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Am vierten Tag der Polen-Rundfahrt endlich ein Sprintsieg für Columbia - jedoch durch Edvald Boasson Hagen!
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05.08.2009

Am vierten Tag der Polen-Rundfahrt endlich ein Sprintsieg für Columbia - jedoch durch Edvald Boasson Hagen!

Info: TOUR DE POLOGNE
Autor: H.O.



Rzeszów, 5.8.09 - Nach drei sieglosen Etappen konnte auf dem heutigen längsten Teilabschnitt der gesamten Rundfahrt endlich ein Fahrer aus der Mannschaft Columbia-HTC triumphieren – überraschenderweise jedoch nicht der nominelle Sprintkapitän André Greipel, sondern sein jüngerer norwegischer Teamkollege Edvald Boasson Hagen. Der Deutsche kam im Massensprint nicht an seinem letzten Anfahrer vorbei und wurde aufgrund unfairen Verhaltens sogar von Platz zwei auf den letzten Platz zurückgestuft. Daher gingen die weiteren Podestplätze auf dieser letzten von vier Flachetappen an den belgischen Silence-Lotto-Profi Jurgen Roelandts, der nun auch das Gelbe Trikot und das Punktetrikot von Greipel übernimmt, sowie an den Italiener Danilo Napolitano (Katjusha).

Bei der heutigen Etappe von Naleczów / Wojciechow in die Universitätsstadt Rzeszów handelte es sich nicht nur um die letzte der Sprinter-freundlichen Etappen, sondern außerdem um den längsten von allen sieben Teilabschnitten. Auf den 239,7 Kilometern gab es keine Bergwertung und auch nur eine einzige Sprintwertung, und zwar im letzten Drittel der Strecke, kurz bevor es auf die obligatorischen Schlussrunden im Zielort – heute 3 mal 5,9 km – ging. Das Peloton begab sich mit der heutigen Etappe ins „Dreiländereck“ zwischen Polen, der Ukraine und der Slowakei, also in jenen südöstlichen Zipfel des Landes, in dem sich alle weiteren Abschnitte abspielen werden. Die Ausgangslage stellte sich so dar, dass zwar Columbia-Sprinter André Greipel das Gelbe Trikot trug, aber drei Fahrer mit ihm zeitgleich lagen und nur der Durchschnitt der Einzelplatzierungen über den Gesamtführenden entschied. Insgesamt hatten sogar 16 Fahrer die theoretische Chance, mit einem Etappensieg und den 10 Sekunden Zeitbonifikation an Greipel vorbeizuziehen.

Dreiköpfige Ausreißergruppe
Bei bedecktem Himmel, Windstille und 23 Grad machten sich noch 158 Fahrer in Naleczów auf den Weg – letzter Ausfall, allerdings schon am Montag, war der Weißrusse Konstantin Siutsou, ein Teamkollege des Gesamtführenden, gewesen, der sich, wie jetzt bekannt wurde, das Schlüsselbein gebrochen hat und nicht an der Vuelta wird teilnehmen können. Nach einigen wenigen Kilometern hatte sich die Gruppe des Tages bereits gefunden: Der Litauer Tomas Vaitkus (Astana), der Franzose Anthony Roux (Francaise des Jeux) und sein Landsmann Nicolas Rousseau (AG2R) fuhren einen aufgrund der zunächst geringen Geschwindigkeit im Feld einen schnell wachsenden Vorsprung heraus, der nach 30 Kilometern fünf Minuten betrug und kurz darauf mit 7 Minuten angegeben wurde. Doch als seien die Verfolger bestürzt über ihre eigene Lässigkeit, zogen sie noch in der ersten Rennstunde das Tempo an – deren Mittel betrug dann immerhin 46.5 km / h – und schon 20 Kilometer später hatten die drei Ausreißer keine 6 Minuten mehr auf dem Konto.

Maßarbeit der Verfolger
Es war noch längst nicht die Hälfte der Strecke zurückgelegt, als der Vorsprung unter die 5-Minuten-Marke fiel. Neben dem Team des Gesamtführenden Greipel, der zwar mit seiner Positionierung im Klassement, sicherlich aber nicht mit seinen bisherigen Leistungen im Massensprint zufrieden sein konnte, waren es Milram und Liquigas, die Mannschaft des Vortagssiegers Guarnieri, die sich an der Spitze des Feldes zeigten und dafür sorgten, dass auch in der zweiten Stunde noch ein Schnitt von 45.5 km / h erzielt wurde. 4:25 Minuten war das Terzett bei 115 noch zu fahrenden Kilometern voraus, doch unaufhaltsam schwand das Polster der drei, von denen Vaitkus die meiste Führungsarbeit leistete.

