<< älterer Bericht  | zurück zur News |  neuerer Bericht >>
Start > Paris - Nizza
Démare gelingt bei Paris-Nizza in einem Sprint ohne Kristoff, Greipel und Kittel erster WT-Erfolg seit 2013
Suchen Paris - Nizza Forum  Paris - Nizza Forum  Paris - Nizza
07.03.2016

Démare gelingt bei Paris-Nizza in einem Sprint ohne Kristoff, Greipel und Kittel erster WT-Erfolg seit 2013

Info: PARIS - NICE 2016
Autor: Felix Griep (Werfel)



Vendôme, 07.03.2016 – Die Vattenfall Cyclassics stehen im Palmarès von Arnaud Démare, ebenso wie Etappen von Tour de Suisse und Eneco Tour. Doch diese Erfolge auf höchster Ebene sind schon länger her, sein letzter Sieg bei einem WorldTour-Rennen liegt über zweieinhalb Jahre zurück. Beziehungsweise: lag zweieinhalb Jahre, denn auf der 1. Etappe von Paris-Nizza schlug der 24-jährige Franzose eiskalt zu, nutzte die Gelegenheit, dass mit Alexander Kristoff, André Greipel und Marcel Kittel einige der absoluten Topsprinter im Finale der Etappe, die einen Hauch von „Strade Bianche“ versprühte, den Anschluss an das vorher schon auf der Windkante dezimierte Feld verloren hatten. Prolog-Sieger Michael Matthews hielt sich aber ebenso schadlos wie mit nur sehr wenigen Ausnahmen alle Fahrer, die zum Kreis der Anwärter auf den Gesamtsieg gezählt werden.

Heute noch Winter, bald schon Frühling?
Nicht immer wird Paris-Nizza seinem Spitznamen „course au soleil“ gerecht, in diesem Jahr scheint das Wetter aus der Rundfahrt aber tatsächlich ein „Rennen zur Sonne“ zu machen. Sonnige 16 Grad werden für das kommenden Wochenende in Nizza vorhergesagt, während es kurz vor und kurz nach dem Start der heutigen 1. Etappe sogar noch leichten Schneelfall gab und das Quecksilber im Thermometer im Tagesverlauf gerade einmal bis zum Fünf-Grad-Strich kletterte. Das Peloton wirkte zu Beginn sogar gewissermaßen etwas eingefroren und ließ vier Fahrer mehr als zehn Minuten davonziehen, in denen das heiße Feuer brannte, das man als Ausreißer benötigt, um sich auf eine solche Flucht zu begeben, die eigentlich kaum mit einem Erfolg enden kann. 198 Kilometer lang war die erste Etappe „en ligne“ der Rundfahrt und flach genug, damit man von den Sprinterteams erwarten konnte, sich nicht von ein paar Aufmüpfigen den Tag verderben zu lassen. Drei Franzosen hatten Reißaus genommen, darunter neben Perrig Quéméneur (Direct Energie) und Thierry Hupond (Delko-Marseille Provence KTM) auch der Landesmeister Steven Tronet (Fortuneo-Vital Concept). Begleitet wurden sie zudem vom Belgier Thomas De Gendt (Lotto Soudal), der bei Paris-Nizza nicht nur 2015 das Bergtrikot gewonnen, sondern in der Vergangenheit schon zwei spektakuläre Etappensiege gefeiert hatte.

Erst Windkante, dann Offroad-Abschnitte
Unvergessen bleibt De Gendts Sieg auf einer Bergetappe mit Ziel in Nizza 2012, sechs Minuten vor Mitausreißer Rein Taaramäe und mehr als neun Minuten vor dem Feld, aber ebenso der Coup von der 1. Etappe 2011, als Ausreißer ebenfalls chancenlos schienen, er und Jérémy Roy sich aber wenige Meter vor dem Feld ins Ziel retten konnten. Ein weiteres Kapitel konnte De Gendt seiner aufregenden Paris-Nizza-Geschichte heute jedoch nicht hinzufügen. Das Feld kam mit der Zeit in Schwung, Orica-GreenEdge um Prolog-Sieger Michael Matthews wollte das Gelbe Trikot natürlich nicht einfach so herschenken. Noch gut drei Minuten betrug der Abstand, als es 43 Kilometer vor dem Ziel den ersten kritischen Moment des Rennens gab, sich Windstaffeln bildeten und ein erstes Feld aus etwa 50 Fahrern sich vom Rest absetzte. Das Tempo wurde durch diese Entwicklung natürlich nicht geringer und 20 Kilometer vor dem Ziel wurden mit De Gendt und Hupond die letzten beiden der vier Ausreißer eingeholt. Quéméneur und Tronet waren schon kurz zuvor zurückgefallen, als man über den Chemin de Tourteline fuhr, eine 1350 Meter lange unasphaltierte Straße, die an die Schotterpisten von Strade Bianche erinnerte. Ein weiterer solcher Abschnitt, der 750 Meter lange Chemin du Tertre de la Motte, sollte kurz darauf folgen.

