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Deutscher Jubel und Schmerz bei Gent-Wevelgem: Degenkolb gewinnt Sprintankunft, Greipel stürzt
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30.03.2014

Deutscher Jubel und Schmerz bei Gent-Wevelgem: Degenkolb gewinnt Sprintankunft, Greipel stürzt

Info: GENT - WEVELGEM 2014
LiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text
Autor: Felix Griep (Werfel)



Wevelgem, 30.03.2014 – Im vorigen Jahr hatte er bei den Vattenfall Cyclassics gesiegt. Aber Gent-Wevelgem sei noch einmal eine Nummer größer, meinte John Degenkolb (Giant-Shimano) stolz und glücklich, nachdem er als dritter Deutscher nach Andreas Klier (2003) und Marcus Burghardt (2007) den belgischen Klassiker für sich entschieden hatte. In einem Massensprint setzte er sich knapp gegen Arnaud Démare (FDJ.fr) durch und verwies Titelverteidiger Peter Sagan (Cannondale) auf Platz drei. Ein anderer Deutscher hätte ebenfalls gute Chancen auf den Sieg gehabt, doch ein Sturz neun Kilometer vor dem Ziel machte André Greipel (Lotto Belisol) einen Strich durch die Rechnung. Unter den Ausreißern hinterließ vor allem der Schweizer Silvan Dillier (BMC Racing Team) einen bleibenden Eindruck.

Sprintankunft von Anfang an wahrscheinlichstes Szenario
Die Wahrscheinlichkeit auf eine Sprintentscheidung war bei der 76. Austragung Gent-Wevelgems von vornherein ziemlich hoch, denn das Teilnehmerfeld war gespickt mit allerlei Fahrern, die sich bei einem solchen Szenario etwas ausrechnen durften. Fast die komplette Sprint-Elite der WorldTour war am Start. Es fehlten eigentlich nur der fieberkranke Mark Cavendish (Omega Pharma-Quick Step) und Marcel Kittel (Giant-Shimano), dessen Mannschaft ohnehin voll auf John Degenkolb setzte. Auch Omega Pharma-Quick Step hatte in Tom Boonen, der mit drei Erfolgen zu den Rekordsiegern bei Gent-Wevelgem gehört, einen aussichtsreichen Ersatz. Die Riege der Topfavoriten vervollständigten der deutsche Meister André Greipel (Lotto Belisol) und Peter Sagan (Cannondale), der es trotz nachweislich hervorragender Form schwer haben sollte, seinen Sieg von der winterlichen Austragung 2013 zu wiederholen. Sagan verschwendete an den insgesamt neun Hellingen keine Kraft durch Angriffe, sparte sich seine Energie auch lieber für das Finale auf. Überhaupt kam es an den entscheidenden Anstiegen – auf einer zweimal zu fahrenden Runde lagen Baneberg, Kemmelberg und Monteberg eng beeinander – nicht zu ernsthaften Attacken, so dass sich nach der letzten Steigung 35 Kilometer vor dem Ziel noch rund 80 Fahrer im Hauptfeld befanden. Einen Widerstand gegen die Sprinter zettelte 22 Kilometer vor Schluss Silvan Dillier (BMC Racing Team) an, der mit Andrey Amador (Movistar) und Stijn Devolder (Trek Factory Racing) starke Mitstreiter fand und den Mannschaften wie Giant-Shimano, Lotto Belisol, Omega Pharma-Quick Step und Cannondale das Leben schwer machte. Dabei war es nicht einmal der erste Angriff des Schweizers an diesem Tag.

