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Lasse Norman Hansen gewinnt bei Tour of Alberta die vielleicht kurioseste Etappe des Jahres
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07.09.2015

Lasse Norman Hansen gewinnt bei Tour of Alberta die vielleicht kurioseste Etappe des Jahres

Info: Tour of Alberta 2015 (2.1)
Autor: Felix Griep (Werfel)



Spruce Grove, 06.09.2015 – Am späten Sonntagabend Mitteleuropäischer Zeit spielten sich im fernen Kanada auf der 5. Etappe der Tour of Alberta kuriose Szenen ab. Ein höchst interessantes Rennen bei Regenwetter über mehrere unbefestigte Straßen endete mit totaler Konfusion, als auf dem Weg zu einem finalen Rundkurs das Hauptfeld falsch abbog. Zum Glück war dem als Solist in Führung liegenden Omnium-Olympiasieger Lasse Norman Hansen kein solcher Lapsus unterlaufen, so dass er sich seinen verdienten Sieg holen konnte.

Dauerregen erspart den Fahrern zwei Drittel der Offroad-Strecken
Die Tour of Alberta ist noch jung und experimentiert ein wenig mit seiner Streckenplanung. So gab es bspw. bei der Erstaustragung 2013 einen flachen Prolog, im Jahr darauf einen Prolog mit Bergankunft und diesmal zum Auftakt ein Mannschaftszeitfahren, welches Trek Factory Racing mit 23 Hundertstelsekunden Vorsprung auf Orica-GreenEdge gewonnen hatte. Es folgten ein Sprintsieg von Michael Matthews (Orica-GreenEdge) und zwei Erfolge von Tom-Jelte Slagter (Cannondale-Garmin), der eine kurze und eine längere Bergankunft für sich entschied. Im Leadertrikot trat allerdings Bauke Mollema (Trek Factory Racing) zur 5. Etappe an, der längsten in der noch jungen Geschichte der kanadischen Rundfahrt – und das trotz einer Verkürzung von geplanten 206,2 auf 197,7 Kilometern. Starker Regen hatte dazu geführt, dass kurzfristig einige Streckenteile gestrichen oder umgeleitet werden mussten, weil manche unbefestigte Straßen offenbar nicht mehr passierbar waren. Sechs Offroad-Abschnitte mit einer Gesamtlänge von 56,4 Kilometern hätte es als besonderes Highlight der Rundfahrt geben sollen, es wurden dann aber nur drei gefahren, insgesamt 18,6 Kilometer abseits von normalen, befestigten Straßen. Durch den unaufhörlichen Regen und sehr niedrige Temperaturen war es trotzdem kein schöner Tag zum Radfahren.

Hansen fährt aus Spitzengruppe heraus, Bystrøm begibt sich auf die Jagd
Sechs Ausreißer machten sich Hoffnungen, aus den miesen Bedingungen Kapital schlagen zu können: Lasse Norman Hansen (Cannondale-Garmin), Tom Zirbel (Optum p/b Kelly Benefit Strategies), Derrick St John (Silber Pro Cycling), Fred Rodriguez (Jelly Belly p/b Maxxis) sowie Michael Le Rossignol (Silber Pro Cycling) und der Deutsche Dominik Nerz (Bora-Argon 18), die aber aus der Spitzengruppe zurückfielen, ehe sich auf dem letzten Offroad-Abschnitt die Vorentscheidung abspielte. Dieser Streckenteil begann 44 Kilometer vor dem Ziel. Hansen setzte sich nach einer Weile auf dem matschigen Untergrund alleine ab und das Feld zersplitterte in dem Moment, als es wieder auf Asphalt zurückkam. Rodriguez konnte sich einer neu formierten Verfolgergruppe anschließen, in welcher neben Sven Erik Bystrøm (Katusha), Ryder Hesjedal (Cannondale-Garmin), Jan Barta (Bora-Argon 18) und Logan Owen (Axeon Cycling) auch Dion Smith und Toms Skujins fuhren – der Fünfte und Sechste der Gesamtwertung. Ein Angriff, den das Feld, nachdem es sich wieder formiert hatte, neutralisieren konnte, doch zuvor machte sich Bystrøm noch als Solist auf die Jagd nach Hansen. Zehn Kilometer vor dem Ziel hatte Hansen noch rund eineinhalb Minuten Vorsprung auf das Feld, Bystrøm lag gut eine Minute zurück. Dann wurde aus einem spannenden ein kurioses Rennen ...

