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Oliver Zaugg gewinnt die Lombardei-Rundfahrt - mit 30 Jahren der erste Profi-Sieg
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15.10.2011

Oliver Zaugg gewinnt die Lombardei-Rundfahrt - mit 30 Jahren der erste Profi-Sieg

Info: GIRO DI LOMBARDIA
LiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text
Autor: Felix Griep (Werfel)



Lecco, 15.10.2011 - Seit 2004 ist Oliver Zaugg (Leopard Trek) Profi und nun schon 30 Jahre alt, aber noch nie hatte er einen Sieg feiern können. Heute gelang dem Schweizer seine Premiere ausgerechnet bei einem der fünf Monumente, dem Giro di Lombardia. Neun Kilometer vor Ende der 105. Auflage des Klassikers attackierte Zaugg am letzten Anstieg und brachte acht Sekunden Vorsprung auf seine Verfolger ins Ziel. Mit einem langen, aber letztlich erfolglosen Solo beeindruckte Vincenzo Nibali (Liquigas), während Philippe Gilbert (Omega Pharma-Lotto) seine Pulver zu früh verschoss.

Der letzte Klassiker der Saison
Die 105. Lombardei-Rundfahrt unterschied sich deutlich von der Version des letzten Jahres, statt 260 waren 241 Kilometer zu fahren und die Anstiege teils in ihrer Reihenfolge vertauscht und teils neu im Programm. Die ersten 60 Kilometer verliefen noch ohne größere Schwierigkeiten und es dauerte eine ganze Weile, bis eine Gruppe zustande kam. Claudio Corioni (Acqua & Sapone), Omar Bertazzo (Androni Giocattoli), Andrea Pasqualon (Colnago-CSF Inox), Yukiya Arashiro (Europcar), Mikel Astarloza (Euskaltel) und Johan Vansummeren (Garmin-Cervélo) gaben dem Feld etwas zu tun, als ihr Vorsprung schnell auf mehr als acht Minuten anwuchs. Im ersten und längsten Anstieg nach Valcava verkürzte Liquigas den Rückstand schon auf 1:35 Minute, ließ ihn nach der Abfahrt aber wieder auf fünf Minuten steigen. Am nächsten Berg, dem Colma di Sormano, machte das Feld erneut viel Boden gut, jetzt angetrieben durch das BMC Racing Team. In der Spitzengruppe setzten sich dort, gut 80 Kilometer vor dem Ziel, Astarloza und Vansummeren ab, Arashiro konnte erst kurz vor Beginn der Abfahrt wieder aufschließen. In jener Abfahrt hatte im Vorjahr, als sie dem Ziel ein gutes Stück näher war, Philippe Gilbert (Omega Pharma-Lotto) den Grundstein für seinen zweiten Sieg hintereinander gelegt. Und auch diesmal ging es dort drunter und drüber.

Action zwischen Sormano und Madonna del Ghisallo
Auf der engen, kurvigen Straße vom Colma di Sormano hinab konnte das Feld nicht in einem Stück bleiben. Die eine Minute Vorsprung, mit der Astarloza, Vansummeren und Arashiro über den Berg kamen, war am Ende des Downhills aufgebraucht. Pasqualon kam wieder heran und mit ihm sechs weitere Fahrer: Mauro Santambrogio (BMC Racing Team), Luca Paolini (Katusha), Jakob Fuglsang (Leopard Trek), Vincenzo Nibali (Liquigas), Pablo Lastras (Movistar) und Gilbert. In dieser illustren Gruppe verbrauchte der Mann mit der Startnummer 1 viel Energie, die ihm später für den dritten Lombardei-Sieg fehlen sollte. Im Flachstück, welches der Abfahrt folgte, hängte er sich an einen Vorstoß von Fuglsang an, wollte immer an vorderster Front dabei sein. Nun hatte aber Nibali seinen großen Auftritt. Der Vuelta-Sieger von 2010, der in diesem Jahr noch kein Rennen gewann, führte die Gruppe wieder an das Duo heran und startete im nächsten Anstieg zur Madonna del Ghisallo bei noch 50 zu fahrenden Kilometern einen sehenswerten Angriff. An der Wallfahrtskirche hatte der Italiener mehr als eine Minute Vorsprung auf ein kleines Hauptfeld, das seine vorherigen Begleiter, die Nibali nicht aufhalten konnten, eingesammelt hatte. Bergab stieg der Abstand auf ein Maximum von 1:45 Minute, doch der Weg ins Ziel war mit 40 Kilometern noch unheimlich weit.

