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Col de la Garde statt Mont Faron: Heldenhafter Tiernan-Locke gewinnt kuriose Mittelmeer-Rundfahrt
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12.02.2012

Col de la Garde statt Mont Faron: Heldenhafter Tiernan-Locke gewinnt kuriose Mittelmeer-Rundfahrt

Info: Tour Méditerranéen (2.1)
Autor: Felix Griep (Werfel)



Toulon, 12.02.2012 – Das Wetter im Süden Frankreichs ist beständig schlecht, beraubte die Tour Méditerranéen zum Abschluss auch noch ihres traditionellen großen Finals auf dem Mont Faron. Als Ersatz für den nicht befahrbaren Berg, der das Wahrzeichen der Rundfahrt darstellt, musste der Col de la Garde herhalten, an dem Jonathan Tiernan-Locke über sich hinauswuchs. Der Brite, dessen Sieg auf der 1. Etappe schon eine kleine Sensation war, holte nicht nur seinen zweiten Tages-, sondern auch den Gesamtsieg. Sein mutiger Angriff auf den letzten zehn Kilometern wurde belohnt.

Mont Faron von Schnee bedeckt
Zwei der ersten drei Etappen der Mittelmeer-Rundfahrt hatte das Winterwetter schon betroffen, so zitterte man natürlich um den Mont Faron, der das Ende der 4. Etappe zieren und wie jedes Jahr der Scharfrichter des Rennens sein sollte. Am Vormittag hieß es noch, die Tagesstrecke sollte nur kleinere Veränderungen erfahren, die Distanz von 130 auf 101 Kilometer verringert werden. Da hatte man wohl noch die Hoffnung, über den Mont Faron würde plötzlich ein Blitz-Sommer hereinbrechen. Doch die Straße auf den 584 Meter hohen Berg, die auf 452 Metern zur Zielankunft führen sollte, war bedeckt von Schnee und somit unbefahrbar. Auch an anderen Ecken wurde noch etwas gekürzt, so dass die Etappe in ihrem Endzustand nur noch 79 Kilometer lang war. Das Ziel wurde auf den Col de la Garde verlegt, der unmittelbar vor dem Faron hätte passiert werden sollen. In großer Hektik baute man auf dem Berg einen improvisierten Zielbereich auf, was schon allein angesichts fehlender Elektrizität auf dem Gipfel eine knifflige Aufgabe war.

Tiernan-Locke nimmt all seinen Mut zusammen
Was von der Etappe in ihrer ursprünglichen Form noch übrig blieb, war ein sehr hügeliger Parcours mit einem ständigen Auf und Ab. Gleich nach dem Start gab es ein erstes „Auf“: Die sechs Kilometer zur Côte de Ceyreste waren von zahlreichen Attacken geprägt, Chris Anker Sörensen (Saxo Bank) führte ein zerpflücktes Feld als Erster hinüber. Als sich dann ein Fahrer vom Peloton entfernt hatte, kehrte dort wieder Ruhe ein. Johan Le Bon (Bretagne-Schuller) fuhr als Solist über die weiteren Hügel, freilich unter normalen Umständen ohne große Aussichten auf Erfolg. Zehn Kilometer vor dem Ziel hatte er aber noch gut eine halbe Minute Vorsprung und träumte vielleicht doch von einer Überraschung, die zu dieser Tour Med auch gut gepasst hätte. Die Ergebnisse der Rundfahrt hat wohl kaum jemand vorhersagen können, angefangen mit Jonathan Tiernan-Lockes (Endura Racing) Sieg auf der ersten Etappe nach seinem couragierten Angriff kurz vor dem Ziel. Apropos. Noch bevor die erste Stufe des Col de la Garde erklommen wurde, hatte sich der Brite aus dem Feld davongestohlen und war an Le Bon vorbeigefahren. Der Erfolg vor drei Tagen hat dem 27-Jährigen nicht nur viel Aufmerksamkeit beschert, sondern ganz offensichtlich eine Menge Selbstvertrauen gegeben.

Der Lohn: Zweiter Etappenerfolg und der Gesamtsieg
Bevor man im Feld überhaupt realisiert hatte, was passierte, hatte Tiernan-Locke in den ersten zwei Steigungskilometern fast eine Minute Vorsprung herausgefahren. Alle Favoriten waren vollkommen überrumpelt. In der Mitte eines vier Kilometer langen nur welligen Bereichs wurde ein Vorsprung von 40 Sekunden auf ein Verfolgerduo gemessen, das Daniel Navarro (Saxo Bank) und Stefano Garzelli (Acqua & Sapone) bildeten. Auf den letzten zwei Kilometern zum Ziel, als es wieder steiler bergan ging, kamen sie nur noch bis auf 17 Sekunden an den Führenden heran, der seinen zweiten Etappensieg feierte und auch die Gesamtwertung für sich entschied. Es dürfte eine der größten Überraschungen in der Geschichte der Mittelmeer-Rundfahrt sein. Angel Madrazo (Movistar) kam kurz darauf als Vierter an. Nach 27 Sekunden überquerte ein kleines Feld von gut 20 Fahrern die Ziellinie, in dem sich neben Vorjahressieger David Moncoutié (Cofidis) auch Michel Kreder (Garmin-Barracuda) befand. Der ebenfalls zweifache Etappensieger aus den Niederlanden belegt dank seiner Zeitgutschriften in der Gesamtwertung Platz zwei vor Navarro, Garzelli und Madrazo und wurde bester Nachwuchsfahrer. In der Punktewertung kam es zu einem Gleichstand zwischen Tiernan-Locke, Kreder und Hutarovich, wobei der Gesamtsieger auch hier auf Platz eins geführt wird. Das Bergtrikot behielt Thomas Vaubourzeix (La Pomme Marseille), der es sich mit Fluchten an den ersten beiden Tagen verdient hatte.

-> Zum Resultat und allen Endständen

Das nächste Rennen in Frankreich ist die zweitägige Tour du Haut Var, die am kommenden Wochenende stattfindet. Im Übrigen in derselben Region, wo auch die Mittelmeer-Rundfahrt ausgetragen wurde. Sollte sich das Wetter in den kommenden Tagen weiterhin nicht bessern, sollten sich die Veranstalter schon einmal Gedanken über alternative Routen machen.





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