Francesco Gavazzi gewinnt Auftakt des Giro di Sardegna

Info: Giro di Sardegna (2.1)
Autor: Heike Oberfeuchtner (H.O.)

Bonorva, 23.02.10 - Die erste Etappe der Rundfahrt auf Italiens zweitgrößter Insel Sardinien ist zur Angelegenheit für die bergfesten Sprinter geworden. Nach ca. 140 Kilometern setzte sich Francesco Gavazzi (Lampre-Farnese Vini) vor dem ISD-Neri-Duo Oscar Gatto und Giovanni Visconti durch. Der Pole Przemyslaw Niemiec (Miche) war der einzige Nicht-Italiener unter den Top 10. Gavazzi ist damit natürlich auch erster Gesamtführender des Giro, die bis Samstag dauern wird.

Der Giro di Sardegna galt zwar bislang als Rennen für die endschnellen Männer, doch ist das Profil in diesem Jahr nicht ohne Anspruch, sodass sich vermehrt Fahrer eines anderen Typus auf der Startliste finden, wie etwa Stefano Garzelli (Acqua & Sapone), Vincenzo Nibali, Roman Kreuziger (Liquigas), Alexandr Kolobnev (Katjusha) oder Janez Brajkovic (Radioshack). Natürlich ist auch die Sprinter-Fraktion angemessen vertreten, sieht man mal davon ab, dass Vorjahressieger Daniele Bennati auf einen Start verzichtet. Eines der 16 Teams ist die deutsche Nationalmannschaft, bestehend aus Bahnradfahrern, die sich auf Sardinien auf die WM im März vorbereiten wollen. Mit Danilo Hondo (Lampre) tritt außerdem noch ein weiterer Deutscher an.
Schon auf der ersten der fünf Etappen sollte deutlich werden, dass die 28. Austragung der Rundfahrt – übrigens erst die zweite nach einer mehrjährigen Pause – nichts für Flachland-Liebhaber ist. Auf den 144,2 Kilometern zwischen Olbia, einer immerhin 55.000 Einwohner umfassenden Stadt an der Nordwestküste, und dem nur knapp 4000 Menschen zählenden Bonorva stand u. a. eine Bergwertung der ersten Kategorie auf dem Plan (Monte Rasu), ca. 30 km vor dem Ziel.

Frühe Spitzengruppe vor der letzten Bergwertung gestellt
"Der frühe Vogel fängt den Wurm", so dachten sich wohl der Australier Simon Clarke (ISD), der Spanier Didac Ortega (Acqua & Sapone), der Franzose Freddy Bichot (Bbox) sowie der Italiener Leonardo Giordani (Ceramica Flaminia) und starteten schon nach zwei Kilometern ihren Fluchtversuch, dem sich wenig später noch Giaro Ermeti (De Rosa), ein Landsmann des Letztgenannten, anschloss. Nach 20 Kilometern erreichten die fünf bereits ihren Maximalvorsprung von knapp über vier Minuten.
In der Folge zeigte sich besonders Liquigas aktiv im Feld. Kurz vor der erwähnten Bergwertung auf dem Monte Rasu in über 1000 Kilometern Höhe ging die Alleinfahrt der multinationalen Truppe zu Ende und andere Fahrer warfen ihren Hut in den Ring wie etwa Fortunato Baliani (Miche), Pierre Rolland (Bbox) und Lorenzo Bernucci (Lampre). Doch auch diese drei sollten nicht ungehindert zur Ziellinie durchdringen, wurden nach der Abfahrt kurz vor Bonorva wieder gestellt.

Massensprint mit Gavazzi als Sieger
Einem Sprint einer großen Gruppe stand also nichts mehr im Wege. Dabei machte der Italiener Francesco Gavazzi den ersten Saisonsieg perfekt, der ihm letzten Samstag bei der Trofeo Laigueglia noch knapp verwehrt geblieben war, als der Lampre-Profi sich dem hier nicht teilnehmenden Ginanni geschlagen geben musste. Der 25-Jährige war zuletzt in Deutschland erfolgreich gewesen, nämlich beim Eintagesrennen Rund um die Nürnberger Altstadt.
Auf den Plätzen zwei und drei landeten zwei Fahrer von ISD-Neri, nämlich Oscar Gatto und Giovanni Visconti. Ersterer war schon auf der vierten Etappe des Giro della Provincia di Reggio Calabria einem Lampre-Profi knapp unterlegen, allerdings handelte es sich dabei um Alessandro Petacchi, der für drei der nun insgesamt vier Erfolge des Teams zuständig war und von dem nachher noch kurz zu reden sein wird. Gatto gewann im Vorjahr eine Etappe auf Sardinien und beendete die Rundfahrt damals auf Gesamtrang zwei. Außer den drei genannten kamen noch sechs weitere Italiener unter die besten zehn der heutigen Auftaktetappe, mit anderen Worten: nur ein einziger Ausländer befand sich darunter, der Pole Przemyslaw Niemiec (Miche) auf Rang 5, der sich zudem das erste Bergtrikot gesichert hat.

Erste Gesamtwertung. Über 80 Fahrer verlieren Zeit
Das erste Trikot des Gesamtführenden geht natürlich an Gavazzi. Die Reihenfolge an der Spitze dieser Wertung ist identisch mit der der Zielankunft, doch eine Zeitgutschrift bringt dem Auftaktsieger 4 Sekunden Vorsprung auf Gatto, 6 Sekunden auf Visconti und deren zehn auf den heute Viertplatzierten Francesco Failli (Acqua & Sapone). Abgesehen davon führt Gavazzi auch in der Punktewertung, während die Wertung Meta Volante vorerst an Ausreißer Giordani geht.
Das anspruchsvolle Profil machte sich letztlich doch bemerkbar insofern, als nur ca. 40 Fahrer zeitgleich mit dem Sieger gewertet wurden. Der weitaus größere Teil des Feldes kassierte am ersten Tag schon Rückstände, die von 37 Sekunden bis fast 16 Minuten reichten. Alle Deutschen befanden sich unter den Abgehängten und erstaunlicherweise ebenso Liquigas-Cokapitän Vincenzo Nibali, wenn es ihn auch mit plus 42 Sekunden nicht gar so heftig traf wie Sprint-Star Alessandro Petacchi (Lampre), der unter den Letzten ins Ziel kam. Eventuell leidet er noch an den Folgen seiner Infektion, die ihn am letzten Wochenende zum Verzicht auf die Trofeo Laigueglia zwang.

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Etappe Nr. 2 ist deutlich länger, führt über ca. 170 Kilometer von Macomer nach Nuoro und wartet mit einer waschechten Bergankunft auf.