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Rodriguez tröstet sich mit zweitem Sieg bei Il Lombardia über WM-Silber hinweg
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06.10.2013

Rodriguez tröstet sich mit zweitem Sieg bei Il Lombardia über WM-Silber hinweg

Info: IL LOMBARDIA 2013
LiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text
Autor: Heike Oberfeuchtner (H.O.)



Lecco, 06.10.2013 - Vor einer Woche weinte er noch bittere Tränen ob seiner WM-Niederlage - doch heute konnte Joaquin Rodriguez (Katusha) wieder strahlen. Der 34-jährige Spanier entschied zum zweiten Mal in Folge das norditalienische Eintagesrennen Il Lombardia für sich. Mit einem seiner berühmten unwiderstehlichen Antritte sprang Rodriguez am letzten Steilstück kurz vor dem Ziel aus dem stark verkleinerten Hauptfeld davon. Unter anderem der WM-Dritte Alejandro Valverde (Movistar) und Rafal Majka (Saxo-Tinkoff) setzten sofort nach, es blieben ihnen aber nur die Plätze zwei und drei. Circa 50 Kilometer lang hatte Thomas Voeckler (Europcar) wie der Sieger ausgesehen, doch die Verfolger besannen sich eines Besseren und holten den überraschend gefährlichen Solisten wieder ein.

Hollenstein und Albasini in der frühen Spitzengruppe
Die Strecke der 107. Austragung glich derjenigen des Vorjahrs, auch wenn sie ein wenig kürzer ausfiel. Mit 242 Kilometern kam zwischen Bergamo und Lecco am Comer See dennoch eine stattliche Distanz zusammen. Bei Regenwetter und nach einer Schweigeminute für die zahllosen Opfer des Flüchtlingsdramas von Lampedusa starteten 194 Fahrer in das "Rennen der fallenden Blätter", das letzte europäische Event auf dem WorldTour Kalender 2013. Die ersten 70 Kilometer verliefen flach und brachten zunächst eine sehr ruhige Phase sowie eine Phase vereitelter Angriffe mit sich. Schließlich konnten sich sechs Männer absetzen, darunter die beiden Schweizer Reto Hollenstein (IAM Cycling) und Michael Albasini (Orica-GreenEdge) sowie Fabio Felline (Androni-Giocattoli), der vor Kurzem seinen Wechsel zu Trek bekannt gab. Bereits bei der ersten Schwierigkeit des Tages - dem 1336m hohen Valico di Valcava mit maximal 17% Steigung - zeigte die Gruppe erste Auflösungserscheinungen. Am zweiten Anstieg, dem vergleichsweise harmlosen Colle Brianza nach ca. 125 Kilometern, war es dann trotz einer zwischenzeitlichen Neukonstituierung um die frühen Ausreißer geschehen.

Saxo-Tinkoff organisiert Nachführarbeit
Wenige Kilometer später fuhren auf einmal nicht weniger als 21 Teilnehmer dem Feld voraus, darunter viele Hochkaräter und ein paar Vertreter der vorherigen Spitzengruppe. Doch zur vorentscheidenden Wendung kam es nicht, am durchschnittlich 16% bis zu 27% (!) steilen Colma di Sormano holte v.a. die Mannschaft Saxo-Tinkoff - deren Überleben für 2014 alles andere als sichergestellt ist - nach und nach alle Flüchtlinge ein. Die Movistar-Kapitäne Nairo Quintana und Alejandro Valverde führten das stark reduzierte Peloton über den im Nebel liegenden Gipfel und bildeten in der 13km langen Abfahrt eine neue Gruppe, der sich Enrico Gasparotto (Astana), Damiano Caruso (Katusha) und Ivan Santaromita (BMC) anschlossen. Doch Thomas Voeckler (Europcar) war es, der nun einen großen Auftritt hinlegen sollte. Der dreifache Tour-de-France-Etappensieger, der zuletzt Ende August die Tour du Poitou Charentes für sich entschied, stürmte am Quintett vorbei und setzte sich selbst als Solist an die Spitze. Bei nun stärkerem Regenfall baute er seinen Vorsprung immer weiter aus, während sich im Feld eine Art resignierende Blockade-Haltung breit machte. Das Rennen erreichte jetzt seinen berühmtesten Abschnitt, der zu Il Lombardia gehört wie der Wald van Arenberg zu Paris-Roubaix: den 8,5km langen und bis zu 10% steilen Anstieg zur Madonna del Ghisallo. An der Radsport-Wallfahrtskirche, deren Glocken wie jedes Jahr Sturm läuteten, lag Voeckler 2:49 Minuten vor den Verfolgern.

