<< älterer Bericht  | zurück zur News |  neuerer Bericht >>
Start > Gent - Wevelgem
Erster österreichischer Sieg bei Gent-Wevelgem durch spurtstarken Bernhard Eisel
Suchen Gent - Wevelgem Forum  Gent - Wevelgem Forum  Gent - Wevelgem
28.03.2010

Erster österreichischer Sieg bei Gent-Wevelgem durch spurtstarken Bernhard Eisel

Info: GENT - WEVELGEM
Autor: Heike Oberfeuchtner (H.O.)
LiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text



Wevelgem, 28.03.10 - Der Österreicher Bernhard Eisel hat die 72. Austragung des belgischen Eintagesklassikers Gent-Wevelgem gewonnen und damit einen der größten Erfolge seiner Karriere feiern können. Der 29-jährige HTC-Columbia-Profi war der Spurtstärkste einer sechsköpfigen Gruppe, die nach 210 Kilometern mit 30-40 Sekunden Vorsprung auf die nächsten Verfolger gemeinsam das Ziel erreichte. Der junge Belgier Sep Vanmarcke (Topsport Vlaanderen Mercator) sicherte sich Rang zwei vor Landsmann Philippe Gilbert (Omega Pharma Lotto) und dem Eisels amerikanischem Ex-Teamkollegen George Hincapie (BCM Racing).

Gent-Wevelgem generalüberholt
Nicht nur beim gestern und heute ausgetragenen Criterium International ist in diesem Jahr alles anders, sondern auch beim belgischen Eintagesklassiker Gent-Wevelgem wurden neue Seiten aufgezogen: Erstmals auf einen Sonntag und erstmals vor die Flandern-Rundfahrt terminiert, wurde auch die Strecke noch einen Tick schwerer gemacht, mit jetzt 16 zu bezwingenden Hellingen. Eine gewaltige Anzahl, die zustande kommt mittels eines zweimal zurückzulegenden Rundkurses zwischen Kilometer 100 und 190. Anders als geplant fiel der Startschuss nicht in Deinze, sondern im benachbarten Tielt, wodurch sich eine Verkürzung der Distanz um 9 auf genau 210 Kilometer ergab. Tielt, genauer gesagt das heutzutage eingemeindete Kanegem, ist übrigens der Heimatort von Briek Schotte, der Gent-Wevelgem im Jahr 1950 und 1955 für sich entscheiden konnte.
-> Siegerliste Gent-Wevelgem

Vierköpfige Gruppe
Sein noch unbekannter Nachfolger des Jahres 2010 befand sich unter den 192 Startern - nicht dabei: die Sturzopfer des gestrigen Tages Andreas Klier und Nick Nuyens -, die sich bei regnerischer Witterung auf den Weg machten, zunächst in Richtung Küste und dann in einem Bogen zurück nach Osten ins fast direkt an der französischen Grenze gelegene Wevelgem. Im ersten, noch täuschend harmlosen, flachen Teil der Strecke bildete sich die Ausreißergruppe des Tages erst jenseits der 15-Kilometer-Marke. Zwar sah es zunächst so aus, als sei das Feld auch mit diesen vier Männern nicht einverstanden, da der Vorsprung unterhalb von 60 Sekunden stagnierte, doch irgendwann ließ man locker. Nach 90 Kilometern wurde ein maximales Guthaben von 3:30 Minuten gemessen, und zwar auf dem Konto des Belgiers Geert Steurs (Topsport Vlaanderen), der einer breiteren Öffentlichkeit durch seinen zweiten Gesamtrang bei der Tour of Qatar bekannt wurde, des Niederländers Matthé Pronk (Vacansoleil), der seine größten Erfolge im Winter auf der Bahn im Derny feiert, sowie zweier noch junger Profis aus den Teams Caisse d'Epargne und Landbouwkrediet, Angel Madrazo und Tom van den Haute. Von Letzterem ist interessant zu wissen, dass sein Vater Ferdi van den Haute in Wevelgem im Jahr 1978 triumphieren konnte.

