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Ster Elektrotoer: Phillippe Gilbert siegt beim Besuch in seinem Heimatland. Niki Terpstra erobert Gelb zurück, jedoch herrscht Gleichstand an der Spitze der Gesamt-Wertung
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20.06.2009

Ster Elektrotoer: Phillippe Gilbert siegt beim Besuch in seinem Heimatland. Niki Terpstra erobert Gelb zurück, jedoch herrscht Gleichstand an der Spitze der Gesamt-Wertung

Info: Ster Elektrotoer (2.1)
Autor: H.O.



La Gileppe (Jalhay), 20.6.09. In einer packenden, dramatischen Schlussphase haben sich die Gewichte auf der vorletzten Etappe der Ster Elektrotoer noch einmal verschoben. Der Träger des Gelben Trikots André Greipel (Columbia) fehlte, als sich die anderen Favoriten, darunter Niki Terpstra (Milram), wenige Kilometer vor dem Ziel am Staudamm La Gileppe absetzen konnten. Während der Tagessieg unter dem Jubel seiner Landsleute an Phillippe Gilbert (Silence-Lotto) ging und Allan Davis sowie Borut Bozic erneut aufs Podium fuhren, holte sich Terpstra die Gesamtführung zurück, die er am Vortag an Greipel verloren hatte. Allerdings trennen ihn nur Bruchteile von Sekunden vom Etappensieger Gilbert.

Am vorletzten Tag machte die Ster Elektrotoer einen Abstecher nach Belgien. Wiederum standen sechs Bergwertungen an, eine davon der ersten Kategorie – die einzige der ganzen Rundfahrt, die diese Einstufung erhalten hat. Insofern traf die Bezeichnung „Königsetappe“ sicherlich zu. André Greipel sprach, als er tags zuvor das Führungstrikot von Niki Terpstra übernommen hatte, daher auch von „einem noch schwereren morgigen Tag“, und Zweifel an der Verteidigung seiner Spitzenposition waren angebracht.
Mehrere ineinander verschachtelte Rundkurse führten das noch 136 Fahrer große Feld von Verviers durch die ostbelgischen Ardennen in die Gegend des Lac de la Gileppe und nach 188,8 km zur Zielankunft am gleichnamigen Staudamm. Diese bereits 1878 eingeweihte Talsperre mit einer Gesamtkapazität von 26,5 Mio. m³ dient zur Wasserversorgung der Bewohner und der Industrie in der Region und zählt zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Belgiens. Einmal im Jahr ist die darüber hinwegführende Straße für den Verkehr gesperrt: nämlich dann, wenn die Ster Elektrotoer zu Gast ist.

Leider prägte Wasser auch noch in einer anderen Form diese vierte Etappe: Als sich das Feld in Verviers aufmachte, regnete es in Strömen. Im Laufe des Tages klarte es jedoch auf und die Sonne kam zum Vorschein. Über gut 60 km hinweg vereitelte das Team des Gesamtführenden, Columbia High Road, jeden Ausreißversuch. Erst einem Quartett bestehend aus dem Briten Stephen Cummings von Barloworld, dem Dänen André Steensen von Saxobank, dem Niederländer Rikke Dijkxhoorn von Van Vliet - EBH-Elshof sowie dem Italiener Davide Malacarne von Quick Step war es vergönnt, einen deutlichen Abstand zwischen sich und das Feld zu legen. Während sich der Träger des Bergtrikots Oleg Chuzhda (Contentpolis-Ampo) mehrere Kilometer lang vergeblich bemühte, Anschluss an die vier zu finden, hatte der Belgier Preben van Hecke (Topsport Vlaanderen) mit demselben Vorhaben mehr Erfolg. 73 km vor dem Ziel fuhr somit eine Fünfergruppe an der Spitze, die sich letztlich allerdings nicht mehr als ein paar wenige Minuten absetzen konnte.

Nach der vorletzten Bergwertung sank der Vorsprung der fünf auf einmal rapide, was daran lag, dass sich kurzfristig eine größere Verfolgergruppe gebildet hatte, die die Männer um André Greipel schnell wieder einzuholen bemüht waren. 43 km vor dem Ende der Etappe gehört die Flucht von Cummings, Steensen, Dijkxhoorn, Malacarne und van Hecke der Vergangenheit an. Kurze Zeit darauf kam es beim zweiten Anstieg hinauf auf den Staudamm zum Auseinanderbrechen des Pelotons mit der Folge, dass eine 18 Fahrer große Gruppe sich absetzen konnte, in der viele der Favoriten sowohl für den Etappen- wie auch für den Gesamtsieg vertreten waren, u. a. Phillippe Gilbert und Leif Hoste von Silence-Lotto, die Rabobank-Profis Sebastian Langeveld und Bram Tankink, der Gesamt-Vierte Tom Boonen (Quick Step) sowie seine Teamkollegen Kevin Seeldrayers und Allan Davis, der tags zuvor hinter dem ebenfalls in dieser Gruppe befindlichen Borut Bozic (Vacansoleil) Dritter geworden war. Dessen Teamkollege Bjorn Leukemans hatte genauso den Sprung nach vorne geschafft wie der ehemalige Führende Niki Terpstra (Milram), der von Servais Knaven begleitet wurde. Mit je zwei Mann vertreten waren auch das Cervélo Test Team sowie LPR Brakes. Das Nachsehen jedoch hatte der Träger des Gelben Trikots André Greipel, der in einer weiteren Splittergruppe dahinter um den Anschluss kämpfte, den schnell anwachsenden Vorsprung allerdings nicht wieder wettmachen konnte.

