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Tirreno-Adriatico: Gasparotto Schnellster der fünften Etappe. Tageszweiter Garzelli gefährdet Scarponis Titelverteidigung
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14.03.2010

Tirreno-Adriatico: Gasparotto Schnellster der fünften Etappe. Tageszweiter Garzelli gefährdet Scarponis Titelverteidigung

Info: TIRRENO - ADRIATICO
Autor: Heike Oberfeuchtner (H.O.)



Colmunaro, 14.03.10 - Astana-Profi Enrico Gasparotto hat die fünfte, um 18 Kilometer verkürzte Etappe von Tirreno-Adriatico gewonnen. Auf ansteigender Zielgerade besiegte er seinen italienischen Landsmann Stefano Garzelli (Acqua & Sapone) souverän im Sprint. Sein kasachischer Teamkollege Maxim Iglinskiy wurde Dritter, vor Weltmeister Cadel Evans (BMC). Garzelli hatte wenige Kilometer vor dem Ziel zu Ausreißer Gasparotto aufgeschlossen und die anderen beiden Fahrer mitgezogen. Michele Scarponi (Androni-Giocattoli), der mit der ersten großen Gruppe acht Sekunden später ankam, bleibt Gesamtführender, doch ist ihm der neue Gesamtzweite Garzelli bis auf 10 Sekunden nahegerückt.

Verkürzte fünfte Etappe ohne Milrams Kapitän
Der Mammutetappe gestern sollte heute eigentlich noch einmal ein ähnlich langes Teilstück folgen, doch die Strecke musste um 18 Kilometer verkürzt werden, da die über Wochen anhaltenden frostigen Temperaturen in der Region Marken stellenweise zu erheblichen Straßenschäden geführt hatten. 216 Kilometer statt der ursprünglich geplanten 234 dürften den 164 verbliebenen Fahrern aber auch noch genug gewesen sein, zumal die Hauptschwierigkeit des Tages, der Sasso Tetto, der mit 1455 Metern höchste Punkt der Tour, auf der Agenda geblieben war. Ausgehend von Chieti in der Region Abruzzen, dem Zielort des gestrigen Tages, verlief die Strecke zunächst flach unmittelbar an der Küste entlang, um dann in ein zunehmend gebirgigeres Gelände überzugehen. Die letzten Kilometer vor der Zielankuft in Colmurano waren ähnlich happig wie die vom Vortag, als sich Titelverteidiger Michele Scarponi (Androni-Giocattoli) in bravouröser Manier den Tagessieg und die Gesamtführung erkämpft hatte. Eine Rampe mit maximalen 20 Steigungsprozenten konnte so manche Auswirkung auf das Gesamtklassement haben, in dem die Favoriten immer noch eng zusammenlagen.
Aus deutscher Sicht bedauerlich war der Rückzug von Linus Gerdemann, der zwei Tage in Blau gefahren war und gestern noch stellvertretend das Punktetrikot trug, der sich jedoch ebenso wie sein bereits abgereister Kamerad Johannes Fröhlinger ein Magen-Darm-Virus eingefangen hatte und zur fünften Etappe nicht mehr antreten konnte. Insgesamt fehlen Milram nun also schon drei wichtige Leute, da Fabian Wegmann am Freitag mit Schlüsselbeinbruch ausgeschieden war.


Weiterer Bericht: Fabian Wegmann nach Schlüsselbeinbruch erfolgreich operiert

Attacke Gasparottos erst nach der Hauptschwierigkeit des Tages
Obwohl ihm wie gesagt die Ehre zukam, "Dach" der Rundfahrt zu sein, führte der Sasso Tetto zwar zu einer Ausdünnung des Pelotons, aber nicht zu einer Vorentscheidung in der Gesamtwertung, da sich die dort vorne Platzierten keinerlei Blöße gaben, sich vielmehr gegenseitig neutralisierten. So war es tatsächlich an den verbleibenden gut 55 Kilometern, Zünglein an der Waage zu spielen. Einen ersten Vorstoß lancierte der Spanier Juan Jose Oroz (Euskaltel), der sich solo vom Feld löste und als 19-ter der Gesamtwertung mit nur 53 Sekunden Rückstand auf Scarponi durchaus eine Gefahr darstellte. Doch der Italiener im Blauen Trikot blieb zunächst gelassen, zumal seine Mannschaft Androni-Giacottoli Hilfe bekam von anderen Teams, etwa von Acqua & Sapone, für den Gesamtvierten Stefano Garzelli, und von Caisse d'Epargne für den Gesamtfünften und besten Nachwuchsprofi Rigoberto Uran.
Die weitgehend entspannte Situation nutzte Enrico Gasparotto zu einer überraschenden Blitzattacke - oder vielleicht fühlte sich der in dieser Saison neu zu Astana hinzugestoßene Italiener auch vom kurz zuvor besiegelten Gesamterfolg Alberto Contadors bei Paris-Nizza inspiriert. Jedenfalls schloss er zu Oroz auf und gemeinsam ließen sie den Vorsprung auf über 30, dann sogar auf über 40 Sekunden anwachsen - bei nur noch acht zu fahrenden Kilometern.

