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Giro di Lombardia: Trauriger Weltmeister Paolo Bettini siegt in der Lombardei
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14.10.2006

Giro di Lombardia: Trauriger Weltmeister Paolo Bettini siegt in der Lombardei

Info: Giro di Lombardia
Autor: Jörg Schröder
Ranking zu: Gesamtweltrangliste

Paolo Bettini, dessen Bruder vor wenigen Tagen tödlich verunglückte, fuhr sich heute, im Finale der Lombardei Rundfahrt, den Frust aus dem Leibe und rollte am Ende als weinender Sieger über die Ziellinie. Zweiter wurde Samuel Sanchez, der in der letzten Abfahrt aus einer Verfolgegruppe davonfuhr und Bettini's letzten Begleiter Fabian Wegmann kurz vor dem Ziel einholen konnte. Der Gerolsteiner Wegmann unterlag gegen Sanchez aber nur hauchdünn im Sprint. Vierter wurde der Italiener Moreni.

Bettini das Maß der Dinge
Unbestritten war Bettini der Mann des Tages. Nach dem Schicksalsschlag in seiner Familie musste er erst überredet werden, weiter Rennen zu fahren. "Ich dachte daran, aufzuhören", gestand Bettini."Für mich hätte das das Ende meiner Karriere sein können. Ich habe viel darüber gesprochen, mit meiner Frau, meinen Eltern. Sie waren es, die mich überzeugt haben, weiterzumachen", so der 32jährige. Und wie er weiter macht!

Totschnig als Ausreißer
Früh nach dem Start hatte sich eine Gruppe im Schweizer Tessin vom Feld abgesetzt. Das versprach gleich ein spannendes letztes großes Rennen der Straßensaison. Gerolsteiner war aufmerksam und hatte in Georg Totschnig einen Fahrer beim Ausreißerquartett dabei. Bis zu 12 Minuten konnte man auf die Verfolger herausfahren.

Favoriten belauern sich lange
Erst in der zweiten Rennhälfte der 246 Kilometer langen 100. Jubiläumsaustragung des Giro di Lombardia regierten einige Teams im Feld. Rabobank, Cofidis, Milram und zeitweise auch CSC übernahmen das Kommando im Feld.
Bis 40 Kilometer vor dem Ziel hatte man bis auf den Österreicher Totschnig alle Fahrer wieder eingeholt. Ab da begann der Kampf der Kapitäne. Weltmeister Bettini, dessen goldener Helm als Erinnerung an den Olympiasieg nun auch die Farben des Weltmeistertrikots trägt, startete einen Angriff. Folgen konnten etwa der WM-4. Samuel Sanchez, Davide Rebellin, Frank Schleck, andere wie Danilo di Luca und Michael Boogerd schafften wenig später den Anschluss. In der Abfahrt vom bis zu 15 Prozent steilen Anstieg zum Ghisallo konnten weitere Fahrer Anschluss gewinnen, darunter auch der Deutsche Fabian Wegmann, so das Gerolsteiner mir stolzen drei Fahrern vertreten war. 12 Fahrer waren ab da noch beisammen, doch Totschnig mussten bald seinen Stapazen Tribut zollen und abreißen lassen.

Bettini setzt die Akzente
Schließlich konterte Bettini eine Attacke von di Luca und setzte sich ab. Nur Wegmann konnte mit größter Anstrengung noch einmal den Kontakt herstellen, hatte aber gerade in Abfahrten große Probleme den waghalsig fahrenden Italiener nicht aus den Augen zu verlieren.
Im letzten Anstieg 3 Kilometer vor dem Ziel ließ Bettini dann den Deutschen stehen.

Wegmann erster Deutscher auf Podest
Somit erreichte "El Grillo" ("Ich bin nicht allein gefahren. Diesen Tag werde ich nicht vergessen. Ich denke, das war der schönste Sieg meiner Karriere") als Solosieger mit Tränen in den Augen das Ziel und wiederholte seinen Vorjahrestriumph. 8 Sekunden später erreichte Sanchez, der sich in als bekanntermaßen Weltklasseabfahrer noch an Wegmann heranfahren konnte, im Sprint hauchdünn das Ziel vor dem Deutschen.
Der Luxemburger Frank Schleck errang einen guten 7. Platz, der Ukrainer Mikhaylo Khalilovaus dem schweizer Team L.P.R. wurde guter 12. Während Gerolsteiner Andrea Moletta noch auf den 14. Rang brachte und auch die Mannschaftswertung gewann (dadurch Rang 6 in der ProTour-Wertung errang, ->Pro Tour-Rangliste), kam Daniele Nardello als bester Fahrer von T-Mobile auf den 17. Platz.
Das Team Phonak verabschiedete sich aus dem Radsport mit einer enttäuschenden Leistung, bester wurde Michael Schär auf dem 73.Rang!

Siegerehrung wird boykottiert
Nach dem Ziel gab es einen unrühmlichen Vorfall. Die ProTour-Teams boykottierten die Siegerehrung, weil der Veranstalter gegen die ProTour ist und die Ehrung des Gewinners der ProTour Alejandro Valverde abgelehnt hatte. Dieser wollte deshalb nicht zum Rennen antreten, konnte letztlich aber überredet werden (->Boykott-Valverde-Bericht), erreichte aber nicht das Ziel.

Wegmann will wiederkommen - und gewinnen
Wegmann konnte nach dem Rennen strahlen. Als erster Deutscher erreichte er das Podest bei der Lombardei-Rundfahrt - auch wenn er aus genannten Gründen nicht darauf feiern konnte. Nach einer starken WM und guten Rennen im Herbst des Rennkalenders konnte er einen tollen Abschluss einer ansonsten nicht nur positiv verlaufenden Saison feiern. "Das ist ein schöner Saisonabschluss. Natürlich hätte ich gerne gewonnen. Irgendwann will ich hier gewinnen," ließ der Münsteraner die Journalisten notieren.

--> Giro di Lombardia - Resultat


Paolo Bettini der weinende Sieger




Leser-Kommentare
Wer,wie,wo?? Nr2
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