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Lombardei-Rundfahrt Gegner schauen tatenlos zu wie Daniel Martin die „neue“ Lombardei-Rundfahrt gewinnt |
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05.10.2014 | ||
Gegner schauen tatenlos zu wie Daniel Martin die „neue“ Lombardei-Rundfahrt gewinntInfo: IL LOMBARDIA 2014LiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text Autor: Felix Griep (Werfel) Bergamo, 05.10.2014 – Zur 108. Austragung der Lombardei-Rundfahrt hatte der Veranstalter den Fahrern eine komplett überarbeitete Strecke vorgesetzt, die sich leider nicht als besonders spannend entpuppte. Die Favoriten wurden erst vier Kilometer vor Schluss an der finale Steigung aktiv und gingen noch zu neunt in die Abfahrt in den neuen Zielort Bergamo. Kurios mutete das Geschehen auf dem letzten Kilometer an, als Daniel Martin (Garmin-Sharp) attackierte, seine Gegner sich aber nur gegenseitig anschauten und nicht die geringste Reaktion zeigten. So kam der Ire, der in diesem Jahr die Titelverteidigung bei Lüttich-Bastogne-Lüttich auf dramatische Weise durch einen Sturz verpasst hatte, doch noch zu seinem zweiten Sieg bei einem der Monumente des Radsports. Neue Strecke und gutes Wetter Viele Rennen haben traditionelle Streckenführungen, an denen kaum mal etwas geändert wird. Bei Il Lombardia ist dagegen die häufige Änderung des Kurses eine lang gelebte Tradition. Nachdem der WorldTour-Klassiker in den letzten drei Jahren stets auf demselben Weg nach Lecco führte, wurde 2014 wieder einmal alles neu gemacht und das Ziel nach Bergamo verlegt. Die alte Strecke war von den schweren Bergen Valico di Valcava und Colma di Sormano gedrittelt worden, wobei der zweite jener Anstiege und seine Abfahrt die Favoriten stets früh forderten und sich danach ein hochinteressantes Rennen entwickelte. Der einzige Berg dieser Größenordnung war heuer der gut 60 Kilometer vor dem Ziel gelegene Passo di Ganda (9,2 km à 7,3%), an dem es zwar Attacken gab, nicht aber von Fahrern, die im Vorfeld als mögliche Gewinner gehandelt wurden. Die ganz Großen hielten sich sehr lange zurück, bekämpften sich erst auf den allerletzten Kilometern. Allerdings sei auch auf das Wetter hingewiesen: Nach den Regenschlachten der vergangen beiden Austragungen gab es diesmal keinen Regen, keine Kälte, keinen Wind und somit wesentlich angenehmere Bedingungen. Voss und Brändle in Ausreißergruppe Weil die Favoriten sich zurückhielten, blieb das Rennen sehr lange den Ausreißern vorbehalten. Die erste Gruppe des Tages umfasste acht Fahrer: den Deutschen Paul Voss (NetApp-Endura), Tiziano Dall'Antonia (Androni Giocattoli), Francesco Gavazzi (Astana), Jérémy Roy (FDJ.fr), Jan Polanc (Lampre-Merida), Andrea Fedi (Neri Sottoli), Romain Guillemois (Europcar) und Sergio Paulinho (Tinkoff-Saxo). Der Österreicher Matthias Brändle (IAM Cycling), Angelo Pagani (Bardiani-CSF) und Miguel Rubiano (Colombia) kamen nach einer Weile hinzu und zu elft ging es mit elf Minuten Vorsprung in den vorgezogenen Anstieg zur Madonna del Ghisallo. Die Wallfahrtskirchte, früher ein unverzichtbarer Teil des Finales, erreichte man nach nur 58 Kilometern. Abgesehen von dem wieder sinkenden Vorsprung passierte bis zum Passo di Ganda nichts. Dort attackierten erst Christophe Kern (Europcar), dann Philip Deignan (Sky) und Gianluca Brambilla (Omega Pharma-Quick Step). Absetzen konnte sich letztlich aber nur Amets Txurruka (Caja Rural), der nach und nach einige zurückfallende Ausreißer überholte. Polanc