Purer Slapstick im Finale: Bystrøm und Hauptfeld werden falsch geleitet
Die Etappe ging mit einem zweimal zu fahrenden, drei Kilometer langen Rundkurs in Spruce Grove zu Ende, einer Stadt nicht weit westlich von Edmonton, der Hauptstadt der Provinz Alberta. Um zu diesem Rundkurs zu gelangen, musste man von einer großen Hauptstraße abbiegen, was Hansen korrekt tat, Bystrøm jedoch verpasste. Der Norweger ist aber entschuldigt, weil er vorausfahrenden Motorrädern folgte und die Durchfahrt, welche ihn von der vorgesehenen Strecken führte, nicht abgesperrt war. Das knapp hinter ihm folgende Feld fuhr ebenfalls in die falsche Richtung, bevor alle von den Organisatoren gestoppt wurden und umkehren mussten. Hansen, der wohl ohnehin kaum noch eingeholt worden wäre, hatte damit seinen Sieg sicher. Der Däne hatte schon eineinhalb Schlussrunden absolviert, als man ihn über die ungewöhnliche Situation informierte. Er stoppte sogar für einen Moment selbst, wohl nicht ganz sicher, ob das Rennen überhaupt noch läuft. Anschließend rollte das Feld zum ersten Mal über die Ziellinie und nur Sekunden später zum dritten Mal der verdutzte Hansen, der es sich aber nicht nehmen ließ, seinen trotz der merkwürdigen Umstände hochverdienten Erfolgt mit stolzer Siegerpose zu zelebrieren. An dieser Stelle war das Rennen beendet, obwohl das Feld eigentlich noch zwei Runden hätte fahren müssen.

Mollema behält Führung in der Gesamtwertung nach Jury-Entscheidung
Die Rennkom­mis­säre standen nun vor der diffizilen Aufgabe, das Durcheinander in ein vertretbares Resultat zu verwandeln. Der bei der ersten Zielpassage gemessene Abstand zwischen Hansen und dem Feld betrug 5:39 Minuten und der Etappensieger hätte die Führung in Gesamt- und Punktewertung übernommen. Doch weder das Gelbe noch das Grüne Trikot bekam er danach tatsächlich. Alle Fahrer, die mit dem Peloton angekommen waren, inklusive Bystrøm, erhielten letztlich nur 1:30 Minute angerechnet – jenen Rückstand, der zuletzt gemessen worden war, bevor das Feld sich „verirrte“. 1:30 Minute auch für Laurent Didier (Trek Factory Racing), der die Sache noch skurriler gemacht hatte. Er war gerade erst aus dem Feld zurückgefallen und nahm an der für das Chaos schuldigen Kurve die richtige Abfahrt. 1:59 Minute nach Hansen und damit deutlich vor dem Feld hatte er die Ziellinie erreicht und war sichtlich verwirrt, was sich abgespielt hatte. Er wurde als Etappenzweiter gewertet. Mollema bleibt Führender der Gesamtwertung mit sechs Sekunden Vorsprung auf Adam Yates (Orica-GreenEdge). Hansen verbesserte sich auf Rang sechs, liegt 1:05 Minute hinter Platz eins. Für die Punktewertung wurde die Zielankunft, bei der es auch keine Zeitgutschriften gab, komplett neutralisiert, weshalb Hansen nur die zehn Zähler für zwei gewonnene Zwischensprints kassierte und seinen mit 15 Punkten in Führung liegenden Teamkollegen Slagter nicht überholen konnte.

-> Zum Resultat

Die Tour of Alberta endet am Montag mit 124,1 Kilometern durch Edmonton. Bei der 6. Etappe handelt es sich um eine Kopie des Finales vom Vorjahr, als Daryl Impey durch Zeitgutschriften Tom Dumoulin noch den Gesamtsieg entrissen hatte.





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