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Ralph Näf "Ich fahre konsequenter auf Sieg"
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15.08.2006

Ralph Näf "Ich fahre konsequenter auf Sieg"

Info: Mountain Bike | Interviews
Autor: Urs Huwyler, St.Galler Tagblatt

Mountainbiker Ralph Näf aus dem thurgauischen Andwil ist in der Region Alp d'Huez erstmals Marathon-Weltmeister geworden. Heute Dienstag reist er nach Neuseeland an die WM im Cross Country weiter.

Ralph Näf, wo haben Sie Ihr Weltmeister-Trikot?
Ralph Näf:Ich bin im Trikot noch von der WM nach Hause gefahren, doch seither hängt es an einem Kleiderbügel.

Hat das Trikot an sich einen besonderen Wert?
Näf: Sicher. Für einen Sportler ist es das Ziel, Weltmeister zu werden. Eine Auszeichnung ist die Goldmedaille. Im Radsport gehört jedoch das Regenbogen-Trikot ebenso dazu. Schon als Junge wünscht man sich nicht zuerst die Medaille, sondern das weisse Trikot mit den bunten Streifen. Wer es tragen darf, ist für alle erkennbar Weltmeister.

Sie haben es Ihrem Landsmann Thomas Frischknecht abgenommen.
Näf: Ich bin sein Nachfolger im Marathon. Aber auch Thomas bleibt für immer Weltmeister. Er darf die Weltmeister-Streifen an seinem Trikot tragen.

Erleben Sie den WM-Titel intensiver als EM- oder Weltcup-Erfolge?
Näf: Das ist kein Vergleich. Als Europameister bist du Sieger in Europa. Pro Saison gibt es mehrere Weltcuprennen und damit auch mehrere Chancen, ein Rennen zu gewinnen. Schon das Wort Weltmeister sagt, dass es sich um einen besonderen Erfolg handelt. In der Schweiz haben erst Thomas Frischknecht und ich einen Bike-WM-Titel bei der Elite gewonnen.

Thomas Frischknecht war am Sonntag chancenlos gegen Sie.
Näf: Ich habe das Rennen so durchziehen können, wie ich es mir vorgestellt hatte. Dass die Taktik derart perfekt aufgeht, ist in einem Marathon-Rennen selten. Du stehst am Start und fragst dich, was die nächsten fünf Stunden bringen werden. Und diesmal gab es nichts Unvorhergesehenes. Es war ein perfektes Rennen.

Sie scheinen die Rennen zielbewusster anzugehen als früher.
Näf: Sagen wir es so: Ich fahre konsequenter auf Sieg. Früher war ich schon mal mit einem dritten Rang zufrieden, sagte mir während des Rennens, ein dritter Rang in einem Weltcup-Rennen sei doch nicht schlecht. Die letzte Konsequenz hat gegen Ende eines Rennens oft gefehlt. Das hat sich geändert.

Gab es ein bestimmtes Ereignis, das Sie zum Umdenken bewog?
Näf: Es war der erste Weltcupsieg am Ende der vergangenen Saison. Als ich in Schottland über die Ziellinie gefahren bin, dachte ich mir: Du gehörst nicht mehr nur zu den fünf Besten, sondern du kannst der Beste sein. Seither weiss ich, dass ich jedes Rennen gewinnen kann. Ob ich es gewinne, ist eine andere Frage.

Sind Sie durch die Verbandsförderung an die Weltspitze gekommen?
Näf: Ich durchlief keine Kader, sondern lernte Maurer. Deshalb konnte ich mein Potenzial lange nicht ausschöpfen. Nach neun Stunden auf dem Bau wollte ich nicht noch auf dem Velo trainieren. Manchmal habe ich es längere Zeit in eine Ecke gestellt und pausiert. Vielleicht zahlt sich das nun aus, weil ich mit 26 Jahren noch Reserven habe.

Ist es für Sie eine Genugtuung, dass Sie es alleine geschafft haben?
Näf: Genugtuung ist der falsche Ausdruck, weil ich niemandem beweisen muss, was ich kann. Ich bin für mich und nicht gegen jemanden gefahren. Aber die Freude ist grösser, wenn man ohne Unterstützung an die Spitze gekommen ist.

Wie reagiert Swiss Cycling auf Ihre Erfolge?
Näf: Der Verband freut sich ebenfalls. Welchen Stellenwert der Bike-Sport bei Swiss Cycling effektiv hat, kann ich nicht beurteilen. Wobei vor allem wir Biker Medaillen nach Hause bringen. Das dürfte allen bewusst sein.

Müssen Sie als Top-Athlet auf die Unterstützung von Swiss Olympic verzichten?
Näf: Mir wird der Betrag nicht ausbezahlt, sondern er fliesst in die Nachwuchsförderung des Verbandes, weil ich nach offizieller Auskunft bei meiner Sportgruppe Merida finanziell abgesichert sei. Ich könnte nun erstmals profitieren, doch ich gehe wieder leer aus.

Haben Sie Ihre Leistungsgrenze nun erreicht?
Näf: Schwierig zu sagen. Ich hoffe nicht. Ich habe ein Weltcuprennen gewonnen, bin Europa- und nun auch Weltmeister. Doch damit habe ich noch nicht alle Ziele erreicht. Es gibt noch eine weitere Stufe auf der Erfolgspyramide. Beispielsweise den Gewinn des Gesamtweltcups.

Und die Olympischen Spiele in Peking 2008?
Näf: Es ist nicht so, dass ich am Tag nach dem WM-Titel nur noch an Olympia denke. Aber eine Medaille an Olympischen Spielen wird ein nächstes Ziel sein. Zwei Jahre sind es noch bis Peking. Bis dann kann noch viel passieren. Aber im Hinterkopf ist Olympia präsent.

Zuerst folgt nun die WM im olympischen Cross Country.
Näf: Ich werde auch in Neuseeland angreifen und auf Sieg zu fahren versuchen. Dort wird auch Olympiasieger Julien Absalon am Start sein. Er hat das, was ich mir in den letzten Monaten erarbeiten musste, schon lange: Wenn er am Start steht, gibt es für ihn nur Platz eins. Selbst an kleineren Rennen.

(Interview: Urs Huwyler, St.Galler Tagblatt)


Ralph Näf ist Weltmeister (Photo: ralphnaef.ch)
(Photo: RalphNaef.ch)

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