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Sensationeller Ausreißersieg durch Aleksejs Saramotins im Münsterland
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03.10.2009

Sensationeller Ausreißersieg durch Aleksejs Saramotins im Münsterland

Info: Sparkassen Münsterland Giro (1.1)
Autor: H.O.



Münster, 03.10.09 - Mit einem höchst überraschenden Ausreißererfolg endete der diesjährige Sparkassen Münsterland Giro über gut 190 Kilometer von Ahlen nach Münster. Der Lette Aleksejs Saramotins (Team Designa Køkken) holte sich, nachdem er den ganzen Tag über in einer fünfköpfigen Spitzengruppe mitgefahren war, den Sieg mittels einer Attacke auf den letzten Kilometern und brachte sechs Sekunden vor seinen früheren Begleitern Wouter Mol (Vacansoleil) und Thierry Hupont (Skil-Shimano) ins Ziel. Auf Platz vier erst folgte mit Dirk Müller (Team Nutrixxion) der erste einheimische Fahrer. Das geschlagene Feld rollte weitere zwei Sekunden später angeführt von Columbias Topsprinter André Greipel über die Linie. Das einzige deutsche Protour-Team Milram blieb ohne Platzierung unter den ersten Zwanzig.

Vierte Auflage eines als Sprinter-Domäne bekannten Rennens
Am Nationalfeiertag fand heute eines der letzten verbliebenen Profi-Radrennen auf deutschem Boden statt: der Sparkassen Münsterland Giro vom westfälischen Ahlen über Stromberg, Beckum und Ostbevern in das als Radfahrer-freundliche Stadt bekannte Münster. Mit 197 Kilometern war die Strecke der vierten Auflage etwas kürzer ausgefallen als in den vorangegangenen Jahren; das Profil aber war wie immer sprinterfreundlich, indem es die Anstiege in der ersten Rennhälfte versammelte und dann zunehmend abflachte. Der Münsterland Giro ist als Bestandteil der Europe Tour immerhin in die Kategorie 1.1. eingeordnet, weswegen sich auch vier Pro-Tour-Teams, darunter selbstverständlich das mit deutscher Lizenz und deutschem Sponsor fahrende Team Milram sowie das Team Columbia-HTC von Vorjahressieger André Greipel, zu einer Teilnahme entschlossen hatten. Das Gros aber bildeten die 13 kontinentalen Mannschaften aus Deutschland und anderen europäischen Ländern.

Fünf Mann vorne. Stürmische Zeiten für das Feld
Nach einer temporeichen Anfangsphase bildete sich bei km 22 die fünfköpfige Spitzengruppe, die noch für viel Aufregung sorgen sollte. Mit von der Partie waren der Franzose Thierry Hupont von Skil-Shimano, dessen Landsmann Jean Zen von Palmans Cras, der Niederländer Wouter Mol (Vacansoleil Proycling), der Lette Aleksejs Saramotins vom dänischen Team Designa Køkken sowie als einziger deutscher Fahrer der ehemalige Landesmeister Dirk Müller (Nutrixxion). Zunächst sah es nach dem altbewährten Spiel aus: Das Feld ließ die Ausreißer gewähren und auf weit über vier Minuten davonziehen.
Die Choreographie wurde allerdings auf etwa der Hälfte der Strecke zum ersten Mal empfindlich gestört, als sich das Peloton einer Windkanten-Situation ausgesetzt sah und auseinanderriss, wobei im ersten Teil etwa 80 der insgesamt über 140 Fahrer zu finden waren. Die Abgehängten fuhren noch eine Weile den Spitzenreitern und der großen Verfolgergruppe hinterher, bis sie bei der Verpflegungszone ausstiegen – verständlich angesichts der Tatsache, dass sich der heftige Wind immer mehr zum Sturm zu entwickeln schien.
Zwar war der Vorsprung der Fünf aufgrund der Turbulenzen im Feld zwischenzeitlich merkbar gesunken, doch überraschenderweise wurde beim Ortseingang Milte eine Maximaldistanz von sechs Minuten gemeldet. Wenn man so will der zweite Hinweis darauf, dass bei diesem Rennen durchaus Abweichungen vom Schema denkbar waren.