Dabei half es ihm auch nichts, dass die Favoritengruppe sehr uneinig zu Werke ging und Angriffe im Minutentakt erfolgten. Letztlich hatte aber nur eine der zahlreichen Attacken die die nötige Durchzugskraft für den Etappensieg: Silence-Lotto-Profi Phillippe Gilbert, der es tags zuvor auf der Zielgeraden schon vergebens probiert hatte, konnte auf dem letzten auf die Staumauer hinaufführenden Kilometer seinen Begleitern entkommen und fuhr hier auf heimischem Boden seinen erst zweiten Sieg in diesem Jahr ein. Zuvor hatte der 26-jährige Belgier, der in der letzten Saison noch im Kader von Française des Jeux stand, auf der vorletzten Etappe des Giro d’Italia triumphieren können.
Auf den Plätzen zwei und drei ergab sich das Kuriosum, dass sie exakt so besetzt waren, wie am Vortag, allerdings in umgekehrter Reihenfolge: Diesmal hatte der 28-jährige für Vacansoleil fahrende Borut Bozic das Nachsehen hinter dem gleichaltrigen Australier Allan Davis vom Team Quick Step. Die beiden überquerten die Ziellinie zwei Sekunden hinter Gilbert.

Mindestens ebenso jubeln
wie der belgischen Etappensieger konnte der Niederländer Niki Terpstra, der als Vierter zeitgleich mit Davis und Bozic gewertet wurde. (Platz fünf ging an Bjorn Leukemans von Vacansoleil). Durch seine aufmerksame Fahrweise hatte er sich einen Platz in der entscheidenden Fluchtgruppe gesichert, was ihm letztlich die Rückeroberung des auf der vorigen Etappe abhanden gekommenen Gelben Trikots einbrachte. Allerdings musste sein Team Milram dafür heute Federn lassen: Sowohl Martin Müller wie auch Wim Stroetinga gaben das Rennen unterwegs auf, genauso wie 13 weitere Fahrer.
Allerdings darf sich Terpstra seines Siegs noch nicht allzu sicher sein, denn Phillippe Gilbert liegt nunmehr im Gesamt-Klassement gleichauf. Beide verbuchen eine Fahrtzeit von 13 h 24 Min. und 52 Sek. Lediglich den Sekundenbruchteilen, die er im Zeitfahren der ersten Etappe auf Gilbert gutgemacht hatte, verdankt der Niederländer seine Spitzenposition. Piet Rooijakkers (Skil-Shimano) auf Rang drei und Borut Bozic, der sich durch seine wiederholt guten Resultate mittlerweile auf Rang vier vorgearbeitet hat, folgen mit schon deutlicherem Abstand 12 bzw. 13 Sekunden hinter Terpstra.

André Greipel, der mit fast 5 Minuten Rückstand im Ziel eintraf, wodurch er auf Gesamt-Rang 29 absackte, bleibt nur die Führung im Punkte-Klassement. Der dänische Saxobank-Profi André Steensen, der zur ersten Fluchtgruppe gehört hatte, übernimmt das Bergtrikot von Oleg Chuzhda. Im Zweikampf zwischen dem Deutschen Martin Reimer (Cervélo) und Matthew Goss (ebenfalls Saxobank) um die Nachwuchswertung hatte heute wieder der Brite das bessere Ende für sich – und zwar deutlich, befand er sich doch in der Gruppe, die den Sieg unter sich ausmachte, während Reimer letztlich ebenso viel Zeit verlor wie sein Landsmann Greipel.

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Die Abschlussetappe morgen, 180 km lang, spielt sich natürlich wieder in den Niederlanden ab und ist wie gemacht für Sprinter: tellerflach von limburgischen Beek ausgehend und in Nordbrabant endend, ohne eine einzige nennenswerte Erhebung. Angesichts der Zeitgleichheit an der Spitze des Gesamt-Klassements dürfte es gleichwohl noch einmal sehr spannend werden.





Gilbert holt sich die Etappe, Terpstra das Führungstrikot
Gilbert holt sich die Etappe, Terpstra das Führungstrikot

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