Wenig Action an den Hellingen – Sprinter überstehen Hügel-Phase
Das Rennen hatte mit einer fünfköpfigen Ausreißergruppe begonnen, zu der auch ein Schweizer gehörte – aber noch handelte es sich nicht um Dillier. Marcel Aregger (IAM Cycling) fuhr mit Sebastian Lander (BMC Racing Team), Manuele Boaro (Tinkoff-Saxo), Jaco Venter (MTN-Qhubeka) und Frederik Veuchelen (Wanty-Groupe Gobert) voraus. Mehr als zehn Minuten Vorsprung konnten sie am Höhepunkt ihrer Flucht vorweisen. Allein die erste Runde über Bane-, Kemmel- und Monteberg kostete sie aber enorm viel Zeit und ließ ihnen nur zwei Minuten übrig. Aus dem Feld hatte es bereits immer wieder kleine Angriffe gegeben, ohne dass es zu einer größeren Selektion kam. Auf einem danach folgenden etwas längeren Flachstück zeigte sich Dillier erstmals und konnte sich tatsächlich vom Feld losreißen. Während er sich Richtung Spitzengruppe vorarbeitete, traf er seinen Teamkollegen Lander, der vorne nicht mehr hatte mithalten können. Nach einer Weile bekam Dillier Gesellschaft durch Lloyd Mondory (AG2R La Mondiale), Andriy Grivko (Astana) und Antonio Parrinello (Androni Giocattoli), doch ihr Vorsprung von bis zu 40 Sekunden auf das Peloton schmolz wieder rapide, als es erneut auf den Baneberg zuging. Auch für die Spitzenreiter wurde die Luft dünn, woraufhin Boaro seine letzten Kräfte in ein Solo legte. Einzig der Italiener überstand noch den Kemmelberg, auf dem Sep Vanmarcke (Belkin) den Takt vorgab und sich andere Klassikerspezialisten wie Boonen, Sagan und Fabian Cancellara (Trek Factory Racing) ebenfalls präsent zeigten. Aber weiterhin war das Rennen nicht hart genug, um die Sprinter zu distanzieren. Die vielen kleinen Grüppchen, die entstanden waren, vereinigten sich schon auf den vier Kilometern zwischen Kemmel- und Monteberg wieder, wo schlussendlich auch Boaro gestellt wurde.

Dilliers Gruppe hält den Verfolgern bis zum Teufelslappen stand
So war nach den Hellingen der Massensprint kaum mehr zu verhindern. Dilliers Angriff mit Amador und Devolder sorgte dennoch für Spannung, weil das Trio es bis auf circa 35 Sekunden Vorsprung brachte und damit zehn Kilometer vor dem Ziel eine ernsthafte Bedrohung darstellte. Trotz starker Leistung war das Glück jedoch nicht auf ihrer Seite, die Flamme Rouge markierte das Ende ihrer Träume. Auf der Zielgeraden erwiesen sich Degenkolb und der frühere U23-Weltmeister Arnaud Démare (FDJ.fr) als endschnellste Fahrer und lieferten sich bis zur Linie einen Zweikampf um jeden Zentimeter – mit dem besseren Ende für den Deutschen, der zwei Tage zuvor bei E3 Harelbeke noch unglücklich war, weil er die entscheidende Gruppe verpasst hatte. Sagan konnte mit ihnen nicht ganz mithalten, schaffte es als Drittplatzierter in Wevelgem aber zum dritten Mal in Folge auf das Podium, das erstmals seit fünf Jahren keinen Belgier sah. Vanmarcke, Boonen und Tom van Asbroeck (Topsport Vlaanderen) belegten die Plätze vier bis sechs. Andere Hochkaräter wie Mailand-Sanremo-Sieger Alexander Kristoff (Katusha), dessen Vorgänger Gerald Ciolek (MTN-Qhubeka), die früheren Gent-Wevelgem-Gewinner Edvald Boasson Hagen und Berhard Eisel (beide Team Sky) oder Sacha Modolo (Lampre-Merida) verpassten die Top10. Für Lotto Belisol gab es nur einen zehnten Platz durch Jürgen Roelandts, nachdem der Plan dieser Mannschaft neun Kilometer vor dem Ende in sich zusammen gefallen war. Ein Sturz, der auch Daniel Schorn und Paul Voss (beide NetApp-Endura) sowie Tyler Farrar (Garmin-Sharp) betraf, hatte Greipel mit Verdacht auf Schlüsselbeinbruch aus dem Rennen geworfen.

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Am nächsten Sonntag wird es bei der Flandern-Rundfahrt sicher einen anderen Rennausgang geben. Bei der Ronde liegt die letzte von 17 Hellingen nur 13,3 Kilometer vom Ziel entfernt. Zuvor gibt es in Belgien unter der Woche noch die Driedaagse De Panne-Koksijde, welche einige Fahrer als finale Vorbereitung nutzen.






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