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Neues im Fall Ullrich
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15.10.2006

Neues im Fall Ullrich

Autor: Daniel Schönhoff


Jan Ullrich


"Gegen die von dem Verband permanent angeheizte Rufmordkampagne werde ich mich zur Wehr setzen", kündigte Jan Ullrich auf seiner Homepage an. Es scheint, als würde der Wahlschweizer jetzt gegen den Schweizer Radsportverband, Swiss Cycling, vorgehen wollen. Er habe "mit großem Erstaunen" Berichte zur Kenntnis genommen, wonach Swiss Cycling ein Dopingverfahren gegen ihn fortsetzen wolle. Weiter heißt es auf seiner Homepage, "Tatsächlich ist bisher ein Verfahren gegen Jan Ullrich überhaupt noch nicht eingeleitet worden".

Nach eigenen Angaben verfügt der Schweizer Verband inzwischen über ein vervollständigtes Dossier der spanischen Guardia Civil und habe dieses, bereits am Freitag, der Fachkommission für Dopingbekämpfung von Swiss Olympic (FDB) übergeben. Die Kommission arbeitet als Untersuchungsbehörde. Allerdings habe diese, das Dossier noch nicht weitergeleitet, da es bislang noch keine positive Dopingprobe gäbe. Die Unterlagen würden erst nach "Vervollständigung an die Disziplinarkammer übergeben, von welcher dann das eigentliche Disziplinarverfahren durchgeführt wird". Zunächst will die Fachkommission für Dopingbekämpfung noch auf Unterlagen und Beweismittel aus Spanien und Deutschland warten. "In der Zwischenzeit sind aufgrund der laufenden Voruntersuchungen keine weiteren Informationen möglich", verlautet aus Kreisen von Swiss Olympic.

Unterdessen belasten Berichte der Süddeutschen Zeitung Jan Ullrich zusätzlich. Demnach sind Behörden wohl in der Lage, Ullrichs Aufenthalte in Madrid zu dokumentieren, die sehr wohl vermuten lassen, dass der Rostocker, entgegen seiner bisherigen Behauptungen, Kontakt zu Eufemiano Fuentes gahebt habe. Laut der "Süddeutschen" soll Ullrich mehrmals in spanischen Hotels logiert haben, bevorzugtes Domiziel sei wohl das "PIO XII" gewesen sein. Namhafte Radsportprofis, die von Ermittlern dort fotografiert worden sind, hätten an der Rezeption nicht einmal ihre Identität preisgeben müssen, heißt es weiter. Desweiteren sollen Polizeibeamte Blutbeutel mit der Aufschrift "Jan" sichergestellt haben, die von Fuentes-Helfern in einem Plastikbeutel gesteckt, in einen Mülleimer im besagten Hotel geworfen haben sollen.

Die Ermittler scheinen sich sicher zu sein, Verbindungen Ullrichs zu Fuentes bis ins Jahr 2003 nachweisen zu können. Das die Ermittler ein handsigniertes Foto von Ullrich bei ihren Durschsuchungen gefunden haben sei hier nur am Rande erwähnt.

Stichhaltige Beweise könnte nun eine DNA-Analyse geben. Den Schweizer Behörden soll, wie die "Süddeutsche" weiter berichtet, eine solche vorliegen. Es war zunächst berichtet worden, dass es diese nicht gäbe, weil Ullrich bei der Hausdurchsuchung mitte September nicht angetroffen wurde. Jedoch musste Ullrich nach einer richterlichen Anordnung, bei der schweizer Polizei eine Speichelprobe abgeben. Damit sollte einem Abgleich der beschlagnahmten Blutbeutel mit seiner DNA nichts mehr im Wege stehen.

Die Eröffnung eines Verfahrens gegen Ullrich wird nun immer wahrscheinlicher. Die Indizienlage lässt zunehmend an der Glaubwürdigkeit Ullrichs zweifeln. Die Rechtslage sieht zwar vor, dass er, solange kein Verfahren gegen ihn läuft am Renngeschäft teilnehmen dürfte, der sogenannte Ehren-Kodex verbietet jedoch, einen Fahrer starten zu lassen, der im Verdacht steht, mit Dopingmitteln manipuliert zu haben.

Wie es weitergehen wird, ist noch nicht abzusehen. Jan Ullrich beteuert weiterhin seine Unschuld. Ob wir ihn jemals wieder im Rennsattel sehen werden, hängt wohl maßgeblich davon ab, wie intensiv die Behörden ihre Arbeit fortsetzen und ob ein Verfahren tatsächlich eingeleitet wird. Doch momentan sieht es nicht gut aus für das Radsportidol aus Deutschland.


Jan Ullrich




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Jan Ulrich
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