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Dopingsumpf in Österreich wird immer tiefer - Ö-Tour vor dem Aus?
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03.04.2009

Dopingsumpf in Österreich wird immer tiefer - Ö-Tour vor dem Aus?

Autor: Felix Griep (Werfel)



03.04.2009 - Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht neue Informationen zum österreichischen Dopingskandal bekannt werden. Weitere Festnahmen lassen ein weitgestricktes Dopingnetz erahnen, in dem auch zahlreiche bekannte Sportler verwickelt und Blutdoping an der Tagesordnung gewesen sein sollen. Zwei kleine österreichische Radteams wurden im März in Kroatien scheinbar unter ungewöhnlichen Umständen des EPO-Dopings überführt. Auch die Österreich-Rundfahrt gerät jetzt in die Schlagzeilen - der ORF überlegt über einen Komplett-Ausstieg aus der Berichterstattung, was das Aus für das wichtigste Radsport-Event Österreichs bedeuten könnte.

Zahlreiche Festnahmen in den Doping-Ermittlungen
Wie die Staatsanwaltschaft Wien heute bekannt gab, wurden im Zuge den aktuellen Dopingermittlungen in den letzten Tagen fünf Festnahmen vorgenommen. Weiterhin in Untersuchungshaft befindet sich der Sport-Manager Stefan Matschiner, wegen Tatausführungs- und Verdunkelungsgefahr. Der ehemalige Langlauf- und Biathlontrainer des österreichischen Skiverbandes Walter Mayer befindet sich ebenfalls weiterhin in Haft, am Mittwoch steht sein Haftprüfungstermin an. Die weiteren drei Festnahmen sollen nach Angaben der Staatsantwaltschaft "eine kriminelle Struktur von der Produktion über Lieferanten und Zwischenhändler bis hin zum Konsumenten zerschlagen" haben. Der 51-jährige Gerhard D. soll ein "österreichischer Großhändler" sein, der "österreichweit Hobbysportler aus dem Fitness- und Kraftsportbereich mit verbotenen Substanzen versorgt" habe. Der 39-jährige Slowake Alexander N. soll aus dem Milieu organisierter Kriminalität kommen. Der 41-jährige Andreas L., ein ehemaliger Lehrer, wird ebenfalls verdächtig, mit verbotenen Mittel gehandelt zu haben. Schon Anfang Februar wurde ein mittlerweile verurteilte 42-jähriger Arbeitsloser festgenommen, bei dem "eine Vielzahl von Präparaten sowie Schusswaffen" gefunden wurde. Kunden des Mannes sollen Hobbysportler gewesen sein.

Organisierts Blutdoping nicht nur mit Radsport-Kunden
Die Wiener Blutbank Humanplasma gerät wieder in den Fokus der Doping-Ermittlungen. In den Jahren 2002 bis 2006 soll dort in großem Stil Blutdoping betrieben worden sein. Bernhard Kohl ist der Erste, der bisher zugab, Humanplasma-Kunde gewesen zu sein. Auch der Name Georg Totschnig fällt immer wieder. Der ehemalige Radsportler soll bei der Tour de France 2005 in den Pyrenäen eine Lieferung präparierten Eigenblutes erhalten haben. Damals gewann Totschnig in Ax-3-Domaines eine Etappe. Auch Gerrit Glomser, der zu dieser Saison seine aktive Karriere beendete, soll sich oft im Umfeld des Doping-Netzwerks bewegt haben. Unter weiteren Topsportlern fielen auch die Namen der Langlauf-Olympiasieger Christian Hoffmann und Andrus Veerpalu aus Estland sowie der Biathleten Wolfgang Perner und Wolfgang Rottmann. Angeblich soll die Kundschaft von Humanplasma aber noch weitaus umfangreicher sein. Geredet wird von bis zu 120 Sportlern, darunter auch viele Deutsche. Ähnlich wie beim Fall des Artztes Eufemiano Fuentes sollen die Blutbeutel mit Codenamen versehen worden sein, wie laut Kurier "ein ehemaliger Weltmeister" berichtet haben soll.

Österreichische Teams in Kroatien gedopt
Wie die Tageszeitung Österreich bereits vor ein paar Tagen berichtete, sollen im März bei einem Rennen in Kroatien 10 von 13 Fahrern aus zwei österreichischen Teams positiv auf EPO getestet worden sein. Am 8. März fand in Kroatien die Porec Trophy statt, vom 12. bis 15. März folgte die Istrian Spring Trophy. Am Start waren jeweils das Continental Team Arbö-KTM-Junkers und das Team Auswahl LRV Steiermark. Interessant ist die Geschichte dieser Kontrollen. Die Kontrolleure der österreichischen NADA waren nach der Abnahme der Probe schon auf dem Heimweg, bevor sie von der SOKO Doping den Hinweis bekamen, man habe aus abgehörten Handy-Telefonaten erfahren, dass die Fahrer nach der Abfahrt der Kontrolleure Dopingmittel genommen hätten. Die Kontrolleure kehrten um und nahmen erneut Proben, welche den Verdacht bestätigt haben und jetzt in Lausanne zu weiteren Untersuchungen sind.

Aus für die Österreich-Rundfahrt?
Nachdem die Deutschland-Tour nach den positiven Dopingfällen des vergangenen Jahres wegen der fehlenden TV-Unterstützung der ARD abgesagt werden musste, steht jetzt auch die für den Juli geplante Österreich-Rundfahrt vor dem Aus. Der Fernsehsender ORF hatte sowieso schon verlauten lassen, keine Live-Übertragungen des größten Radrennens des Landes zu senden. Nun wird sogar überlegt, auch auf Aufzeichnungen und Zusammenfassungen zu verzichten.

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-> Kurier: Doping: Spritztour von Ramsau nach Wien
-> Kurier: Fünf Festnahmen in Doping-Affäre
-> nachrichten.at: Die Rundfahrt wackelt und weitere Verdächtigungen





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