Erste bergige Etappe der Dauphiné geht an Cyril Dessel

Info: CRITÉRIUM DU DAUPHINÉ LIBÉRÉ
Autor: Henning Witteborg
Ranking zu: Gesamtweltrangliste

Der Franzose Cyril Dessel von Ag2r-La Mondiale hat die vierte Etappe des Critérium du Dauphiné Libéré mit einer Attacke am letzten Anstieg aus einer Spitzengruppe heraus für sich entschieden. Zweiter wurde mit geringem Abstand Pierre Rolland (Crédit Agricole), auf Platz drei folgte Amaël Moinard (Cofidis).

Mit dem heutigen fünften Teilstück der Dauphiné Rundfahrt von Vienne über 193 Kilometer nach Annemasse wartete nach dem gestrigen Zeitfahren mit der ersten richtigen Bergetappe die zweite schwere Prüfung auf die Favoriten auf den Gesamtsieg. Auf dem Weg ins Tagesziel galt bei Kilometer 127,5 (Kategorie 3), 140 (Kategorie 4) und schließlich mit dem als Kategorie 1 klassifizierten Le Salève nach 175,5 Kilometern drei Bergwertungen zu bewältigen. Auch nach der Abfahrt von jenem letzten Berg ging es nochmals kurz bergauf nach Annemasse. Von Beginn an war diese vierte Etappe von zahlreichen Angriffen geprägt, doch von den unter anderem in der Anfangsphase aktiven Fabian Wegmann (Gerolsteiner), Yaroslav Popovych (Silence-Lotto), Karsten Kroon (CSC) und David De La Fuente (Saunier Duval-Scott) konnte sich niemand lösen, sodass auch nach 60 Kilometern und vielen weiteren Attacken immer noch keine Gruppe zustande gekommen war.

Wenig später kam es dann aber zur Formierung einer 16-köpfigen Spitzengruppe, die als erste vom Feld ziehen gelassen wurde, was auch daran lag, dass nur Lampre, Fdjeux, Rabobank und High Road nicht vertreten waren. Im Einzelnen setzte sich diese Gruppe aus Roy Sentjens von Silence-Lotto, den Gerolsteiner-Profis Heinrich Haussler und Peter Wrolich, Dominik Roels von Milram, Christophe Le Mével und Pierre Rolland von Crédit Agricole, Lars Yitting Bak von CSC, Juan Oroz von Euskaltel-Euskadi, Juan Manuele Garate von Quick Step, Cyril Dessel von Ag2r, Frederik Willems von Liquigas, David De La Fuente von Saunier Duval-Scott, Sebastien Moinard, Sergio Paulinho von Astana und Oscar Pereiro von Caisse d’Epargne zusammen. Somit waren sowohl die Teams von Carlos Sastre (CSC), Cadel Evans (Silence-Lotto), Alejandro Valverde (Caisse d’Epargne) und Levi Leipheimer (Astana) vertreten. So konnten die Spitzenreiter einen soliden Vorsprung von ca. drei bis vier Minuten herausfahren, der auch nach 100 Kilometern konstant in jenem Bereich blieb.

Daran änderte sich auch bis zur ersten Bergwertung des Tages nichts, welche der stellvertretend für Valverde Bergtrikot tragende De La Fuente für sich entschied und somit sieben Punkte sammelte, die ihn wieder an die Spitze der Sonderwertung brachten. Auch die zwölf Kilometer später gelegene Bergprämie der vierten Kategorie war eine Angelegenheit für spanischen Kletterer, der 2006 bereits mit großem Kampfgeist Zweiter in der Bergwertung der Tour de France geworden war. Wie auch schon davor belegten hinter De La Fuente Pierre Rolland und Cyril Dessel die weiteren Plätze. In der Anfahrt zum sieben Kilometer langen Schlussanstieg kam es im hügeligem Terrain zu einer Attacke aus der Spitzengruppe heraus, bei der sich Thomas Voeckler und Pierre Rolland lösen konnten. Dominik Roels versuchte nachzusetzen, doch das französische Duo war für den Deutschen vom Team Milram nicht zu erreichen.

