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Cofis Cycling Cosmos – Osterspecial – „200 Jahre Fahrrad“ – Teil 2
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15.04.2017

Cofis Cycling Cosmos – Osterspecial – „200 Jahre Fahrrad“ – Teil 2

Autor: Heike Oberfeuchtner (H.O.)



15.04.17

Teil 2 – Das Fahrrad heute, technologische Neuerungen und Trends


Sammlung aller Beiträge aus Cofis Cycling Cosmos


Für viele Menschen ist das Fahrrad heute nicht nur ein Fortbewegungs- oder Transportmittel, eine preiswerte Alternative zum Auto, sondern regelrecht ein Investitionsobjekt und Statussymbol, wie es früher eben nur Autos waren. Dazu beigetragen hat die rasante technologische Entwicklung, die High-Performance-Fahrräder hervorbringt, welche wenig mit den sprichwörtlichen „Drahteseln“ früherer Zeiten gemein haben.

26 Zoll ist eine ausgestorbene Größe
Wer sich ein wenig mit der Fahrradbranche befasst, sei es aus beruflichen Gründen oder privatem Interesse, dem wird schnell klar: Viele der vertrauten Vorstellungen vom Fahrrad, ob nun Mountainbike oder Rennrad, sind längst überholt. Noch vor sieben Jahren galt 26 Zoll als geradezu definitorische Größe für Mountainbikes – heutzutage ist 26" praktisch ausgestorben, jedermann muss zu 27,5" oder 29" Bikes greifen (von diversen sogen. „Plus-Formaten“ mal abgesehen). Es ist noch gar nicht so lange her, dass man mit 9x3 Gängen am Mountainbike zufrieden war – heute gibt es Kassetten mit 11, ja sogar mit 12 Ritzeln, die dafür aber nur einem einzigen Kettenblatt kombiniert werden. Der „Darf-es-etwas-mehr-sein-Trend“ schlägt sich in immer breiteren Felgen, Reifen und Einbaubreiten nieder: „Boost“ ist das neue Zauberwort. Weniger ist mehr heißt es hingegen bei den Schläuchen – die kann man mittlerweile einfach weglassen und sich ein sogen. Tubeless-Setup zulegen.

Die Scheibenbremse am Rennrad kommt - oder etwa doch nicht?
Aber war man Innovationsfreudigkeit aus dem Mountainbike-Segment, von den Pionieren der Scheibenbremse, Steckachse und Feder-/Dämpfungstechnologie, seit jeher gewohnt, so wundert man sich manchmal, welche Bewegung auch das Rennrad-Segment erfasst hat. Früher gab es Standard- und Kompaktabstufung für maximal 10-fach, heute montiert man sich diverse Abstufungen an ein und derselben 11-fach-Kurbel mit asymmetrischem Lochkreis. Früher gab es BSA (und allenfalls noch italienisches Gewinde), heute gibt es eine wirklich unübersehbare Anzahl von Pressfit-Innenlager-Standards. Und sogar die Scheibenbremse hält Einzug, was wieder neue Einbaustandards erfordert und den Schnellspanner zur aussterbenden Spezies werden lässt. Wobei man sich schon fragt, ob die Industrie sich nicht verschätzt hat, als sie voll auf die Disc Brake setzte, denn im Profi-Bereich vollzieht sich der Wandel nur sehr langsam und gegen viele Widerstände.

Das vernetzte Fahrrad
Ein ganz starker Trend, der in unserer vernetzten Welt nicht verwundern kann, ist die Elektrifizierung, Elektronisierung und Informationstechnologisierung aller Bereiche, die mit einem Fahrrad zu tun haben. Dabei muss man nicht nur an Pedelecs und sogen. E-Bikes denken: Die elektronische Schaltung am Rennrad ist doch fast schon ein alter Hut und sie verbreitet sich auch unter Mountainbikern. Hinzu kommen immer cleverere Radcomputer, intelligente Federgabel- und Dämpfertechnologie sowie Leistungsmesselektronik, die heutzutage auch dem Amateur offensteht. Alle diese Dinge lassen sich, die Idee liegt nahe, miteinander vernetzen, drahtlos natürlich – und dann am besten noch aufs Smartphone spiegeln. Die Zukunft des Fahrrads liegt vermutlich auch irgendwo in der Cloud.

Innovationsstress und Überforderungspotenzial
Ob die ständigen neuen Trends und die mindestens jährlich vollzogenen Modellwechsel auf natürliche Weise entstehen? Oder ob die Bike-Industrie, die – man täusche sich nicht – heutzutage Milliarden umsetzt, alles dafür tut, die Maschinerie am Laufen zu halten und dem Kunden eine teure Neuheit nach der anderen aufzudrücken? Ach ja, der Kunde... Wenn schon Insider manchmal Schwierigkeiten haben, den Überblick zu behalten, wie geht es dann erst dem Endverbraucher? Er bringt die Hotlines der Fahrrad-Onlinehändler – immer weniger Menschen verirren sich in den Fahrrad-Laden um die Ecke – zum Glühen. Kann ich meine Dura Ace 10-fach Kassette an einem 11-fach MTB-Freilauf fahren? Welche Adapter brauche ich, um mein Fulcrum Laufrad auf Schnellspanner umzurüsten? Hilfe, mein Di2 Informationsdisplay funktioniert nicht mit dem neuen Akku!

Individualisierung braucht Raum
Welche Vorteile hat diese schöne neue Fahrrad-Welt für uns? Neben der intellektuellen Herausforderung, die uns Fahrradtechnologie heutzutage bietet und den neuen Berufen, die sie hervorbringt, ist es begrüßenswert, wenn dem Verbraucher mehr Auswahlmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Denn wenn der Individualisierung, der gezielten Abstimmung des Setups auf die eigenen Bedürfnisse mehr Raum gegeben wird, dann bringt das mehr Menschen zum Fahrradfahren. Wenn sie sehen, dass sie sich nicht für das Rad von der Stange entscheiden müssen, sondern es für ihre Ansprüche maßgeschneiderte Lösungen gibt, dann entscheiden sie sich eher für dieses wunderbare Vehikel – vorausgesetzt natürlich sie verfügen über das nötige Kleingeld. Und mehr Menschen auf dem Fahrrad, das kann man sich angesichts von Verkehrskollaps und Umweltverschmutzung nur wünschen. Die größte Herausforderung fürs Radfahren heute ist ohnehin die Infrastruktur, die dringend verbessert, vielerorts sogar erst aufgebaut werden muss. Wenn die Gemeinden es schaffen, fahrradfahrenden Menschen mehr Raum zu geben, und dabei auch die unterschiedlichen Radfahrer-Typen berücksichtigen, dann hat das Fahrrad gewiss eine Zukunft – auch außerhalb der Cloud.

A bientôt





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