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Wouter Weylandt - Sein kurzes Leben und sein tragischer Tod
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10.05.2011

Wouter Weylandt - Sein kurzes Leben und sein tragischer Tod

Autor: Felix Griep (Werfel)



Der verhängnisvolle Unfall von Wouter Weylandt auf der 3. Etappe des Giro d'Italia riss den Belgier allzu früh mit nur 26 Jahren aus dem Leben. In der Abfahrt vom Passo del Brocco passierte das Unfassbare. Auf grausame Weise wurde man daran erinnert, welche natürlichen Gefahren der Radsport mit sich bringt. Familie, Freunde, Kollegen und Fans auf aller Welt sind zutiefst betroffen von dieser unbeschreiblichen Tragödie. LiVE-Radsport.com möchte sein tiefstes Beileid aussprechen und zurückblicken - nicht nur auf den Tod, sondern auch auf den Menschen und Sportler Wouter Weylandt.

Der verhängnisvolle Tag seines Todes
Am 9. Mai 2011 starb Wouter Weylandt im Alter von nur 26 Jahren. Geboren wurde der Belgier am 27. September 1984 in Gent, wo er als Radprofi auch seinen Wohnsitz hatte. Der Portugiese Manuel Cardoso konnte den Unfall, der sich auf der 3. Etappe des Giro d'Italia in der Abfahrt vom Passo del Brocco in der Gemeinde Mezzanego abspielte, am besten skizzieren, er war einer der wenigen Augenzeugen des Unglücks: "Er blickte zurück und streifte in diesem Moment mit dem linken Pedal eine kleine Wand und wurde auf die andere Straßenseite katapultiert, wo er aufschlug." Bei vermutlich bis zu 90 km/h stürzte Weylandt und erlitt einen Schädelbasisbruch und schwere Gesichtsverletzungen. Trotz verzweifelter Versuche gelang es den Rettungskräften nicht, den Verunglückten wiederzubeleben. Er soll sofort tot gewesen sein und nicht gelitten haben, wie Rennarzt Giovanni Tredici später mitteilte. Im Nachhinein machen die Umstände, die zu Weylandts Teilnahme am Giro d'Italia führten, die Geschehnisse noch tragischer. Weylandt rückte nur in den Kader von Leopard Trek auf, weil sich Daniele Bennati durch einem Sturz bei der Tour de Romandie das Schlüsselbein und vier Rippen brach. Wie die belgische Zeitung "Het Laatste Nieuws" berichtete, habe Weylandt seinem Manager Jef van den Bosch gegenüber nach dem Giro-Start in einer SMS Bedenken geäußert, dass das Rennen gefährlich sei, es werde nervös gefahren.

Der Mensch Wouter Weylandt
Die Anteilnahme am Tod eines bekannten Menschen wie einem Rad-Profi ist immer groß, aber an der Intensität der Trauer der gesamten Radsport-Familie merkte man, dass Wouter Weylandt vor allem als guter Mensch und von vielen als enger Freund vermisst wird. Am Tag nach seinem Tod fuhr das Feld eine neutralisierte Etappe, bei der sich jeder Fahrer, jede Mannschaft, für eine Zeit an vorderster Front präsentierte und den unglaublichen Verlust betrauerte. Eine Demonstration der Geschlossenheit, welche die Menschlichkeit im Sport zeigt, die im Alltag sonst oft im Kampf um Siege, Ruhm und Ehre in den Hintergrund gerät. Weylandts Teamkollegen fuhren Seite an Seite über die Ziellinie, ein ergreifendes Bild. In ihre Reihe hatten sie Garmin-Fahrer Tyler Farrar aufgenommen, einen der Trainingspartner und engsten Freunde Weylandts, den der US-Amerikaner als seinen "europäischen Bruder" bezeichnet. Weylandts Familie war sofort nach Italien gereist, sein Vater besichtigte die Stelle, an der ihm sein Sohn genommen wurde, und musste dessen Leichnam identifizieren. Kaum vorstellbar ist das Leid, derjenigen, die Weylandt immer lieben werden, wie auch seine Freundin Ann Sophie, die im September das erste gemeinsame Kind erwartet, das seinen Vater nie wird kennenlernen können. Es sind auch Geschichten wie die von Kurt Hovelynck, durch die Weylandt unvergessen bleibt. Vor zwei Jahren zog sich Hovelynck bei einem Trainingssturz schwere Kopfverletzungen zu, lag danach im Koma. Sein Trainingspartner Weylandt rief die Rettungskräfte und hatte ihm durch seine Geistesgegenwart und schnelle Erste-Hilfe-Maßnahmen das Leben gerettet.

