verhindert Sprintenscheidung bei Kuurne-Bruxelles-Kuurne
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28.02.2016

Jasper Stuyven sticht die Favoriten aus und verhindert Sprintenscheidung bei Kuurne-Bruxelles-Kuurne

Info: Kuurne-Bruxelles-Kuurne 2016 (1.HC)
Autor: Heike Oberfeuchtner (H.O.)



28.02.2016 – Beim Eintageshalbklassiker Kuurne-Bruxelles-Kuurne (erstmals 1.HC) hat Jasper Stuyven (Trek-Segafredo) einen fantastischen und überraschenden Solo-Sieg gefeiert. Der 23-jährige Belgier fuhr ca. 17 Kilometer vor dem Ziel aus einer stark besetzen Gruppe davon und konnte, gegen alle Wahrscheinlichkeit, sowohl seinen ehemaligen Begleitern wie dem Peloton die Stirn bieten. Mit 17 Sekunden Rückstand gewann Top-Favorit Alexander Kristoff (Katusha) den Sprint um Platz zwei vor Nacer Bouhanni (Cofidis) und egalisierte damit sein Resultat aus dem Vorjahr. Dylan Groenwegen (LottoNL), Lukasz Wisniowski (Etixx), Niccolo Bonifazio – ein Teamkollege des Siegers – und Weltmeister Peter Sagan (Trek) belegten die Plätze vier bis sieben.

Die Action beginnt am Oude Kwaremont
Was haben wir schon für Wetterkapriolen am Tag von Kuurne-Brüssel-Kuurne erlebt! 2010 musste das Rennen wegen Sturm verkürzt werden, 2013 fiel es wegen Schneefall ganz aus. Glücklicherweise hielt der Wettergott sich nicht an den Dreijahresrhythmus und ließ 2016 nur einen eiskalten Wind, begleitet von freundlichem Sonnenschein auf die Fahrer los. Für mehr Ungemach sorgten Krankheiten und Blessuren, die vom gestrigen Omloop Het Nieuwsblad herstammten und für vier Nichtstarter verantwortlich waren. Es dauerte nicht lange, bis eine elfköpfige Fluchtgruppe entstand, in der sich ein Mann befand, der es 24 Stunden zuvor schon einmal probiert hatte, nämlich Kevin Van Melsen (Wanty-Groupe Gobert). Beim ihm waren Sébastian Turgot (AG2R), Mirko Trosino (Southeast), Boy van Poppel (Trek), Berden de Vries, Sjoerd van Ginneken (beide Roompot), Yanto Barker (One Pro Cycling), David Boucher, Gerry Druyts (beide Crelan-Vastgoedservice), Jaap de Man (3M) und Romain Cardis (Direct Energie). Ihr Vorsprung stieg auf maximal 8 Minuten, bevor am Oude Kwaremont – also nach ca. 115 von insgesamt 200 Kilometern – die Action begann.

Boonen und Van Avermaet in der vorentscheidenden Gruppe
Die generell hohe Geschwindigkeit, ein Angriff von Peter Sagan (Tinkoff) und eine Tempoverschärfung von Lotto Soudal sorgten nach und nach dafür, dass bis zum Tiegemberg (km 138,6) nur noch 40 Fahrer im Peloton beisammen waren und dass diese keine ganze Minute mehr hinter den Spitzenreitern lagen. Am Nokereberg (km 150,6), der letzten Erhebung des Tages, zog Lotto immer noch und auch Etixx-Quick Step, das wegen der Pleite gestern einiges gutzumachen hatte, schaltete sich ein. Aber erst die übernächste Angriffswelle führte, in Kombination mit dem scharfen Seitenwind, zu einer Vorentscheidung. Mehrere Fahrer aus dem Feld schlossen sich mit den 3 verbliebenen Ausreißern Trosino, Van Poppel und De Vries zusammen, darunter Greg van Avermaet (BMC), der den Omloop Het Nieuwsblad gewonnen hatte, Tom Boonen (Etixx), der Kuurne-Sieger von 2007, 2009 und 2014, und Luke Rowe (Sky), Vierter des Omloop. Außerdem hatten Boonens Teamkollege Julien Vermote, Pim Ligthart (Lotto Soudal), Jasper Stuyven (Trek), Cort Magnus Nielsen (Orica), Twan Kastelijns (LottoNL), Oliver Naesen (IAM), Tom Stamsnijder (Giant) und Antoine Duchesne (Direct Energie) den Postabgang erwischt.

Stuyven trotzt Gegenwind und zwei Verfolgergruppen
Mit 39 Sekunden Vorsprung absolvierte diese gefährliche Gruppe die erste Zielpassage, welche in die drei Schlussrunden um Kuurne eingebaut war. Lotto Soudal, die offenbar nicht auf Ligthart vertrauten, Katusha, die alles auf Alexander Kristoff setzten und Orica-GreenEdge, die mit Caleb Ewan ebenfalls einen Favoriten in ihren Reihen hatten, führten das Feld hinterher. Andere starke Sprinter waren zu diesem Zeitpunkt längst nicht mehr dabei, etwa Elia Viviani (Sky) und Giacomo Nizzolo (Trek). Kurz vor der zweiten Zielpassage griff Jasper Stuyven seine Begleiter in der Spitzengruppe plötzlich an und machte sich völlig allein auf die noch ausstehenden 15 Kilometer. Bereits gestern hatte der 23-Jährige auf sich aufmerksam gemacht, aber ein Sturz hatte seine Ambitionen vereitelt. 5 Kilometer vor dem Ziel betrug Stuyvens Vorsprung 41 Sekunden aufs Peloton, dazwischen befanden sich aber immer noch seine ehemaligen Begleiter. 4 km: 43 Sekunden aufs Peloton und 23 Sekunden auf die Gruppe. 3 km: 38 Sekunden aufs Peloton, 26 Sekunden auf die Gruppe – das Ganze zog sich scheinbar ewig hin. 2000 Meter vor dem Ziel schlossen sich die Verfolger zusammen, es fehlten ihnen aber immer noch 31 Sekunden und so blieb es bis zur Flamme Rouge.

Reminiszenz an Paris-Roubaix Juniors 2010
Jetzt erst drehte sich Stuyven ein paarmal um und ließ die Möglichkeit des Siegs in sein Bewusstsein eindringen. Auf der Zielgerade hatte er sogar noch Zeit, den unverhofften Triumph zu genießen. 2014 war der Juniorenweltmeister von 2009 Berufsradfahrer geworden und hatte seitdem mit der 8. Etappe der letztjährigen Vuelta a España bereits einen großen Sieg gefeiert. Der Erfolg von Kuurne mag ihn aber an 2010 erinnert haben, als er Paris-Roubaix der Junioren gewann. "Auf der letzten Runde um den Zielort musste ich sehr leiden, vor allem bei Gegenwind", so Stuyven im Siegerinterview. "Ich habe aber weiter an meine Chance geglaubt und habe ständig Infos aus dem Begleitwagen bekommen [Funk ist seit Kurzem auch in HC-Rennen wieder erlaubt]. Als das Ziel näher kam hörte ich auch, dass ich nur wenig Zeit verloren hatte. Da wusste ich, dass ich es schaffen würde. Es ist einfach fantastisch, aber ich musste dafür auch an meine Grenzen gehen."

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