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Überflieger Wout Van Aert steht Alaphilippes Titelverteidigung bei Mailand-Sanremo im Weg
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08.08.2020

Überflieger Wout Van Aert steht Alaphilippes Titelverteidigung bei Mailand-Sanremo im Weg

Info: MILANO - SANREMO 2020 (1.UWT)
Autor: Felix Griep (Werfel)



Sanremo, 08.08.2020 – Eine Woche nach seinem triumphalen Erfolg bei Strade Bianche hat Wout Van Aert auch Mailand-Sanremo für sich entschieden. Am Poggio war der 25-jährige Belgier der Einzige, der einer Attacke des Vorjahressiegers Julian Alaphilippe folgen konnte, den er am Ende auf der via Roma im Sprintduell hinter sich ließ. Nur zwei Sekunden nach den beiden sprintete Michael Matthews aus einem größeren Verfolgerfeld auf den letzten Podiumsplatz.

Eine äußerst ungewöhnliche 111. "Primavera"
Mailand-Sanremo gehörte im Frühjahr zu den ersten großen Rennen, die wegen der Coronavirus-Pandemie abgesagt werden mussten. Viereinhalb Monate später als geplant, konnte das Monument aber doch noch stattfinden, wenn auch mit einigen Änderungen. Nur die letzten 35 Kilometer anstatt der gesamten zweiten Streckenhälfte führten der Ligurischen Küste entlang, weil die dort ansässigen und durch die Coronakrise stark gebeutelten Touristenorte eine Schließung ihrer wichtigsten Zufahrtsstraßen abgelehnt hatten. So entfielen diesmal die Fahrt über den Passo del Turchino ebenso wie die drei Hügel Capo Mele, Capo Cervo und Capo Berta. Dafür gab es durch zwei lange Steigungen nach Niella Belbo und zum Colle di Nava auf der neuen Route insgesamt rund 500 Höhenmeter mehr als sonst. Durch eine kurzfristige Änderung im flachen ersten Streckenteil verlängerte sich die Gesamtdistanz außerdem von 299 auf 305 Kilometer. Das Finale war dann aber wieder das altbekannte mit Cipressa und Poggio, die seit 1982 bzw. 1961 fest zur Strecke gehören.


Das neue Profil von Milano-Sanremo

Bora unterbindet Angriffe an der Cipressa
Es geschah dann auch just dort in Imperia, wo das Rennen schließlich die Küste erreichte, dass die Zeit der Ausreißer ihr Ende fand. Mattia Bais (Androni), Manuele Boaro (Astana), Damiano Cima (Gazprom), Hector Carretero (Movistar), Marco Frapporti (Vini Zabù) sowie Fabio Mazzucco und Alessandro Tonelli (beide Bardiani) hatten auf ihrer langen Flucht bis zu acht Minuten Vorsprung gehabt. Im selben Moment erlitt Vorjahressieger Julian Alaphilippe (Deceuninck), der schon bei Strade Bianche viel Pech mit dem Material gehabt hatte, einen Defekt und musste mit Unterstützung einiger Teamkollegen eine kleine Verfolgungsjagd einlegen, um bis zum Beginn der Cipressa wieder im Feld zu sein. Fast den gesamten Anstieg (5,6 km à 4,1%) führten Loïc Vliegen (Circus) und Jacopo Mosca (Trek) mit wenigen Sekunden Vorsprung das Rennen an, während dahinter Bora-Hansgrohe weiteren Angriffen unter anderem von Giulio Ciccone (Trek) und Tadej Pogacar (UAE Emirates) sofort eine Riegel vorschob. Für einige Sprinter wie Caleb Ewan (Lotto) und Fernando Gaviria (UAE) war das Rennen da bereits gelaufen.

Deceuninck holt Oss vor dem Poggio zurück
Daniel Oss führte das noch ausgesprochen große Feld über die Cipressa und hielt das Tempo auch in der Abfahrt hoch, in deren Verlauf er sich langsam, aber sicher absetzen konnte. Im folgenden Flachstück wollten Alexey Lutsenko (Astana) und erneut Mosca versuchen, zum Führenden aufzuschließen, doch Boras Cesare Benedetti holt sie nach kurzer Zeit wieder zurück, während sein Teamkollege Oss seinen Vorsprung auf 15 Sekunden ausbaute. Daraufhin begann das mit der Doppelspitze aus Julian Alaphilippe und Sam Bennett ins Rennen gegangene Team Deceuninck-Quick Step mit der Verfolgungsarbeit und sorgte dafür, dass der Italiener unmittelbar vor dem Start in den Poggio-Anstieg (3,7 km à 3,7%) eingeholt wurde. Dort kam die erste Attacke von Gianni Moscon (Ineos), dem sich Giulio Ciccone (Trek) und „Aufpasser“ Zdenek Stybar (Deceuninck) anschlossen, bevor mit Marcus Burghardt abermals ein Bora-Hansgrohe-Fahrer für Ordnung sorgte. Dann fuhren Gianluca Brambilla (Trek) und Aimé De Gendt (Circus-Wanty) einige wenige Sekunden Vorsprung heraus – doch die ganz großen Favoriten sparten sich ihre Kräfte noch auf.

Van Aert verhindert Alaphilippes erneuten Sieg
Einen Kilometer vor dem Gipfel des Poggio – genau da, wo er bei seinem Sieg im letzten Jahr attackiert hatte – ging Alaphilippe erneut in die Offensive. Dem gewaltigen Antritt des Franzosen war nur einer gewachsen: Wout Van Aert (Jumbo). Der Strade-Bianche-Gewinner musste zwar kurz vor der Kuppe auch vom Hinterrad des Vorjahressiegers abreißen lassen, holte ihn in der Abfahrt jedoch zügig wieder ein. Das Pärchen nahm fünf Sekunden Vorsprung gegenüber einem gut zwanzig Fahrer großen Verfolgerfeld mit auf die flachen letzten 2200 Meter – und ließ den Verfolgern um die früheren Sanremo-Sieger Vincenzo Nibali (Trek), Michal Kwiatkowski (Ineos) und Arnaud Démare (Groupama) keine Chance, sie einzuholen. In einem packenden Sprintduell behielt Van Aert letztlich die Oberhand, schlug Alaphilippe um knapp einen Raddurchmesser. Zwei Sekunden später überquerte Michael Matthews (Sunweb) vor Peter Sagan (Bora) und Giacomo Nizzolo (NTT) als Dritter die Ziellinie.

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Am nächsten Wochenende, ebenfalls am Samstag, steht bereits das zweite italienische Monument auf dem Programm. Il Lombardia findet auf derselben Strecke wie 2019 statt, wurde aber aus dem Oktober um zwei Monate nach vorne gezogen.







Wout Van Aert besiegt Julian Alaphilippe im Sprintduell auf der via Roma (Foto: twitter.com/Milano_Sanremo)
Wout Van Aert besiegt Julian Alaphilippe im Sprintduell auf der via Roma (Foto: twitter.com/Milano_Sanremo)

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