Erste Verluste im Peloton und in der Gruppe
Dass die Meriten der Vorfahren es den Nachkommen aber nicht unbedingt einfacher machen, zeigte sich, als Van den Haute seinen Begleitern schon bei der Inangriffnahme der ersten steileren Abschnitte nicht mehr folgen konnte. Zu diesem Zeitpunkt war der Vorsprung der Spitzenreiter auch bereits auf unter zweieinhalb Minuten gesunken. Für zwischenzeitliche große Aufregung bei den Verfolgern hatte eine Spaltung im Feld gesorgt, von der die Erst- und Zweitplatzierten des gestrigen E3-Prijs, Cancellara und Boonen, negativ betroffen waren. Zwar war der Schaden bald wieder behoben, doch nützte das den beiden Genannten wenig: den Tempoverschärfungen ihrer Konkurrenten im Peloton mussten sie, ebenso wie zahlreiche andere, Tribut zollen. Beeinträchtigt davon wurde auch der Vorsprung der jetzt nur noch dreiköpfigen Gruppe: Er sank auf eineinhalb Minuten bei noch 90 ausstehenden Kilometern.
Dass bei den Flucht-Kameraden nun ein Platz frei war, veranlasste den Dänen Lars Ytting Bak (HTC) zu einer Solo-Aktion, die ihn tatsächlich an Steurs, Pronk und Madrozo heranführte. Auch Ruben Perez (Euskaltel), Roy Curvers (Skil) sowie - so mancher hat den notorisch Angriffslustigen sicherlich schon vermisst - Johnny Hoogerland (Vacansoleil) machten sich auf den Weg nach vorne - letztlich jedoch ohne Erfolg, da nun auch Bewegung in das gesamte verbliebene Hauptfeld kam. Besonders aktiv zeigte sich das schon seit Wochen mit starken Leistungen aufwartende Team Liquigas-Doimo, das erst gestern durch Ivan Santaromita wieder mal einen Rundfahrtsieg unter Dach und Fach gebracht hatte.

Zehn Spitzenreiter und vier Verfolger bestimmen die Endphase
Erneut spaltete sich die große Gruppe auf in zwei kleinere, doch erneut handelte es sich nur um einen vorübergehenden Zustand, da einige der Favoriten den Sprung nach vorne verpasst hatten und teils selber, teils mit voller Mannschaftsleistung einen Zusammenschluss anstrebten. Keine Rücksicht konnte dabei auf die Ausreißer genommen werden, die man der Reihe nach einsammelte. Die Einheit war noch nicht lange wiederhergestellt, da starteten Daniel Oss (Liquigas) und Astana-Profi Maxim Iglinsky, der Sieger der Montepaschi Strade Bianche, einen Angriff. Etliche andere konnten folgen, so Oss' Teamkollege Alexandr Kuschinski, der Mailand-Sanremo-Champion Oscar Freire (Rabobank), Matti Breschel (Saxobank), Philippe Gilbert und Jurgen Roelandts (Omega Pharma), Sep Vanmarcke (Topsport), Berhard Eisel (HTC) und George Hincapie (BMC).
Am Anstieg auf den legendären Kemmelberg - dessen zweite Überquerung den Schlussakt auf dem schweren Rundkurs bedeutete - konnte der dänische Meister Breschel einen kleinen Vorsprung herausfahren, der jedoch keinen Bestand hatte. Unterdes bildete sich hinter der Zehnergruppe ein Verfolgerquartett bestehend aus Milram-Profi Christian Knees und den für Sprinter-Typen stark auftrumpfenden Tyler Farrar (Garmin), Luca Paolini (Acqua & Sapone) und Baden Cooke (Saxobank). 30 Sekunden lagen sie zurück bei noch ebenso vielen zu fahrenden Kilometern.