Weylandts sportliche Karriere
Erstmals machte der am 27. September 1984 geborene Weylandt im Jahr 2004 als U23-Fahrer auf sich aufmerksam. Er gewann den GP Waregem, wurde Dritter bei Paris-Roubaix und fuhr bei mehreren weiteren Rennen in Belgien aufs Podest. Am Ende des Jahres konnte er Quick Step als Stagiaire unter anderem mit vier Top10-Platzierungen und Gesamtrang zwölf beim Circuit Franco-Belge überzeugen, ihm einen Profi-Vertrag zu geben. Sechs Jahre lang fuhr Weylandt, der gut sprinten konnte und ein guter Klassikerfahrer war, für die Mannschaft von Patrick Lefevere, unter anderem als wichtiger Helfer für Tom Boonen, ehe er 2011 zu Leopard Trek wechselte. 2006 wurde er Zweiter beim Halbklassiker Nokere Koerse, auf seinen ersten Profi-Sieg musste er bis 2007 warten. Durch einen Etappenerfolg bei den Drei Tagen von Westflandern platzte der Knoten, Weylandt gewann auch die Ronde van het Groene Hart und Teilstücke der Belgien-Rundfahrt, Ster Elektrotoer und Eneco Tour. Im folgenden Jahr gewann er Nokere Koerse und Omloop van de Vlaamse Scheldeboorden jeweils im Sprint, ebenso wie eine Etappe bei der Vuelta a España, seiner ersten dreiwöchigen Rundfahrt. 2009 triumphierte er als Ausreißer bei Le Samyn und holte kurz darauf wieder eine Etappe in Westflandern. Ein weiterer ganz großer Sieg gelang ihm auf der 3. Etappe des Giro d'Italia im vergangenen Jahr, als er an einem vom Winde verwehten Tag den Sprint der ersten Gruppe für sich entschied. Seinen letzten Sieg holte Weylandt im Oktober 2010 da, wo er sechs Jahre zuvor seine Profi-Laufbahn begonnen hatte. Er gewann eine Etappe des Circuit Franco-Belge.


Ein Nachruf zum Tod von Wouter Weylandt
von Christine Kroth (Cofitine)

Radsport ist eine bunte Welt.
Wie wenig passt in diese Welt der Schatten namens Tod!

Es trifft uns Fans ebenso unvermittelt, wie es diesen jungen Menschen aus dem Leben reißt! Ohne jede Vorwarnung! Mitten aus dem Leben, mitten aus den Radsport, mitten aus dem Feld des Giro d’Italia!
Bilder, die jene, die sie sahen, so schnell nicht vergessen werden! Worte, die uns nicht loslassen!
Tod? Wie wenig passt er in die schillernde Welt des Sports!?

Ein Augenblick der alles verändert!
Danach ist nicht mehr, wie es einmal war!

Was bleibt sind Fassungslosigkeit, Tränen und unendliche Trauer über den Verlust eines Menschen!

Wir, die Macher, die Autoren und die User von LiVE-Radsport.com trauern mit der Lebensgefährtin, der Familie und allen Angehörigen und Freunden um Wouter Weylandt, der am 09.05.11 auf der 3. Etappe des Giro d’Italia, mit nur 26 Jahren, an seinen schweren Sturzverletzungen starb.





Das Team Leopard Trek betrauert den Tod seines Fahrers Wouter Weylandt
Das Team Leopard Trek betrauert den Tod seines Fahrers Wouter Weylandt

Wouter Weylandt im Trikot seines Teams Leopard Trek
Wouter Weylandt im Trikot seines Teams Leopard Trek



Leser-Kommentare
Danke
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