Garzelli mit starkem Konter, Evans und Iglinskiy schließen sich an
Doch die schon erwähnte "Mauer", die zwei Kilometer vor dem Ziel einsetzte, sog dem Spanier förmlich alle Kraft aus den Beinen. Während also Oroz zurück in Richtung Feld taumelte, setzte Gasparotto sein Unterfangen unermüdlich fort - und ließ sich auch von einer Konterattacke Manuele Moris (Lampre) nicht irritieren, der sich mit gewaltiger Anstrengung auf die Verfolgung seines italienischen Landsmannes gemacht hatte. Doch in dem Moment, als Stefano Garzelli seinen Hut in den Ring warf, war Moris Versuch auch schon wieder Geschichte. Der Bergtrikot-Gewinner des letztjährigen Giro war im Nu an Gasparotto herangefahren - und dem Vorbild des mittlerweile 30-jährigen Acqua & Sapone-Profis folgte kein Geringerer als Weltmeister Cadel Evans (BMC Racing Team), der als Gesamtsechster mit 26 Sekunden Rückstand natürlich ebenfalls noch ausgezeichnet im Rennen lag. Der Kasache Maxim Iglinskiy wollte die Kräfteverhältnisse an der Spitze offenbar wieder zurechtrücken und hängte sich an Evans' Hinterrad, um seinem Astana-Kollegen Schützenhilfe zu leisten.

Gasparotto mit locker-leichtem Sprint zum ersten Sieg seit 18 Monaten
So schob sich die Vierergruppe Meter um Meter die Schlusssteigung hoch, die allmählich in ein abflachendes Stück überging. Der Mann im Regenbogentrikot eröffnete den Sprint - doch viel zu früh! Seinem Antritt, der sich über gut 300 Meter hätte hinziehen müssen, konnten die drei anderen folgen. Garzelli und die beiden Astana-Fahrer reihten sich bequem in Evans' Windschatten ein. Kurz vor der Ziellinie löste sich Enrico Gasparotto von der letzten Position und zog mühelos auf der linken Seite an allen vorbei. Mit mehreren Radlängen Vorsprung vor Stefano Garzelli holte sich der in acht Tagen 28-Jährige seinen ersten Saisonerfolg - genauer gesagt sogar seinen ersten Erfolg nach einer über einjährigen Durststrecke, die er im Team Lampre verbracht hatte. Noch für Barloworld war er im September 2008 zuletzt siegreich gewesen, beim Giro della Romagna. Im selben Jahr gewann er auch die Europe Tour.
Montepaschi Strade Bianche-Sieger Maxim Iglinskiy sicherte sich zeitgleich Rang drei, sodass Astana sich gleich über zwei Podiumsplätze freuen konnte. Hingegen dürfte der viertplatzierte Cadel Evans sich über die verpassten Bonussekunden geärgert haben. Zwar verbesserte er sich auf Gesamtrang vier, doch musste er Iglinskiy auch in der Wertung um Blau den Vortritt lassen.

Scarponi bleibt vorne - doch Garzelli in Lauerstellung
Ohnehin änderte sich so einiges in der Gesamtwertung - wenn auch nicht an der Spitze, da Michele Scarponi (Androni) mit dem ersten Verfolgerfeld nur acht Sekunden hinter den vier Spitzenreitern das Ziel erreichte. Nach Verrechnung aller Boni trennen ihn nun 10 Sekunden von seinem italienischen Landsmann Stefano Garzelli, der sich mit Tages-Rang zwei die äquivalente Position im Gesamtklassement sicherte. Iglinskiy liegt 15 Sekunden, Evans 18 hinter Scarponi zurück. Auch Robert Gesink (Rabobank), Michael Rogers (HTC) und Vincenzo Nibali (Liquigas) verbesserten sich im Kampf um das azurblaue Trikot, da sie als Sechster, Achter respektive Fünfter in Colmunaro ankamen. Der Niederländer Gesink ist damit neuer Träger des Nachwuchstrikots.
Aus den Top 10 der Gesamtwertung verabschiedet haben sich der ehemalige Gesamtzweite Benoit Vaugrenard (Francaise des Jeux) und Rigoberto Uran (Caisse), die zu den im rasanten Finale abgesprengten Gruppen mit größeren Rückständen gehörten. Leonardo Bertagnolli, ein Teamkollege Scarponis, fiel von Rang drei auf Rang neun zurück. In der Punktewertung führt weiterhin Daniele Bennati (Liquigas), wenn auch knapp mit nur noch 2 Zählern Vorsprung auf Garzelli. Das Bergtrikot wechselte in den Reihen von ISD von Diego Caccia zum Ukrainer Dmytro Grabovskyy, der die erste Wertung des Tages am Castignano gewonnen hatte.

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Morgen auf der sechsten und vorletzten Etappe geht es für die Fahrer wieder etwas geruhsamer zu, sowohl was die Streckenlänge - 134 Kilometer - wie auch was das Profil angeht. Das Teilstück zwischen Montecosaro und Macerata lässt sich als gleichmäßig wellig bezeichnen - doch eine hinterhältig steile Zielanfahrt dürfte einen Massensprint verhindern.





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