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Technologischer Betrug: Vorwürfe gegen UCI-Mitarbeiter – Polizei-Ermittlung behindert?
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13.06.2016

Technologischer Betrug: Vorwürfe gegen UCI-Mitarbeiter – Polizei-Ermittlung behindert?

Autor: Heike Oberfeuchtner (H.O.)



Journalisten des französischen TV-Senders Stade 2, die vor einiger Zeit bereits Motor-Doping bei Teilnehmern der Strade Bianche und Settimana Coppi e Bartali nachgewiesen haben wollen, haben womöglich eine weitere brisante Geschichte aufgedeckt. Demnach soll der UCI-Technikbeauftragte Mark Barfield – eben jener Mann, welcher Anfang Mai auf einer Pressekonferenz die übliche Vorgehensweise beim Bike-Scan vorführte – vertrauliche Informationen an den E-Bike-Produzenten Typhoon weitergeben und damit eine polizeiliche Ermittlung behindert haben.
Genauer gesagt habe die französische Gendarmerie bei der Tour de France letzten Jahres "einen Ungarn" ins Visier genommen, der Räder mit Motoren an Teams verkauft haben soll oder zumindest mit diesem Ziel an sie herangetreten sein soll. Diese Information wurde der UCI, welche Typhoon zu einem Partner im Kampf gegen den technologischen Betrug auserkoren hat, vorgelegt. Kurz darauf schrieb Barfield eine E-Mail an den Geschäftsführer der Firma und fragte, ob es sich bei dem Betroffenen um den ungarischen Ingenieur Stefano Varjas handeln könne, der zu jener Zeit bei Typhoon arbeitete. Geschäftsführer Gibbings sprach Verjas daraufhin offenbar direkt auf den Verdacht an – ohne jedoch mehr als ein Dementi zu hören zu bekommen.
Varjas, der die Firma im Dezember verließ, bestritt demnach, bei der Tour de France gewesen zu sein – auch wenn Gibbings anhand von dessen Spesenabrechnungen später feststellen konnte, dass er im Juli 2015 in Frankreich gewesen sein musste. All diese Informationen habe er inzwischen an die Polizei weitergeleitet, beteuerte der Typhoon-Geschäftsführer gegenüber Cyclingnews, und im Übrigen sei an dem E-Mail-Verkehr zwischen Barfield und ihm nichts Konspiratives gewesen. Es sei um eine harmlose Frage und eine harmlose Antwort gegangen.

Auch die UCI stellte sich in einem kurzen Statement mittlerweile hinter ihren Mitarbeiter Barfield, ohne jedoch dessen Namen zu nennen. Man konsultiere im Kampf gegen den technologischen Betrug viele Experten auf ganz unterschiedlichen Gebieten. Man habe volles Vertrauen in das mit diesem Thema betraute Personal, werde aber untersuchen, ob E-Mails, die 2015 vonseiten der UCI an einen Berater [d. i. Gibbings] gesendet wurden, an dritte Personen weitergeleitet worde seien und "in einer Weise benutzt wurden, die keiner gewollt hat."

Vor dem Hintergrund der neuen Vorwürfe forderte Christian Prudhomme gegenüber Stade 2 ein unabhängiges Gremium, das mit dem Thema Motor-Doping betraut werden müsse. Auch äußerte der Tour-Chef sein vollkommenes Unverständnis darüber, dass die UCI sich auf eine einzige Detektionsmethode kapriziere und bspw. Wärmebildkameras außer Acht lasse. In diesen beiden Forderungen stimmt Prudhomme überein mit UEC-Chef David Lappartient, der vor wenigen Tagen einen Brief an den Weltverband schickte und diverse Kritikpunkte – nicht nur zum technologischen Betrug – vorbrachte. Beobachter gehen davon aus, dass Lappartient – der auch Präsident des französischen Verbands ist und Vizepräsident der UCI – sich damit als Gegenkandidat für Brian Cookson bei der kommenden UCI-Präsidentschaftswahl in Stellung bringt.


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