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Türkei-Rundfahrt: Drama um Keisse mit gutem Ende für den Ausreißer
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28.04.2012

Türkei-Rundfahrt: Drama um Keisse mit gutem Ende für den Ausreißer

Info: Presidential Cycling Tour of Turkey - Etappe 7
Autor: Felix Griep (Werfel)



Izmir, 28.04.2012 – Der letzte Kilometer, die letzte Kurve, ein Sturz. Und plötzlich schien alles vorbei. Iljo Keisse (Omega Pharma-Quick Step) stand unmittelbar vor dem Sieg auf der 7. Etappe der Tour of Turkey, als in einer Spitzkehre, die so kurz vor dem Ziel ein mehr als unnötiges Hindernis darstellte, sein Rad wegrutschte und er zu Boden ging. Doch der Belgier warf die abgesprungene Kette wieder auf, bestieg sein Rad und rettete sich mit allerletzter Kraft vor Marcel Kittel (Argos-Shimano), dem Schnellsten aus dem heranbrausenden Feld, ins Ziel. Dem Schock folgte also doch ein Happy End. Ein solches wird es morgen aller Voraussicht nach auch für Ivaïlo Gabrovski (Konya Torku Seker Spor) geben, der dem Gesamtsieg ganz nahe ist.

Keisse fährt für Kind und Freudin
Die 7. Etappe der Türkei-Rundfahrt, über 123,8 Kilometer von Kusadasi nach Izmir führend, wurde schon zu Beginn von Iljo Keisse (Omega Pharma-Quick Step) geprägt, der seine besondere Motivation an diesem Tag in einem Interview nach dem Rennen offenbarte: Sein 17 Monate alter Sohn war krank und Keisses Freundin musste mit dem Nachwuchs den ganzen Tag zuhause verbringen, wo sie ihren Partner im Fernsehen bei der Arbeit beobachtete. Seiner Liebsten wollte der 29-jährige Belgier natürlich etwas bieten und war der erste Fahrer des Tages, der attackierte. Auch wenn es noch nicht sofort klappte, im zweiten Versuch gelang ihm mit sechs anderen Fahrern die Flucht. Die Zeichen für einen Sieg standen da nicht gerade besonders gut, denn Europcar hatte mit Damien Gaudin und Jérôme Cousin einen numerischen Vorteil und Andrey Zeits (Astana), der in der Gesamtwertung auf Platz 13 lag, war einigen Teams ein Dorn im Auge, was eine strikte Verfolgung durch das Feld garantierte. Weiterhin gehörten Mikhail Ignatiev (Katusha), Laurent Pichon (Bretagne-Schuller) und Marek Canecky (Salcano-Arnavütkoy) der Gruppe an, deren Vorsprung dann tatsächlich nur gut drei Minuten erreichte, so dass Zeits zu keinem Zeitpunkt virtueller Leader war. Das Profil eröffnete keine Möglichkeiten für einen Kampf um die Gesamtwertung, weshalb sich das Renngeschehen gegen Ende auf eine kontinuierliche Verringerung des Abstandes beschränkte, einen typischen Kampf zwischen Ausreißern und Feld.

Bahnfahrer Keisses erster wichtiger Sieg auf der Straße
Der Vorsprung war 20 Kilometer vor dem Ziel unter zwei Minuten gesunken und in der Spitzengruppe gab es erste Versuche, durch Angriffe neuen Schwung zu erzeugen. Große Wirkung wurde dadurch nicht erzielt, an der Zehn-Kilometer-Marke betrug die Differenz genau eine Minute. Danach kam das Feld aber nicht mehr so schnell näher und Keisse fasste sich fünf Kilometer vor Schluss ein Herz. Seine Mitausreißer hatte er schnell abgehängt und an der Flamme Rouge noch so viel Vorsprung, dass sein erster nennenswerter Sieg im Straßenradsport so gut wie sicher schien. Seinen bislang einzigen Erfolg hatte der Bahnspezialist 2007 bei Internatie Reningelst eingefahren, einem seitdem nur noch als nationalen Event ausgetragenen Eintagesrennen. Dann kam jene schicksalhafte Kurve, für die man dem Veranstalter schon eine gewisse Fahrlässigkeit vorwerfen konnte. Denn auch das Feld, in vollem Tempo der Sprintvorbereitung, kam nicht unbeschadet durch diese Haarnadel, einige Fahrer stürzten, andere kamen von der Strecke ab oder mussten stark abbremsen. Nach seinem Sturz schien der Sieg für Keisse verloren, doch wie er selbst hinterher sagte: „Als Bahnfahrer weiß ich wie es ist, einen Kilometer mit stehendem Start zu fahren“. Er beschleunigte mit aller Kraft und dem Ziel direkt vor Augen und schaffte es mit Müh und Not noch vor dem Feld über die rettende Linie. Marcel Kittel (Argos-Shimano) konnte ihn nicht mehr abfangen, wurde Zweiter vor Alessandro Petacchi (Lampre), Andrea Guardini (Farnese Vini), Mark Renshaw (Rabobank) und Robert Förster (UnitedHealthcare). In der Gesamtwertung hatte die Etappe keine Auswirkungen, Ivaïlo Gabrovski (Konya Torku Seker Spor) steht kurz vor dem Gesamtsieg.

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Es ist kaum vorstellbar, dass Gabrovski auf der 8. Etappe seinen Vorsprung von 1:33 Minute noch verlieren könnte. Vom europäischen Teil Istanbuls geht es auf die asiatische Seite der größten türkischen Metropole, wo auf einem Rundkurs nach 120,4 Kilometern ein Sprint wahrscheinlich ist, wenn nicht wieder ein Ausreißer wie Keisse einen grandiosen Tag erwischt.





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Foto: Sabine Jacob

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