Voeckler 11,4 Kilometer vor dem Ziel eingeholt
Zunächst im Scheckentempo, dann plötzlich immer effektiver knabberten das Katusha- und das Saxo-Tinkoff-Team, das auf Rafal Majka und nicht auf den abgehängten Alberto Contador setzte, den beträchtlichen Rückstand ab. Dass Voeckler von einem Sturz aufgehalten wurde, blieb ein unbestätigtes Gerücht. Tatsache ist nur, dass sein verblüffender Solo-Ritt nach gut 50 Kilometern zu Ende ging. Die 30 Sekunden, die ihm eingangs des letzten Anstiegs - der Salita di Ello mit maximal 15& Steigung auf 3,3 Kilometern - noch blieben, waren nicht genug, um den ersten französischen Lombardei-Erfolg seit 1997 zu realisieren. Jetzt witterten mehrere Teams Morgenluft, so auch BMC (für Greg van Avermaet, da Philippe Gilbert bereits zurückgefallen war) und Ag2r. Domenico Pozzovivo wurde nach vorne gebracht und konterte auch gleich eine Attacke von Thibaut Pinot (FDJ.fr). Daraufhin nutzte Joaquin Rodriguez (Katusha) die für ihn wie geschaffene Rampe, um sein Markenzeichen wieder einmal zur Geltung zu bringen. Der 34-Jährige, der vor Wochenfrist auf dem WM-Podium noch seine Silbermedaille betrauert hatte, trat 500 Meter vor der Kuppe an und katapultierte sich in die Abfahrt hinein. Anders als am letzten Sonntag hielt er den Verfolgern stand und feierte seinen dritten großen Klassikersieg nach Flèche Wallone und Lombardei-Rundfahrt im Vorjahr.


WorldTour Ranking:
Rodriguez erklimmt die Spitze - 3. Gesamtsieg so gut wie sicher


Rodriguez voraussichtlich WorldTour-Gewinner 2013
105 Austragungen von Il Lombardia waren ohne spanischen Sieg vonstatten gegangen - nun können gleich zwei in Folge in die Statistik eingetragen werden. Der dafür Verantwortliche darf sich voraussichtlich auch zur Titelverteidigung im WorldTour-Ranking beglückwünschen, wo er vom nicht gestarteten Chris Froome (Sky) die Führung übernahm. 17 Sekunden hinter Rodriguez belegte ausgerechnet Alejandro Valverde, der sich von seinem Landsmann nach der WM-Schlappe erst mal bittere Vorwürfe hatte anhören müssen, Platz zwei. Es folgten Rafal Majka mit 23 Sekunden Rückstand und Daniel Martin (Garmin-Sharp), der kurz vor der Zielgerade zu Fall kam, dennoch aber Platz vier vor Gasparotto rettete. Rodriguez' Teamkollege Daniel Moreno führte die erste größere Gruppe an (+0:55), in der sich auch Pozzovivo befand, welcher noch hinter der Linie eine spektakuläre Rutschpartie hinlegte. Es war dies nur der Nachgeschmack eines von Stürzen geprägten Rennens, in dem mit Peter Sagan (Cannondale) und Vicenzo Nibali (Astana) auch zwei der Favoriten vom Rad gefegt wurden, was zu deren vorzeitiger Aufgabe führte. Der frischgebackene Weltmeister Rui Costa (Movistar) beendete seinen ersten Auftritt im Regenbogentrikot übrigens als 38ter.

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