Bei der einzigen Sprintwertung des Tages, die Roux vor dem Litauer und Rousseau gewann, betrug die Distanz zwischen dem mit unverändert hohem Tempo fahrenden Peloton und den Spitzenreitern 2:45 Minuten, 50 km vor dem Ziel nur noch deren zwei. Offensichtlich leisteten die Teams wieder einmal Maßarbeit. Als noch etwas über 30 km bevorstanden, versuchte es der Pole Mateusz Taciak mit einer Attacke, die nichts einbrachte, außer dass die Lücke zwischen Spitze und Hauptfeld sich noch schneller schloss und bereits zu Beginn der Schlussrunden alles wieder beisammen war. Noch immer zeigten sich Columbia, Liquigas und jetzt auch Lampre an der Spitze.

Edvald Boasson-Hagen zu schnell für Sprintkapitän Greipel
10 km vor dem Ziel lancierte wie gestern der Schweizer Michael Schär einen Angriff, doch weder er noch der schon in den letzten Tagen sehr auffällige Pole Paterski hatte eine Chance gegen die immer zahlreicher werdenden Verfolgerteams. Alle Sprintkapitäne wollten die letzte Gelegenheit für einen Etappensieg und evtl. sogar für eine Übernahme des Gelben Trikots nutzen. Auf den letzten 2000 Metern formierte Columbia-HTC den bekannten Sprinterzug – doch nicht etwa Greipel, sondern sein eher für den Sieg in der Gesamtwertung auserkorener Team-Kollege Edvald Boasson Hagen profitierte am Ende davon. Der Deutsche schaffte es ganz offensichtlich nicht, an seinem letzten Sprintanzieher vorbeizugehen.

Greipel zurückgestuft; die Top 10 des Tages
Hagen, der erst 22-jährige norwegische Zeitfahrmeister, in dieser Saison Sieger von Gent-Wevelgem und zweier Giro-d’Italia-Etappen, fügte damit seiner in den letzten zwei bis drei Jahren immer steiler nach oben führenden Karriereleiter eine weitere Stufe hinzu. Teamkollege Greipel wurde letztlich nicht einmal Zweiter, denn aufgrund einer unfairen und gefährlichen Armbewegung in Richtung Allan Davis (Quick Step) wurde sein Ergebnis annuliert als letzter Platz gewertet. Der im Sprint direkt hinter ihm gelegene Belgier Jurgen Roelandts (Silence-Lotto), bereits Zweiter auf der zweiten Etappe und an den anderen Tagen unter den Top 10 platziert, konnte sich daher erneut über Rang zwei freuen. Dem italienischen Katjusha-Fahrer Danilo Napolitano, gestern Vierter, gelang der Sprung aufs Podest. Es folgten Steve Chainel (Bbox) und der erneut gut platzierte Igor Abakoumov (ISD). Milrams Robert Förster erzielte heute mit Platz 6 immerhin ein Ergebnis unter die ersten Zehn, die von Graeme Brown (Rabobank), Francesco Gavazzi (Lampre), dem Dritten der Auftaktetappe, sowie von Sébastien Chavanel (FdJeux) und dem Lokalmatador Michal Golas (Vacansoleil) komplettiert wurden.

Die Einzelwertungen vor den Bergetappen
Aufgrund von Greipels Zurückstufung muss das Team Columbia-HTC somit das Gelbe Trikot abtreten, und zwar an den Etappenzweiten Jurgen Roelandts. Der Belgier hat 2 Sekunden Vorsprung vor dem ersten Träger des Führungstrikots Borut Bozic, was freilich angesichts der morgigen Bergetappe nicht von Belang ist. Vier weitere Fahrer liegen zeitgleich dahinter, darunter der jetzt Fünftplatzierte André Greipel. Der in dieser Saison so erfolgsverwöhnte Deutsche wird am Wochenende mit sehr gemischten Gefühlen auf die Polen-Rundfahrt 09 zurückblicken, bleibt er doch nicht nur trotz guter Gelegenheiten (aller Voraussicht nach) ohne Etappenerfolg, sondern er nimmt nun auch noch den Makel einer Strafe für unfaires Sprintverhalten mit nach Hause. Sein Teamkollege, Etappensieger und nun Gesamt-Sechster Edvald Boasson Hagen, hat indes die besten Aussichten, morgen an die Spitze vorzustoßen. Denn vor ihm und bis weit hinter ihm im Gesamtklassement finden sich fast nur Sprinter bzw. Fahrer mit eher mäßigen Qualitäten am Berg.
Das blaue Punktetrikot geht ebenfalls von Greipel auf Roelandts über; an der Spitze der Sprintwertung – und selbstverständlich der Bergwertung – ändert sich nichts. Eine Aufgabe wurde unterwegs vermeldet: Yoann Offredo von Française Des Jeux.

Morgen ist es endlich soweit: Die Etappen werden kürzer – und damit härter; die gebirgigen Abschnitte stehen vor der Tür. Auf den 163 km von Strzyzów nach Krynika-Zdrój steigt das Profil vom Start weg an und gleicht auf den vier Schlussrunden wegen jeweils zweier Gipfelüberquerungen einem Sägeblatt.

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