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Paris - Roubaix Boonen nach Solo über 53 Kilometer mit viertem Sieg bei Paris-Roubaix |
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08.04.2012 | ||
Boonen nach Solo über 53 Kilometer mit viertem Sieg bei Paris-RoubaixInfo: PARIS - ROUBAIXLiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text Autor: Felix Griep (Werfel) Roubaix, 08.04.2012 – Vor zwei Jahren verblüffte Fabian Cancellara in der „Hölle des Nordens“ mit einem 45-km-Solo doch bei der 110. Auflage von Paris-Roubaix gab es heute sogar noch eine Alleinfahrt, die den Parforceritt des Schweizers um acht Kilometer übertraf. Topfavorit Tom Boonen (Omega Pharma-Quick Step) zeigte in der ersten vorentscheidenden Phase des Rennens Stärke und Präsenz und befand sich plötzlich eher ungewollt ohne Begleiter in Führung liegend. Mangels wenig effektiver Verfolger gelang es ihm, mit gut eineinhalb Minuten Vorsprung einen letztendlich ungefährdeten Sieg einzufahren. Nach 17 denkwürdigen Tagen ist Boonen nun bei E3 Prijs, Gent-Wevelgem, Flandern-Rundfahrt und Paris-Roubaix zum Rekordsieger aufgestiegen, egalisierte Roger De Vlaemincks Bestmarke von vier Roubaix-Erfolgen. Klemme und NetApps Janorschke gehen auf die Flucht In den Tagen vor Paris-Roubaix wurde immer wieder auf die Wettervorhersagen geschaut, man befürchtete Regen, der die „Hölle des Nordens“ zu einer Schlammschlacht hätte machen können. Es blieb am Ostersonntag dann aber doch trocken auf den 257,5 Kilometern von Compiègne zum Velodrom von Roubaix. Nicht wenige der 195 Starter waren gewillt, sich in einer Fluchtgruppe zu präsentieren, wodurch die ersten beiden Stunden des Rennens mit 47,5 km/h unheimlich schnell waren. Erst nach 70 Kilometern spaltete sich nach einer Attacke von Kenny De Haes (Lotto Belisol) und Frederik Veuchelen (Vacansoleil-DCM) ein Dutzend Fahrer vom Peloton ab. Mit Bert Jan Lindeman hatte Veuchelen noch einen Teamkollegen dabei, während alle anderen Ausreißer ohne Mannschaftskameraden auskommen mussten. Das Team NetApp, wie 2011 mit einer Wildcard dabei, wurde in der Flucht durch Grischa Janorschke vertreten; als zweiten Deutschen fand man Dominic Klemme (Argos-Shimano) vorne. Guillaume Van Keirsbulck (Omega Pharma-Quick Step), Yaroslav Popovych (RadioShack-Nissan), David Boucher (FDJ-BigMat), Michael Mørkøv (Saxo Bank), David Veilleux (Europcar), Laurent Mangel (Saur-Sojasun) und Aleksejs Saramotins (Cofidis) halfen ebenfalls mit, bis zum ersten der 27 Kopfsteinpflaster-Sektoren mit einer Gesamtlänge von 51,5 Kilometern einen Vorsprung von gut vier Minuten herauszufahren. Noch keine Selektion im Wald von Arenberg Sektor 21 – die Nummerierung der Pavé-Stücke erfolgt traditionell in absteigender Reihenfolge – war der erste, der mit fünf Sternen als einer der härtesten Pflaster-Abschnitte ausgewiesen war. In Aulnoy-lez-Valenciennes kam es recht weit vorne im Feld zu einem Sturz, der einen Stau nach sich zog, woraufhin unter anderem Mitfavorit Filippo Pozzato (Farnese Vini) auf die Verfolgung gehen musste, während das BMC Racing Team im ersten Teil des Feldes hohes Tempo diktierte. Der Lette Saramotins hatte sich kurzzeitig aus der Spitzengruppe abgesetzt, wurde dann aber durch einen Defekt gestoppt. Im Wald von Arenberg schlug die erste Stunde der Wahrheit: Sektor 16, 85 Kilometer vor dem Ziel gelegen, war ebenfalls einer derjenigen mit fünf Sternen. Diese Passage forderte erwartungsgemäß einige Opfer, beispielsweise Janorschke, der sich wohl den Ellenbogen brach, nachdem er gerade erst von einem Schlüsselbeinbruch genesen war. Auch Van Keirsbulck, Popovych und De Haes blieben nicht unversehrt und verloren den Anschluss an die Spitzengruppe. Tom Boonen und Sylvain Chavanel, die respekteinflößende Doppelspitze von Omega Pharma-Quick Step, gab dort den Ton an. Eine große Selektion blieb aus, die Favoriten waren nach Arenberg noch immer gemeinsam unterwegs. Wenig später gingen Alessandro Ballan (BMC