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Francisco Ventoso ist Gesamtsieger der Tour of Hainan. Zeitstrafe kostet Shpilevsky die Titelverteidigung
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19.11.2009

Francisco Ventoso ist Gesamtsieger der Tour of Hainan. Zeitstrafe kostet Shpilevsky die Titelverteidigung

Info: Tour of Hainan (2.HC)
Autor: H.O. | Zusatzinformation: Felix Griep (Werfel)



Sanya, 19.11.09 - Am letzten Tag der Tour of Hainan ist das im höchsten Maße Unwahrscheinliche tatsächlich eingetreten: Boris Shpilevsky hat sich den sicher geglaubten Gesamtsieg der Rundfahrt – es wäre der zweite in Folge gewesen – noch aus der Hand nehmen lassen. Zwar gewann der Russe auch die letzte Etappe, die auf einem Stadtrundkurs ausgetragen wurde, und machte damit seinen vierten Tagessieg perfekt. Doch verlor er die Gesamtführung an den Spanier Francisco Ventoso (Camiooro A-Style), der zuletzt mit 14 Sekunden Rückstand auf Platz zwei gelegen war, aufgrund einer 2-Minuten-Zeitstrafe. Er hatte bei einem Reifenschaden unterwegs regelwidrig Material eines anderes Teams zu Hilfe genommen.

Eine ganz normale Schlussetappe – zunächst…
Dabei verlief der Tag zunächst nicht anders als erwartet – abgesehen davon vielleicht, dass das schlechte Wetter der letzten Tage sich verzogen hatte und die Hitze zurückgekehrt war, die den Beginn der Rundfahrt geprägt hatte. Auch geografisch war die Tour of Hainan an ihren Anfang zurückgekehrt, denn das insgesamt 84 Kilometer umfassende finale Rundkurs-Rennen, bei dem ein 7-km-Umlauf zwölfmal zu befahren war, fand in Sanya statt, wo vor neun Tagen der erste Startschuss fiel. Die verbliebenen Teilnehmer drehten ihre Runden in hohem Tempo und auch am Finaltag zeigten sich die Teams Savings & Loans sowie Elk Haus sehr aktiv, die mit dem Australier David Pell bzw. dem Österreicher Clemens Fankhauser wieder einmal je einen Mann in der einzigen nennenswerten Spitzengruppe platzierten, zu der außerdem noch der Pole Blazej Janiaczyk vom Team Mroz gehörte. Von der fünften bis zur zehnten Runde präsentierten diese drei sich an vorderster Front.

Shpilevsky siegt zum vierten Mal – und geht doch als Geschlagener nach Hause
Als man die Flüchtlinge gestellte hatte und alles auf den erwarteten Massensprint hinauslief, zeigte sich der Mann in Gelb, Boris Shpilevsky, der die ganze Zeit über von seinen russischen Teamkollegen in gebührender Weise beschützt und aus allen Widrigkeiten herausgehalten worden war, noch einmal in überragender Form. Mit einem Sieg – seinem vierten Etappensieg in diesem Jahr, seinem zehnten bei der Tour of Hainan insgesamt – setzte er dem Rundfahrtgewinn und somit der Titelverteidigung vollends die Krone auf. So hätte man denken können. Doch eine unerbittliche, gleichwohl streng regelgerechte Entscheidung der Jury machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Offensichtlich hatte er in einer der letzten Runden, als ihn ein defektes Rad in große Probleme brachte, Ersatzmaterial von Nutrixxion-Sparkasse, also einem anderen als seinem eigenen Team, angenommen. Das ist laut UCI-Reglement nicht erlaubt und wird im Falle eines Mehrtagesrennens mit einer Geldstrafe und einer Zeitstrafe von mindestens 2 Minuten geahndet. Diese 120 Malussekunden waren jedoch definitiv zu viel für Shpilevsky, der zum Gesamtzweiten Francisco Ventoso (Camiooro A-Style) nur 14 Sekunden Abstand hatte. Aufgrund der ohnehin sehr geringen Differenzen im GK stürzte der Russe noch auf den 37.Rang ab. Am Ende blieb ihm als praktisch nicht wahrnehmbarer Trost nur das grüne Punktetrikot. Ein für den 27-Jährigen miserabel verlaufenes Jahr, in dem er sich einzig in Hainan in guter Verfassung präsentierte und Zählbares einfuhr, erhält so noch einen überaus bitteren Abschluss.