Durch diese Tempoverschärfung stieg der Vorsprung zum von Caisse d’Epargne und Rabobank angeführten Feld kurz vor Beginn der Steigung auf über vier Minuten und plötzlich war ein Erfolg der Spitzenreiter wahrscheinlicher denn je. Das Spitzenduo hatte allerdings nicht lange Bestand, denn Pierre Rolland ließ mit einer Tempoverschärfung seinen Fluchtkollegen Voeckler stehen, der offenbar am Ende seiner Kräfte war und nun einbrach. Im Feld unterdessen belauerten sich die Favoriten weiter und hielten sich mit Angriffen zurück, lediglich Robert Gesink von Rabobank zog kurzzeitig das Tempo an und dezimierte die Gruppe der Favoriten, allerdings kamen wenig später alle wieder heran. Dennoch wurden nach und nach viele ehemaligen Mitglieder der Spitzengruppe vom Feld gestellt, darunter auch Roels und Voeckler.

Kurz vor dem Gipfel wurde dann der schwächelnde Rolland noch von dem herannahenden Cyril Dessel gestellt, der im selben Moment vorbeizog und nicht nur die Bergwertung für sich entschied, sondern auch mit einigem Vorsprung auf die folgende Abfahrt ging. Dadurch verlor Rolland nicht nur seine Spitzenposition im Rennen, sondern verpasste auch die Übernahme der Spitze in der Bergwertung, da er als Zweiter nur zwölf Punkte mehr als der dort fünftplatzierte De La Fuente bekam, was in der Endabrechnung einen Zwei-Punkte-Rückstand auf den Spanier bedeutete. Auch Dessel weist nun zwei Punkte Rückstand auf und liegt punktgleich mit Rolland auf Rang zwei. In der Folge verteidigte Dessel seinen Vorsprung tapfer, auch wenn Rolland sich nicht geschlagen gab und bis zum Schluss in Reichweite blieb. Die erste große Gruppe um Gesamtleader Alejandro Valverde blieb mit 2:35min Rückstand sechs Kilometer auf Distanz und konnte dem Spitzenreiter nicht mehr gefährlich werden.

Im Ziel hatte Dessel schlussendlich 18 Sekunden Vorsprung vor seinem Verfolger Rolland und konnte sich dementsprechend bereits vor der Überquerung der Zielgerade über seinen dritten Saisonsieg freuen, der ihn gleichzeitig auch auf den vierten Rang katapultierte. Hinter Rolland belegte das Duo Moinard/Pereiro mit 1:21min Rückstand die Plätze drei und vier. Dahinter führte der Däne Lars Yitting Bak (CSC) eine weitere Gruppe mit 2:07min Rückstand ins Ziel, in der sich auch Patrice Halgand befand, der kurz vor dem Ziel noch zu der aus den Resten der ehemaligen Spitzengruppe bestehenden aufgeschlossen hatte und so zwei Sekunden vor dem ebenfalls kurz vor Ende attackierenden wiedergenesenden Michael Rogers vom Team High Road gewertet wurde. Das Feld wies allerdings auch nur 2:11min Rückstand auf und somit war der Zeitgewinn eher gering.

Im Gesamtklassement liegt Alejandro Valverde, der heute 14. wurde, weiterhin mit 23 Sekunden Vorsprung vor Levi Leipheimer und mit 37 Sekunden Vorsprung vor Cadel Evans an der Spitze. Dahinter schob sich Dessel durch seinen heutigen Sieg auf den vierten Platz vor und hat 1:08min Rückstand auf den Spanier, der auch weiterhin in der Punktewertung in Front liegt. Auch der Toursieger von 2006, Oscar Pereiro, konnte einen Sprung von Platz 13 auf Platz sieben machen und weist derzeit knapp zwei Minuten Rückstand auf. Vor ihm haben auch Mikel Astarloza auf Rang sechs ( +1’20’’) und Maxime Monfort auf Rang fünf ( +1’17’’) noch Kontakt zur Spitze. Hinter Pereiro ist Rabobanks Kapitän Robert Gesink mit 2:28min Rückstand zu Valverde weiterhin in Zugzwang, während Rolland durch seinen zweiten Tagerang den Sprung in die Top10 auf den neunten Platz geschafft hat und nur eine Sekunde mehr Rückstand als der Niederländer hat.

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