und Paulinho kamen zu zweit über den Gipfel – Fedi, Rubiano und Roy kurz darauf wieder zurück an die Spitze. Txurruka lag rund zwei Minuten hinter dem Quintett und vierzig Sekunden vor dem Feld. Krämpfe bei Weltmeister Kwiatkowski Die Abfahrt vom Passo di Ganda wurde unterbrochen durch eine knapp drei Kilometer lange Steigung nach Bracca, wo sich Paulinho alleine absetzte. Aus dem Feld griffen Ben Hermans (BMC Racing Team), Pieter Weening (Orica-GreenEdge), Mikaël Chérel (AG2R La Mondiale) und Bauke Mollema (Belkin) an und holten bald Roy und Rubiano ein, während Fedi und Polanc nochmal nach ganz vorne zu Paulinho zurückkehrten. Im vorletzten Anstieg nach Berbenno veränderte sich die Situation etwa 30 Kilometer vor dem Ziel grundlegend, weil die Abstände immer geringer wurden. Ausreißer und Verfolger vermischten und teilten sich, bis schließlich nur noch Hermans und Weening mit 25 Sekunden Vorsprung als Führende übrigblieben. In der folgenden Abfahrt schloss Leopold König (NetApp-Endura) zu ihnen auf, fiel jedoch zehn Kilometer vor dem Ende schon wieder zurück. Etwa zur selben Zeit plagten Michal Kwiatkowski (Omega Pharma-Quick Step) schwere Krämpfe und der Pole konnte bei seinem ersten Einsatz als amtierender Weltmeister nicht in die Entscheidung eingreifen. Dennoch beendete er das Rennen, wenn auch mit fast zehn Minuten Rückstand. Hermans und Weening wurden weniger als fünf Kilometer vor dem Ziel eingeholt, gerade als die letzte Steigung nach Bergamo Alta begann. Martin nutzt das Zögern der Konkurrenz Diese letzte Steigung war gerade einmal etwas mehr als einen Kilometer lang, aber bis zu zwölf Prozent steil. Eneco-Tour-Sieger Tim Wellens (Lotto Belisol) versuchte sein Glück mit einem gar nicht üblen Antritt, doch ein Überraschungscoup wie jener von Oliver Zaugg vor drei Jahren wollte ihm nicht gelingen. Durch Fabio Aru (Astana) und Philippe Gilbert (BMC Racing Team) war das Tempo bei den Verfolgern so hoch geblieben, dass der Belgier noch vor dem Kulminationspunkt eingeholt wurde und nun Teil einer elitären Gruppe von neun Fahrern war, die gemeinsam die letzten 3400 Meter hinab nach Bergamo in Angriff nahmen. Nachdem ein Vorstoß von Gilberts Teamkollegen Samuel Sanchez in der Abfahrt nicht fruchtete, schien es auf einen Sprint der Neun hinauszulaufen. Auf dem finalen Kilometer zermarterten sich die Favoriten ihre Hirne wohl zu sehr mit Gedanken taktischer Natur und ließen die Beine etwas langsamer kurbeln. Diese Trägheit wusste Daniel Martin (Garmin-Sharp) auszunutzen. Der Ire, der im April wegen eines Sturzes in der letzten Kurve einen erneuten Sieg bei Lüttich-Bastogne-Lüttich verpasst hatte, feierte seinen ersten Sieg des Jahres, weil die Gegner einfach viel zu spät auf ihn reagierten. Am bittersten war das für Alejandro Valverde (Movistar), der den Sprint um Platz zwei vor Ex-Weltmeister und Geburtstagskind Rui Costa (Lampre-Merida) gewann und möglicherweise den Sieg leichtfertig verschenkte. -> Zum Resultat Ein kleines Trostpflaster für Valverde ist die Führung im WorldTour Ranking. Für seinen zweiten Platz erhielt er 80 Punkte und liegt jetzt 66 vor Alberto Contador (Tinkoff-Saxo), der kurz vor dem Ziel stürzte und mit einer Minute Rückstand nur als 34. finishte. Zur Entscheidung zwischen ihnen kommt es aber erst bei der Tour of Beijing (10.-14. Oktober), wo beide als Starter gemeldet sind |
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05.10.2014 | ||
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