Des einen Leid ist des anderen Freud: Ventoso holt dritten Rundfahrtsieg
Bei der Aufregung um die verhängnisvolle Zeitstrafe sollte die Leistung des unverhofft zum Gesamtsieger avancierten Spaniers Ventoso nicht aus dem Blick geraten, den dieser Erfolg keineswegs unverdient trifft. Auf allen Etappen mit Ausnahme der fünften war er in die Top 10, meist sogar in die Top 3 gesprintet. Damit nicht genug, gewann er den vierten Tagesabschnitt und trug daraufhin für einen Tag das Leadertrikot. Mit seinen zuverlässigen Qualitäten im Spurt sorgte er dafür, dass Shpilevsky trotz eigener hervorragender Leistungen keine leichtes Spiel hatte. Tatsächlich bewies der Spanier bis zuletzt Kampfgeist und duellierte sich auch am Finaltag mit dem Russen um den Etappensieg. Dabei sprang noch einmal ein dritter Rang heraus, hinter dem Slowenen Grega Bole, seinerseits Gewinner der sechsten Etappe. Ganz im Gegensatz zu Shpilevsky hat der gleichaltrige Ventoso ein überaus zufriedenstellendes Jahr 2009 hinter sich, das ihm neunmal die Position 1 einbrachte, vor Hainan zuletzt beim GP Beghelli. Der Gesamtsieg in China ist bereits sein dritter (!) Rundfahrtsieg innerhalb von vier Monaten; außerdem gewann er noch das zweitägige Paris-Correze sowie den Cinturo de l´Emporda. Francisco Jose Alberdi Ventoso, wie er mit vollständigem Namen heißt, fuhr früher viele Jahre für Saunier-Duval, dann kurz für Andalucia-Cajasur und ist nun seit Beginn der Saison beim italienischen Kontinentalteam Camiooro A-Style unter Vertrag - das im Übrigen auch für unseren Cycle Award nominiert ist – und hat sich dort als unverzichtbarer Leistungsträger herausgestellt.

Mit Ventoso gewinnt auch bei der vierten Austragung der Tour of Hainan ein nicht-asiatischer Fahrer, allerdings zum ersten Mal einer aus Süd- und nicht aus Osteuropa. Die chinesischen Gastgeber blieben jedoch nicht ganz ohne Meriten: Ma Haijun aus der Nationalmannschaft ging aus dem bis zuletzt engen Rennen um den Titel des besten asiatischen Fahrers als Sieger hervor. China gewann auch die Sonderwertung für asiatische Mannschaften, während die Gesamt-Mannschaftswertung an die Ukraine ging.

-> Zum Resultat und Endstand

Einen ähnlichen Fall einer mehr oder weniger verhängnisvollen Zeitstrafe nach regelwidrigem Materialaustausch gab es bereits im September bei der Tour de l´Avenir. Der Franzose Romain Sicard hatte nach einem Defekt auf der Schlussetappe ein Rad von einer anderen französischen Mannschaft genommen und bekam daraufhin zwei Minuten Strafe. Im Gegensatz zu Shpilevsky hatte er aber Glück und gewann dennoch mit einer Sekunde Vorsprung. Diesen Fall hatten die für die russische Nationalmannschaft Verantwortlichen offenbar nicht wahrgenommen oder aber im Eifer des Gefechts erfolgreich aus ihrem Gedächtnis verdrängt - mit unangenehmen Konsequenzen.





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