Weiterer Bericht: Christian Knees Elfter bei Gent-Wevelgem

Eisels Sieg trotz bekannter Spurtstärke eine kleine Sensation
Eine exzellente Zusammenarbeit unter den Spitzenreitern führte zu einer Vergößerung des Abstandes. Den vorher noch so aktiven Breschel ereilte zu diesem denkbar ungünstigen Zeitpunkt ein Defekt; er wurde dadurch sogar noch von den Verfolgern überholt, wobei Kollege Cooke natürlich anhielt, um seinen Kapitän bei der Aufholjagd zu unterstützen. Einiges aufzuholen hatten kurz darauf auch Freire und Iglinskiy, die das Tempo ihrer Begleiter nicht mehr mitgehen konnten. So machte sich eine Sechsergruppe auf die letzten 10000 Meter. Abgesehen von einem Testballon Vanmarckes kam es zu keinerlei Attacken; alle wollten es auf einen Sprint ankommen lassen. Doch nur einer konnte sich am Ende zu dieser Taktik gratulieren - und dieser Mann hieß sensationellerweise Bernhard Eisel. Der 29-Jährige, der seit 2007 für Columbia bzw. die Vorgängerformation T-Mobile fährt, spielte seine allseits bekannte Endschnelligkeit aus und holte sich einen, wenn nicht den größten Erfolg seiner Karriere, in der er so oft lediglich als Spurtanfahrer für seine berühmteren Kapitäne fungiert hatte. 71 Austragungen lang hatte Gent-Wevelgem keinen österreischen Sieger gesehen. Im Jahr 2010 war es endlich so weit. Letzter deutschsprachiger Gewinner dieses Rennens war vor drei Jahren Eisels ehemaliger Teamkollege Marcus Burghardt. Die Saison des Steirers hatte schon stark begonnen mit Top10-Platzierungen in Katar, Oman, bei Het Nieuwsblad und Tirreno-Adriatico. Im letzten Jahr hatte Eisel eine Etappe der Tour de Suisse gewinnen können.

Vanmarcke besser als Gilbert. Reihenfolge der ehemaligen Spitzenreiter im Ziel
Zweiter hinter dem Österreicher wurde der erst 21-jährige Sep Vanmarcke (Topsport Vlaanderen), der am vergangenen Wochenende erst mit Platz drei bei der Ronde van het Groene Hart hatte aufmerken lassen. Er setzte sich gegen große Namen durch: Dem Belgier Gilbert und dem US-Amerikaner Hincapie blieben nur die Plätze drei und vier. Oss und Roelandts wurden mit 2 bzw. 7 Sekunden Rückstand auf die Siegerzeit von 5:16 Stunden Fünfter und Sechster. Hinter ihnen erreichten Iglinskiy als Solist (+ 0:30) sowie Breschel, Farrar, Paolini, Knees, Freire und Kuschinsky in dieser Reihenfolge gemeinsam (+ 0:40) das Ziel. "Best of the rest" war am Ende Eisels Teamkollege Matthew Goss, der vor Gregory Henderson (Sky) mit allerdings schon 3:30 Minuten Rückstand über die Linie rollte. Nur 85 Fahrer gelangten überhaupt innerhalb der Karenzzeit nach Wevelgem.
Bei allem Jubel über den gerade aus Sicht der LiVE-Radsport-Community erfreulichen Ausgang des Rennens darf nicht verschwiegen werden, dass Gent-Wevelgem auch in diesem Jahr wieder zum Schauplatz einiger Stürze wurde. Betroffen waren u. a. der Schweizer Gregory Rast (Radioshack) und der deutsche Meister Martin Reimer (Cervélo Testteam), der sich in der Anfangsphase noch an einem frühen Fluchtversuch beteiligt hatte.

-> Zum Resultat





Erster österreichischer Sieg bei Gent-Wevelgem durch spurtstarken Bernhard Eisel
Erster österreichischer Sieg bei Gent-Wevelgem durch spurtstarken Bernhard Eisel

Zum Seitenanfang von für Erster österreichischer Sieg bei Gent-Wevelgem durch spurtstarken Bernhard Eisel



Radsportnews auf Twitter - Radsport, Cycling, Radrennen live