Racing Team) und Juan Antonio Flecha (Sky ProCycling) in die Offensive, nahmen Maarten Wijnants (Rabobank), Mathieu Ladagnous (FDJ-BigMat), Sébastien Turgot (Europcar) und Jimmy Casper (Ag2r La Mondiale) mit auf die Verfolgung der Ausreißer, deren Vorsprung nun schnell schmolz. Omega Pharma-Quick Step konnte noch immer aus einem großen Helfer-Pool schöpfen und Gert Steegmans führte seine Kapitäne wieder an die Ballan-Gruppe heran. Omega Pharma-Quick Step mit starker Teamleistung Nicht nur das Kopfsteinpflaster ist eine Gefahr bei diesem Rennen, auf einer Asphalt-Straße zerriss das Feld mit allen Favoriten auf der Windkante und die erste Flucht des Tages fand ihr Ende. Boonen und Chavanel waren immer an vorderster Front zu finden, aber niemand wollte so recht mit ihnen arbeiten. Der überraschend starke Turgot startete den nächsten Angriff, Chavanel setzte sofort nach und somit die anderen Teams unter Druck. Mit Ladagnous und Laurent Mangel (Saur-Sojasun) waren bei diesem Vorstoß noch zwei weitere Franzosen dabei, nur der Schweizer Michael Schär (BMC Racing Team) fügte etwas internationales Flair hinzu. Als das Quintett nicht mehr lief, attackierte Turgot in Sektor 12 hinein, wo Boonen und Pozzato zu ihm aufschlossen und Ballan schon viel Einsatz zeigen musste, um ebenfalls dranzubleiben. In diesem Moment war für Chavanel durch einen Defekt das Rennen verloren. Mit Niki Terpstra holte aber ein anderer Teamkollege Boonens die Führenden ein und spielte eine wichtige Rolle bei der nun bevorstehenden Entscheidung. Ballan wollte noch nicht alles investieren und ließ etwas leichtfertig eine Lücke entstehen und plötzlich waren Terpstra und Boonen weg. Der Niederländer warf seine letzten Körner in die Waagschale und verhalf Boonen zu einem Vorsprung von 20 Sekunden, bis der Belgier 53 Kilometer vor dem Ziel auf sich allein gestellt war. Der Roubaix-Sieger der Jahre 2005, 2008 und 2009 war jetzt nicht mehr zu stoppen. Es war offenbar nicht der Plan des Teams gewesen, so früh schon eine solche Situation zu erzwingen, doch der Überflieger dieser Saison nahm die Gelegenheit und die Herausforderung an. Ungefährdete Solo-Fahrt zu Boonens viertem Sieg Es ging dann gleich in den Fünf-Sterne-Sektor Mons-en-Pévèle, nach dem sich auf der Verfolgung Boonens 14 Fahrer zusammenfanden. Das Team Sky hatte in dieser Gruppe mit Flecha, Edvald Boasson Hagen, Matthew Hayman und Ian Stannard die Oberhand, doch konnte ohne große Unterstützung nichts mehr ausrichten. Pozzato war nicht mehr dabei, nachdem ihm zuvor in einer Kurve das Hinterrad weggerutscht war. Boonens Vorsprung wuchs langsam aber unaufhaltsam an und erreichte 26 Kilometer vor dem Ziel die 1-Minute-Marke. Die Arbeit der Verfolger war nicht zielgerichtet und effektiv genug, so dass der große Favorit scheinbar leichtes Spiel hatte. Auf den letzten Kilometern und schließlich im Velodrom von Roubaix, konnte Boonen seinen vierten Klassikersieg innerhalb von zweieinhalb Wochen nach E3 Prijs, Gent-Wevelgem und Flandern-Rundfahrt ausgiebig genießen. Die nachfolgende Gruppe war im Sektor 4, Le Carrefour de l’Arbre, zerfallen, Lars Boom (Rabobank) attackierte für Platz zwei. Ballan und Flecha kämpften sich zurück, ebenso Ladagnous, der dann aber durch einen Defekt um seine Podiums-Chancen gebracht wurde. Erst auf der Radrennbahn im Velodrom schlossen auch Terpstra und Turgot wieder auf. In einer wahren Fotofinish-Entscheidung ging Platz zwei im Sprint an Turgot und Ballan musste sich mit Rang drei begnügen – 1:39 Minute nachdem Boonen angekommen war. Der Schweizer Grégory Rast (RadioShack-Nissan), im letzten Jahr Vierter, kam nach über vier Minuten als 13. ins Ziel, bester Deutscher wurde als 36. mit fast acht Minuten Rückstand Marcus Burghardt (BMC Racing Team). -> Zum Resultat Mit Paris-Roubaix endet die Zeit der Kopfsteinpflaster-Rennen. Am nächsten Sonntag beginnen mit dem Amstel Gold Race die Ardennen-Klassiker. |
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