Die Schulbuchregel geht nicht auf. Saramotins holten vierten Saisonerfolg
Aber natürlich begannen das Team Milram, das sich in Person seines Sprinters Ciolek gerne einen Prestigesieg auf heimischem Boden geholt hätte, und später auch Columbia-HTC sowie Rabobank rechtzeitig mit der ernsthaften Tempoarbeit. Kontinuierlich nahm das Guthaben der Männer um Dirk Müller ab; 50 km vor dem Ziel betrug es noch etwas über fünf Minuten, aber keine drei Minuten mehr, als man das Stadtgebiet von Münster erreichte. Zwei Minuten Vorsprung bei noch 20 zu fahrenden Kilometern hätten nach der Schulbuchregel eigentlich eine Punktladung bedeuten müssen.
Doch mehr und mehr wurde deutlich, dass es um Sekunden gehen könnte und sich die Verfolgungsarbeit zum Nervenspiel auswuchs. Mit 50 km/h jagte das Feld, das an seinen Rechenkünsten bald gänzlich verzweifelte, den fünf Aufrechten hinterher. Wenige Kilometer vor dem Ziel zerlegte sich sowohl das Peloton wie auch die Spitzengruppe in die Einzelteile – Ersteres ob der rasenden Geschwindigkeit, Letztere durch einen Angriff des Letten Aleksejs Saramotins an der 3000-Meter-Marke. Der 27-jährige, der bis zum letzten Jahr noch für das weitgehend unbekannte lettische Team Rietumu Bank – Riga fuhr, ließ seine Fluchtkollegen stehen und holte sich nach über viereinhalb Stunden einen Solo-Sieg, auf den im Vorfeld wohl wenige getippt hatten. Der lettische Vizemeister beider Disziplinen kann damit positive Bilanz aus einer ausgesprochen erfolgreichen Saison ziehen, die ihm etliche Top-Ten-Platzierungen und mit dem heutigen insgesamt vier Siege eingebracht hat. Zuletzt gewann er Druivenkoers – Overijse im August.

Pleite für Milram und die anderen erstklassigen Teams
Aber auch Wouter Mol und Thierry Hupont, die mit sechs Sekunden Rückstand auf Platz zwei und drei einkommenden einstigen Begleiter Saramotins, dürften zufrieden gewesen sein, denn abgesehen von der Tatsache, dass mit einem Durchkommen der Gruppe sicherlich nicht zu rechnen gewesen war, bedeutete der zweite Platz für den Niederländer, Gewinner GP Jef Scherens 2008, das beste Resultat der Saison; für den Franzosen war es der erste Podestplatz seit über einem Jahr.
Eine größere Enttäuschung dürfte für Dirk Müller der undankbare vierte Platz gewesen sein – und erst recht für Vorjahressieger André Greipel der sechste Rang, der ihm als Erstem des geschlagenen Feldes mit acht Sekunden Rückstand noch blieb. Zum ersten Mal seit Bestehen des Münsterland Giro verpassten die Gastgeber damit eine Podiumsplatzierung.
Nicht anders als mit dem Wort „peinlich“ kann man das Abschneiden des einzigen verbliebenen deutschen Pro-Tour-Teams Milram bezeichnen. Darüber vermag auch der Gewinn der Internationalen Deutschen Meisterschaft durch Fabian Wegmann, der nach dem heutigen Abschluss-Rennen ebenfalls geehrt wurde, nicht hinwegzutäuschen. Bestplatzierter der Nordmilch-Truppe war Gerald Ciolek als 21-ter. Überhaupt waren die Protour-Fahrer am Ende die großen Verlierer: Außer Greipel gelangten ausschließlich Fahrer aus zweit- und drittklassigen Mannschaften in die Top 20.

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