<< älterer Bericht  | zurück zur News |  neuerer Bericht >>
Start > Paris - Nizza
Glorreiches Comeback des Unglücksraben: Nacer Bouhanni gewinnt 1. Etappe von Paris-Nizza
Suchen Paris - Nizza Forum  Paris - Nizza Forum  Paris - Nizza
09.03.2014

Glorreiches Comeback des Unglücksraben: Nacer Bouhanni gewinnt 1. Etappe von Paris-Nizza

Info: PARIS - NICE 2014
LiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text
Autor: Felix Griep (Werfel)



Mantes-la-Jolie, 09.03.2014 – Nacer Bouhanni (FDJ.fr) war vor einem Jahr der tragische Held von Paris-Nizza. Nach einem Etappensieg trug er voller Stolz das Gelbe Trikot, stürzte jedoch und schied aus dem Rennen aus. Seine Rückkehr zur französischen Frühjahrs-Rundfahrt war ein voller Erfolg, er gewann die 1. Etappe und holte sich erneut das Maillot Jaune. Dafür muss er aber auch John Degenkolb (Giant-Shimano) danken, denn ohne diesen hätte Gianni Meersman (Omega Pharma-Quick Step) Platz zwei geholt und Bouhanni die Führung weggeschnappt. Ein Sturz 20 Kilometer vor dem Ende führte dazu, dass viele namhafte Fahrer wie Romain Bardet (AG2R La Mondiale), Simon Gerrans (Orica-GreenEdge) oder Andy Schleck (Trek Factory Racing) gleich am ersten Tag über eine Minute verloren.

Solo-Flucht bringt Laborie mindestens zwei Tage im Bergtrikot
In Mantes-la-Jolie, etwa 50 Kilometer westlich der französischen Hauptstadt, begann eine ungewöhnliche Ausgabe von Paris-Nizza. Ungewöhnlich in der Hinsicht, dass es auf den acht Etappen keinen einzigen Kampf gegen die Uhr gibt. Dabei waren Prologe oder kurze Zeitfahren besonders am ersten Tag der Rundfahrt lange eine heilige Tradition, mit der erstmals nach langer Zeit im Jahr 2011 gebrochen wurde. Diesmal war die 1. Etappe 162,5 Kilometer lang, und gleich auf dem ersten kam die Flucht des Tages zustande. Diese bestand nur aus einem einzigen Fahrer, dem 27-jährigen Franzosen Christophe Laborie (Bretagne-Séché Environnement). Ob es sein Plan war, alleine auszureißen, ist unbekannt, es machte ihm die Sache an den beiden Bergwertungen jedenfalls um einiges leichter, als wenn er Begleiter gehabt hätte. So konnte er sich an der Côte de Vert, einer 1500 Meter langen Steigung, die insgesamt viermal überquert wurde, aber nur beim ersten und dritten Mal Punkte abwarf, ganz entspannt das Bergtrikot sichern – und zwar gleich für mindestens zwei Tage. Während er acht Punkte sammelte, kommen drei andere Fahrer jeweils auf zwei und morgen gibt es nur eine einzige Bergwertung, welche vier Punkte wert ist. Fast elf Minuten Vorsprung wies der Solist kurz vor der ersten Bergwertung auf, die nach 40,5 Kilometern erreicht wurde, an der zweiten bei Kilometer 107 waren es nur noch knapp zwei. Mit Illusionen vom Etappensieg wollte sich Laborie wohl nicht beschäftigen, die Kräfte und die Motivation für große Qualen ließ sichtlich nach und bald darauf ließ er sich 50 Kilometer vor dem Ziel einholen.

Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen – und verpasst doch das Maillot Jaune
Vor allem drei Mannschaften taten sich bei der Verfolgung des Ausreißers hervor. Giant-Shimano hatte als Erstes mit der Arbeit begonnen und damit gezeigt, dass man viel Vertrauen in John Degenkolb setzt. Auch Nacer Bouhanni und seine FDJ-Equipe zeigten Präsenz, wobei es für sie einen kurzen Schreckmoment gab. Den Franzosen schien das Pech aus dem Vorjahr wieder einzuholen, als er stürzte und sich dabei am Knie verletzte. Zweimal kam er zu Behandlung an den Wagen des Rennarztes, doch schien ihn die Wunde im Finale nicht mehr zu belasten. Überdies mischte Omega Pharma-Quick Step fleißig mit und wartete dabei nicht einmal nur auf die Zielankunft. Nach einer kurzen Startschlaufe führte das Rennen über einen Rundkurs von rund 33 Kilometern Länge, an dessen Ende immer eine Zielpassage stand. Nach der ersten und dritte Runde wurde jeweils ein Zwischensprint ausgetragen und beide Male war Gianni Meersman (Omega Pharma-Quick Step) der Schnellste aus dem Feld. Beim ersten Mal holte er sich Platz zwei und zwei Sekunden vor Geraint Thomas (Team Sky), bei der zweiten Gelegenheit dann, nachdem Laborie nicht mehr vorausfuhr, vor Greg van Avermaet (BMC Racing Team) und Sylvain Chavanel (IAM Cycling) sogar drei Sekunden. Im Zielsprint beteiligten sich dann aber auch Bouhanni und Degenkolb und verwehrten Meersman das Gelbe Trikot, das so greifbar nahe war. Bouhanni erwies sich bei der flachen Ankunft als der Schnellere, gab Degenkolb das Nachsehen, was die Kräfteverhältnisse widerspiegelte, die man auf den Etappen 2 und 3 des Etoile de Bessèges erlebte. Meersman hätte der zweite Platz für die Gesamtführung gereicht, aber er wurde nur Dritter.

Mitfavorit van Garderen scheidet gleich auf 1. Etappe aus
Zehn Sekunden Gutschrift bekam Bouhanni für den Sieg und hat damit knapp mehr als Meersman, der es in der Summe auf neun Sekunden Bonifikationen brachte. Sicher wird es der Belgier versuchen, in den nächsten Tagen an die Spitze vorzustoßen. Während es bei den Sprintern noch um wenige Sekunden geht, spielte heute für viele auch folgende Zeit eine Rolle: 1:09 Minute. Diesen Rückstand kassierten mehr als fünfzig Fahrer, nachdem sich das Feld in Folge eines Sturzes zwanzig Kilometer vor dem Ziel teilte. Zu den Betroffenen zählen nicht nur Fahrer wie Edvald Boasson Hagen (Team Sky), Thor Hushovd (BMC Racing Team), Matthew Goss und Michael Matthews (Orica-GreenEdge), die im Sprint gute Resultate hätten erzielen können. Auch Fahrer, die Ambitionen in Richtung Gesamtwertung gehabt haben könnten, blieben nicht verschont. Dies trifft unter anderem auf die Franzosen Romain Bardet (AG2R La Mondiale), John Gadret (Movistar) und Thomas Voeckler (Europcar) und den Vierten der Mittelmeer-Rundfahrt, Eduardo Sepulveda (Bretagne-Séché Environnement), zu. Auch Simon Gerrans (Orica-GreenEdge) sowie die Schleck-Brüder Andy und Fränk (Trek Factory Racing) verloren besagte 69 Sekunden. Für das BMC Racing Team verlief die 1. Etappe ebenfalls alles andere als zufriedenstellend. Kapitän Tejay van Garderen, bei Paris-Nizza in den letzten beiden Jahren Gesamtfünfter und –vierter, musste wegen Magenbeschwerden aufgeben und Taylor Phinney kam ebenfalls nicht mit dem Hauptfeld ins Ziel.

-> Zum Resultat

Morgen folgt das erste von drei Teilstücken, das eine Länge von 200 Kilometer überschreitet. 205 sind es auf der 2. Etappe, um genau zu sein. Die einzige Bergwertung 45,5 Kilometer vor dem Ziel dürfte kaum Einfluss auf den Rennausgang nehmen, doch auch gegen Ende gibt es mehrere kleinere Hügel und Wellen. Das Finish ist immer noch für Sprinter geeignet, aber nicht so angenehm flach wie heute.





Nacer Bouhanni gewinnt die 1. Etappe von Paris-Nizza 2014 (Foto: letour.fr / G.Demouveaux)
Nacer Bouhanni gewinnt die 1. Etappe von Paris-Nizza 2014 (Foto: letour.fr / G.Demouveaux)

Zum Seitenanfang von für Glorreiches Comeback des Unglücksraben: Nacer Bouhanni gewinnt 1. Etappe von Paris-Nizza



Radsportnews auf Twitter - Radsport, Cycling, Radrennen live