Cofis Cycling Cosmos – Tour Spezial – 20 Jahre danach

Info: TOUR DE FRANCE 2018 (2.UWT)
Autor: Christine Kroth (Cofitine)

28.07.18

Wir schreiben das Jahr 2018. 20 Jahre ist es nun her, dass ein Skandal den Radsport erschüttert, der bis heute nachhallt. Ein Rückblick und eine kleine Bestandsaufnahme.

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Am 08.07.98 machte sich Willy Voet, Masseur des Teams Festina, auf den Weg zum Startort der Tour nach Dublin. An der Grenze wurde er kontrolliert. Der Fund war erschreckend. 236 Ampullen Epo, 82 Packungen Wachstumshormone, Testosteron, Amphetamine, Corticoide – das alles förderten die Zöllner zu Tage.
Damit begann der größte Skandal in der Geschichte des Radsports. Wobei er eigentlich schon viel früher begonnen hatte. Doping war jahrelang gang und gäbe im Radsport, EPO wurde flächendeckend eingesetzt und dies war nur die Spitze des Eisbergs.
Aber in diesem Sommer 1998 erreichte alles seinen Höhepunkt.
Es folgten Razzien und Verhöre, Teamhotels wurden durchsucht, das Team Festina wurde von der Tour ausgeschlossen.
Die Fahrer fühlten sich wie Schwerverbrecher, Streiks und Ausstiege folgten.
Der Sport geriet in den Hintergrund. Die Tour de France 1998, die Marco Pantani gewann, wird immer mit dem Festina-Skandal in Verbindung stehen. Wer an diese Austragung denkt, denkt an Doping! Und auch Jahre später wurden noch, durch neuere Testmethoden, Teilnehmer der Tour 98 des Dopings überführt.

Ein Jahr nach dem Festina-Skandal wurde die WADA, die Welt-Anti-Doping-Agentur, gegründet. Ein der wenigen Maßnahmen, die direkt gegriffen hat. Auch wenn die WADA immer wieder in der Kritik steht, so wie zuletzt vor dieser Tour im Fall Froome, so ist sie doch ein effektives Mittel im Kampf gegen Doping, nicht nur im Radsport.

Lehren aus dem, was bei der Tour 1998 geschehen ist, hat der Radsport jedoch lange nicht gezogen. An Festina wurde ein Exempel statuiert und der vermeintliche Neubeginn in Person von Lance Armstrong, der die Tour 1999 gewann und damit eine Ära begründete, erwies sich als Trugschluss. Es wurde weitergemacht.
2006 erschüttere die Fuentes-Affäre den Radsport. Dieser Skandal war deutlich nachhaltiger. Zwar sorgte er für weniger Aufsehen doch nun hatte man endlich begriffen, dass sich etwas ändern muss! Zahlreiche Maßnahmen wurden ergriffen für den sauberen Sport.

Doch vergessen hat man die Skandale im Radsport nicht. Noch heute steht der Sport unter Generalverdacht. Was auch daran liegen mag, dass es immer wieder Fälle gibt wie die von Chris Froome, die die Fans erzürnen. Aber auch das hat sich geändert. Man verzeiht nicht mehr so leicht. Durch die Skandale hat der Sport viele Fans verloren, doch die, die geblieben sind, haben selten ihre Stimme erhoben. Heute ist das anders! Die Fans nehmen nicht mehr hin, sie erheben ihre Stimme und machen ihrem Unmut Luft.
Und auch die Rehabilitation von Fahrern wie Richard Virenque, der geläutert zurückkehrte, große Siege feierte und von den Franzosen geliebt wird, trägt nicht unbedingt zur Glaubwürdigkeit des Radsport bei.
Und auch die inkonsequente Doping-Politik von UCI und WADA tragen ihren Teil dazu bei.

Aber Fakt ist auch, dass sich im Radsport in den letzten 20, vielmehr in den letzten 12 Jahren, extrem viel getan hat.
Die Kontrollen sind so engmaschig und konsequent wie in keinem anderen Sport. Eine zweite Chance für ertappte Dopingsünder gibt es längst nicht mehr. Wer erwischt wird, dem droht der Rausschmiss aus dem Team und oft auch der finanzielle Ruin.

Doch es reicht noch längst nicht! Der Radsport hat erst einen sehr kleinen Abschnitt des Weges zurückgelegt. Es liegt noch ein sehr großer Teil Wegstrecke vor ihm. Doch der Radsport ist auf einem guten Weg! Doch er muss ihn auch gehen – gerade, schnörkellos und konsequent!

A bientôt