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Nicole Reist gewinnt auch Race Around Austria und schafft das fast unmögliche Triple
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18.08.2019

Nicole Reist gewinnt auch Race Around Austria und schafft das fast unmögliche Triple

Autor: Kathrin Senn (TEXTSCHAFT)



Drei Ultracycling-Rennen innert einer Saison mit insgesamt fast 6000 Kilometern und über 90'000 Höhenmetern zu fahren, scheint allein schon mehr als verrückt. Alle Wettkämpfe zu gewinnen und zwischen zwei der drei Rennen nur gerade eine Woche zu haben, ist so gut wie unmöglich. Nicht so für die Schweizer Ultracyclerin Nicole Reist: Sie siegt auch beim Race Around Austria und macht das Triple voll. Heute um 18.32 Uhr ist sie nach 4 Tagen und 9 Stunden sowie 2200 Kilometern und 30'000 Höhenmetern in St. Georgen im Attergau in Oberösterreich ins Ziel gefahren. Dabei holt sie nicht nur den dritten Saisonsieg, sondern bricht auch den Streckenrekord der Damen beim Rennen rund um Österreich. Zudem beweist sie sich mit mindestens dem 4. Rang Overall einmal mehr in der Weltspitze der Männer – und dies, nachdem sie nur eine Woche vor dem Start das Race Across France mit 2600 Kilometern und 45'000 Höhenmetern gewonnen hatte.

«Letzlich ist alles gut aufgegangen – aber es war extrem hart», erzählt Nicole Reist nach ihrer Zielankunft am Race Around Austria. Eben hat sie zum Abschluss ihrer Ultracycling-Saison auf dem Rennrad 2200 Kilometer und 30'000 Höhenmeter nonstop zurückgelegt, mit nur gerade drei Schlafpausen zu je 45 Minuten. Sie gewinnt das Race Around Austria bereits zum dritten Mal und unterbietet dabei den letztjährigen Streckenrekord der Österreicherin Anna Bachmann um 4 ½ Stunden. «Der Streckenrekord ist quasi das Sahnehäubchen zum Saisonabschluss», verrät Nicole Reist. «Ich wusste, dass ich es schaffen kann, wenn alles gut läuft. Erwartet habe ich es aber nicht.» Verständlich, kann doch in einem Ultracycling-Rennen von mehreren Tagen viel Unerwartetes passieren. So war das Wetter sehr abwechslungsreich, mit mehrmals starkem Regen, Kälte und Wind, dazu kamen zahlreiche ungeplante Baustellen und Umleitungen. Auch mit Müdigkeit kämpfte Nicole Reist diesmal deutlich mehr, als sonst. Trotzdem bewies sie auch an diesem Rennen einmal mehr ihre Weltklasse innerhalb des Männerfeldes und holt sich mindestens den 4. Rang Overall. Ob es der 3. oder 4. Platz wird, ist zum Zeitpunkt dieses Medienversandes theoretisch noch offen, da ein nach ihr gestarteter Fahrer noch unterwegs ist.


Weiterer Bericht zum Race Around Austria:
Strasser/Kienreich mit neuer Rekordmarke rund um Österreich


Beim Start schon 2600 Rennkilometer in den Beinen
Dabei ist es schon alles andere als selbstverständlich, dass Nicole Reist das Race Around Austria überhaupt geschafft hat. Nur gerade eine Woche vor dem Start hatte sie nämlich das Race Across France als Siegerin und Zweite Overall beendet. Sie hatte also schon 2600 Rennkilometer und 45'000 Höhenmeter in den Beinen, als sie zum Rennen rund um Österreich antrat. Umso erstaunlicher sind ihre Rekordzeit und die starke Gesamtklassierung – nicht nur körperlich, sondern vor allem auch mental eine absolute Höchstleistung. «Ich merkte Frankreich definitiv noch», so Reist nach der Zielankunft. «Ich kämpfte mit Erschöpfung, wie noch nie in einem Rennen, sodass wir sogar eine zusätzliche, dritte Schlafpause zu den geplanten zwei einlegten. Ein riesen Dank gehört meinem Team, das mich fantastisch unterstützt und mir über die Krisen hinweggeholfen hat!»

Nicole Reist setzt mit verrückter Rennkombination neue Ultracycling-Massstäbe
Mit der vollendeten Kombination dieser beiden Rennen schafft Nicole Reist, was in der UltracyclingSzene bislang als eigentlich unmöglich galt und setzt in ihrem Sport neue Masstäbe: «Die Kombination des Race Across France und des Race Around Austria ergibt mit zusammengezählt 4800 Kilometern etwa die Distanz des Race Across America – allerdings mit fast 80'000 statt nur 50'000 Höhenmetern. Eine Rennkombination, die bisher noch kein Athlet versucht hat», erklärt Nicole Reist die besondere Herausforderung ihrer Saison. «Ich bin extrem glücklich, dass es geklappt hat!», so die bescheidene Athletin, die sich zwischen den beiden Rennen noch nicht mal richtig erholen konnte. «In der kurzen Pause musste ich ziemlich hart trainieren, damit mein Körper nicht in einen längeren Erholungsmodus geht. Da kamen noch viele Kilometer und Höhenmeter dazu.»
Zudem hatte sie Ende Juni, also nur gut einen Monat vor dem Race Across France, an der Glocknerman Ultraradmarathon Weltmeisterschaft in Graz bereits ihren 4. Weltmeistertitel geholt. Während die meisten Ultracycling-Athleten ein Rennen pro Jahr fahren, oder höchstens deren zwei, sofern sie weit genug auseinanderliegen, waren jene 1000 Weltmeisterschafts-Kilometer und 17'000 Höhenmeter für Nicole Reist gerade mal der Saisonstart. Das Highlight folgte dann mit der nie dagewesenen Kombination des Race Across France und des Race Around Austria.

«Ich will 2020 nochmals Ultracycling-Geschichte schreiben!»
Ausruhen wird sich die 35-jährige Nicole Reist auch nach Saisonende nicht. Bereits am Montag sitzt sie wieder im Büro, um ihrem Vollzeit-Job als Hochbautechnikerin nachzugehen. Und auch ihre Trainingspause wird nur kurz sein. In zwei Wochen wird sich die Spitzenathletin wieder täglich in den frühen Morgenstunden sowie nach Feierabend aufs Rad setzen und ein enormes Pensum abspulen. Warum tut sie sich das an? «Das Zusammenspiel von Körper und Kopf im Ultracycling fasziniert mich nach wie vor! 2019 war für mich deshalb quasi ein Zwischenjahr zur Vorbereitung», verrät die ambitionierte Athletin. «Denn 2020 will ich nochmals Ultracycling-Geschichte schreiben. Wo und in welcher Form genau, werde ich mir in den kommenden Wochen in Ruhe überlegen. Aber ich habe schon die eine oder andere Idee…» Dass Nicole Reist sowohl den eisernen Willen als auch die Disziplin hat, ihre Ziele zu erreichen, hat sie schon unzählige Male bewiesen. Wir dürfen also gespannt auf nächstes Jahr schauen.





Nicole Reist gewinnt auch Race Around Austria und schafft das fast unmögliche Triple (Foto: Martin Granadia)
Nicole Reist gewinnt auch Race Around Austria und schafft das fast unmögliche Triple (Foto: Martin Granadia)

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