Nicht Nibali, sondern Zaugg wurde der Held des Tages
Es wurde danach wieder flach und das Team Sky vermasselte Nibali die Tour. 16,5 Kilometer vor dem Ziel wurde der tapfer kämpfende Solist eingeholt, der das Rennen als 40. beendete und noch mehr als sieben Minuten verlor. Es herrschte erst einmal die Ruhe vor dem Sturm, der in der letzten Steigung nach Villa Vergano toben sollte, die nur gut dreitausend Meter lang war, aber oben raus sehr steil wurde. Zunächst fielen nach und nach die schwächeren Fahrer zurück, bis die Steigungsprozente zweistellig wurden und es den ersten Angriff gab. Den ersten und einzigen. Oliver Zaugg (Leopard Trek) überraschte mit einem starken Antritt, kam mit Vorsprung über den Kulminationspunkt. Daniel Martin (Garmin-Cervélo), Joaquin Rodriguez (Katusha) und Domenico Pozzovivo (Colnago-CSF Inox) folgten nach etwa 20 Sekunden, Ivan Basso (Liquigas) und Przemyslaw Niemiec (Lampre) verstärkten die Verfolgergruppe kurz darauf. Sechs Kilometer Abfahrt und drei flache bis zum Ziel reichten dem Quintett nicht, den Rückstand zu Zaugg aufzuholen, der acht Sekunden vor Martin und Rodriguez den Sieg holte. Gilbert, dem am finalen Berg die Kraft fehlte, kam als Achter mit 16 Sekunden Rückstand gemeinsam mit Giovanni Visconti (Farnese Vini) , Carlos Betancourt (Acqua & Sapone) und Riccardo Chiarini (Katusha) ins Ziel. 27 Sekunden Rückstand hatten elf Mann um Greg Van Avermaet (BMC Racing Team).

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Oliver Zaugg: Langes Warten auf eine Sternstunde
Solch große Siege für die Schweiz einzufahren, dazu war seit langem nur Fabian Cancellara in der Lage. Sein Teamkollege Zaugg hatte, seitdem er 2004 bei Saunier Duval zum Profi wurde, ja noch nicht einmal einen einzigen Sieg geholt. Die ersten Plätze in Mannschaftzeitfahren mit Liquigas bei der Settimana Coppi e Bartali 2010 und mit Leopard Trek bei der Vuelta a España in diesem Jahr können nicht gezählt werden und auch starke Leistungen wie bei den Spanien-Rundfahrten 2007 (15.) und 2008 (11.) können das Gefühl nicht ersetzen, als Erster die Ziellinie eines Rennens zu überqueren. Nun hat er dieses Gefühl kennengelernt und ist einer von nur zehn Schweizern, die zu den Siegern der fünf Monumente des Radsports zählen:
- Heiri Suter (Flandern-Rundfahrt 1923, Paris-Roubaix 1923)
- Ferdi Kübler (Lüttich-Bastogne-Lüttich 1951/1952)
- Josef Fuchs (Lüttich-Bastogne-Lüttich 1981)
- Erich Mächler (Mailand-Sanremo 1987)
- Tony Rominger (Lombardei-Rundfahrt 1989/1992)
- Pascal Richard (Lombardei-Rundfahrt 1993, Lüttich-Bastogne-Lüttich 1996)
- Mauro Gianetti (Lüttich-Bastogne-Lüttich 1995)
- Oscar Camenzind (Lombardei-Rundfahrt 1998, Lüttich-Bastogne-Lüttich 2001)
- Fabian Cancellara (Paris-Roubaix 2006/2010, Mailand-Sanremo 2008, Flandern 2010)
- Oliver Zaugg (Giro di Lombardia 2011)





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