Angriffe von Périchon, Gallopin und Theuns
Der Chemin du Tertre de la Motte erstreckte sich über die zweite Hälfte eines ein Kilometer langen Anstiegs und ein kleines bisschen weiter hinter die Bergwertung. Als die Steigung begann, attackierte sofort Pierre-Luc Périchon (Fortuneo-Vital Concept) und setzte sich dann bei der Einfahrt auf die Schotterstraße endgültig ab. So erreichte der Franzose das Ziel in Vendôme circa 15 Sekunden vor dem Feld, doch es blieb immer noch eine 14 Kilometer lange Runde zu absolvieren, die wieder über die beiden Chemins führte. Nur fünf Kilometer später, unmittelbar vor dem Beginn des Tourteline-Sektors, endete Périchons Solo schon wieder. Sky und Direct Energie machten die Führungsarbeit, Angriffe gab es erst wieder im ansteigenden Teil des Tertre de la Motte knapp vier Kilometer vor dem Etappenende, als Tony Gallopin (Lotto Fix ALL) davonziehen wollte und sich ihm Sep Vanmarcke (LottoNL-Jumbo) und Ion Izagirre (Movistar), der die Bergwertung gewann und das Bergtrikot erhielt, anschlossen. Sky-Kapitän Geraint Thomas holte das Trio höchstpersönlich wieder zurück. Eine Sprintankunft zeichnete sich ab, wäre aber beinahe noch vom Belgier Edward Theuns (Trek-Segafredo) verhindert worden. Der Belgier attackierte zwei Kilometer vor dem Ziel und hoffte, sich durch die einigermaßen kurvige Streckenführung in Vendôme gegen die Verfolger behaupten zu können. Fast wäre das gelungen, erst 200 Meter vor der Ziellinie flogen die Sprinter an ihm vorbei.

Drei Franzosen auf den ersten vier Plätzen
Ein paar vorher auf der Windkante abgehängte Fahrer hatte nochmal den Anschluss an das Feld gefunden, einige andere waren auf den Chemins zurückgefallen – 54 erreichten letztlich zeitgleich das Ziel. Die Klassementfahrer waren so gut wie alle dabei, die prominentesten Abwesenden hießen Simon Spilak (Katusha) und Jérome Coppel (IAM Cycling); der eine verlor gut dreieinhalb, der andere mehr als neun Minuten. Es fehlten aber auch Alexander Kristoff (Katusha), der nach einem elf Kilometer vor Schluss erlittenen Defekt wie André Greipel (Lotto Soudal) in einer 23 Sekunden zurückliegenden Gruppe finishte, und Marcel Kittel (Etixx-Quick Step), der nochmal gut eine Minute später ankam. Also die drei wohl hochkarätigsten Sprinter des Rennens. Nach der vielen Arbeit seines Sky-Teams wollte Ben Swift die Früchte ernten und eröffnete bei der Zielankunft den Endspurt, wurde jedoch von Arnaud Démare (FDJ) geschlagen, der mit diesem Erfolg und seinem Etappensieg von La Méditerranéenne jetzt schon so viele Siege hat wie ein seinem enttäuschenden letzten Jahr, als zwei Teilstücke der Belgien-Rundfahrt alles waren, was der 2014 noch 15-fach siegreiche Franzose, hatte gewinnen können. Seine Landsleute Nacer Bouhanni (FDJ) und Adrien Petit (Direct Energie) wurden Dritter und Vierter. Die Führung in der Gesamtwertung verteidigte Matthews mit Platz fünf und baute seinen Vorsprung durch zwei Bonussekunden von einem Zwischensprint sogar leicht aus.

-> Zum Resultat

Auf der morgigen 2. Etappe dürfte es für Kristoff, Greipel und Kittel eine neue Chance auf einen Sieg geben. Auf dem Weg nach Commentry müssen die Sprinter keinerlei Qualen durch Schotterwege oder ernste Anstiege über sich ergehen lassen. Vor möglichen Defekten oder erneuten Windkanten ist man aber nie gefeit.





Démare gelingt bei Paris-Nizza in einem Sprint ohne Kristoff, Greipel und Kittel erster WT-Erfolg seit 2013
Démare gelingt bei Paris-Nizza in einem Sprint ohne Kristoff, Greipel und Kittel erster WT-Erfolg seit 2013

Zum Seitenanfang von für Démare gelingt bei Paris-Nizza in einem Sprint ohne Kristoff, Greipel und Kittel erster WT-Erfolg seit 2013



Radsportnews auf Twitter - Radsport, Cycling, Radrennen live