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Die 100. Flandern-Rundfahrt kulminiert in einem Fernduell zwischen Sagan und Cancellara
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03.04.2016

Die 100. Flandern-Rundfahrt kulminiert in einem Fernduell zwischen Sagan und Cancellara

Info: RONDE VAN VLAANDEREN 2016
LiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text
Autor: Felix Griep (Werfel)



Oudenaarde, 03.04.2016 – Es ist gar nicht lange her, da wurde Peter Sagan noch als „ewiger Zweiter“ verspottet, doch mit seinem Sieg bei Gent-Wevelgem scheint sich das Blatt gewendet zu haben. Eine Woche später feierte der Weltmeister bei der Jubiläums-Austragung der Flandern-Rundfahrt seinen ersten Sieg bei einem der „Monumente des Radsports“, nachdem er sich 33 Kilometer vor dem Ziel, mal wieder gemeinsam mit Michal Kwiatkowski, in die Offensive begeben hatte. Ab der letzten Passage des Oude Kwaremont kam es zwischen dem Slowaken und dem Schweizer Fabian Cancellara zu einem beeindruckenden Fernduell, doch der Verfolger konnte den Führenden nicht mehr einholen und musste sich mit Platz zwei abfinden.


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Erviti in der ersten Fluchtgruppe und am Ende unter den Top10
Bei feinstem Frühlingswetter mit Sonnenschein und Temperaturen bis zu 20 Grad fand das große Jubiläum der Flandern-Rundfahrt statt – zum 100. Mal wurde die Ronde van Vlaanderen ausgetragen, die somit noch mehr zum Höhepunkt des belgischen Radsport-Frühjahrs wurde. Mehr als eineinhalb Stunden mit unzähligen erfolglosen Fluchtversuchen vergingen, ehe der Österreicher Lukas Pöstlberger (Bora-Argon 18) nicht weit vor dem Huisepontweg, dem nach 81,7 Kilometer erreichten ersten Kopfsteinpflaster-Abschnitt des Rennens, eine Ausreißergruppe entstehen ließ, zu welcher desweiteren Hugo Houle (AG2R La Mondiale), Federico Zurlo (Lampre-Merida), Gijs Van Hoecke (Topsport Vlaanderen) sowie Wesley Kreder (Roompot-Oranje-Peloton) gehörten – und Imanol Erviti (Movistar). Dem Spanier sollte trotz der Fluchtanstrengungen das seltene Kunststück gelingen, am Ende des Tages den starken siebten Platz zu erreichen. Pöstlberger war dagegen nach der ersten Reihe von Hellingen, von denen es auf den 255 Kilometern insgesamt 18 gab, schon wieder von der Bildfläche verschwunden, nachdem ihn ein Defekt ereilt hatte. Die somit nur noch fünf Ausreißer verloren einen Großteil ihres Vorsprungs von gut vier Minuten in der nächsten Rennphase, die sich durch eine Vielzahl von Kopfsteinpflaster-Straßen auszeichnete und durch Tony Martin (Etixx-Quick Step) bestimmt wurde, der im Hauptfeld das Tempo hochhielt und die Gegner somit zu erhöhter Aufmerksamkeit zwang, denn zwischenzeitlich riss das Feld sogar an einigen Stellen auseinander.

Démare, Benoot und Van Avermaet scheiden nach Stürzen aus
Während dieser aufgeregten Phase kam es zu einigen Stürzen, durch die auch Fahrer aus dem erweiterten und sogar engeren Favoritenkreis ausschieden. Arnaud Démare (FDJ) und Tiesj Benoot (Lotto Soudal) gehörten zu den Unglücksraben und ebenso Greg Van Avermaet (BMC Racing). Der Vorjahresdritte und Zweitplatzierte von 2014 zog sich einen Schlüsselbeinbruch zu, als gleich fünf BMC-Fahrer auf einmal zu Fall gekommen waren. Etwas Entspannung machte sich im Feld erst breit, als mit Beginn der letzten 100 Kilometer wieder mehrere Hellingen aufeinander folgten und es neue Ausreißversuche gab. Zuerst durch die beiden Deutschen André Greipel (Lotto Soudal) und Nils Politt (Katusha), dann durch Dmitriy Gruzdev (Astana) und Dimitri Claeys (Wanty-Groupe Gobert). Diese beiden Duos fanden nach einer Weile Anschluss an die erste Ausreißergruppe, die in der Zwischenzeit auf Erviti, Houle und Van Hoecke geschrumpft war. Zu siebt holten sie wieder einen Vorsprung von fast drei Minuten heraus, bevor 60 Kilometer vor dem Ziel das Tempo im Feld wieder angezogen wurde, weil das Anstiegs-Trio Oude Kwaremont, Paterberg und Koppenberg bevorstand. Während sich bei der zweiten Fahrt auf den Oude Kwaremont die Favoriten noch zurückhielten, attackierte dort Stijn Vandenbergh, womit Etixx-Quick Step, das bei den vorangegangenen Klassikern immer irgendwann in die Defensive gedrängt war, endlich einmal die Initiative ergriff und offensiver zu Werke ging.

E3-Duo Kwiatkowski/Sagan hat seinen nächsten großen Auftritt
Mit Vandenbergh fuhr auch Dylan Van Baarle (Cannondale) aus dem Feld heraus und 40 Kilometer vor dem Ziel holten sie die Spitzengruppe ein, deren Vorsprung wieder deutlich unter eine Minute gefallen war. Weitere Fahrer hatten derweil versucht, sich aus dem Hauptfeld davonzustehlen, das längst zu einem sehr instabilen Gebilde geworden war. Ian Stannard (Sky) war einer von ihnen und schien auf einem guten Wege, auch nach vorne zu kommen, was ihm aber doch nicht gelingen sollte. Als der Brite 34 Kilometer vor Schluss wieder von der Hauptgruppe der Favoriten eingesammelt wurde, herrschte für wenige Momente eine trügerische Stille, bis sein Teamkollege Michal Kwiatkowski antrat. Dies geschah 33 Kilometer vor dem Ziel und Peter Sagan (Tinkoff) sprang sofort auf den Zug auf – E3 Harelbeke schien sich zu wiederholen, denn schon da waren die Weltmeister der Jahre 2014 und 2015 ähnlich weit vor dem Ziel auf und davon gefahren. Stijn Devolder und Fabian Cancellara (beide Trek-Segafredo), die in diesem Moment das Tempo in der Hauptgruppe kontrollierten, konnten es nicht verhindern, dass ihnen diese beiden davonzogen und auch Sep Vanmarcke (LottoNL-Jumbo) sich noch aus dem Staub machte. Kurz darauf holte dieses hochkarätige Trio Vandenbergh, Van Baarle, Erviti, Claeys und Greipel ein, die noch an der Spitze verblieben waren.

Cancellara startet seine Verfolgungsjagd auf Sagan wohl zu spät
Mit einem Vorsprung von mehr als 20 Sekunden begann die Sagan-Gruppe daraufhin den dritten und letzten Aufstieg zum Oude Kwaremont, wo einzig Vanmarcke das Tempo des Slowaken mitgehen konnte. Kwiatkowski und die anderen Fahrer, die vorher schon länger als Ausreißer aktiv gewesen waren, mussten abreißen lassen. Derweil startete weiter hinten Cancellara seinen Gegenangriff und nahm alleine die Verfolgung der Führenden auf. Von den restlichen Favoriten war niemand in der Lage, dem Schweizer zu folgen. Sagan vs. Cancellara – so lautete nun also das Duell, welches die 100. Flandern-Rundfahrt entscheiden sollte. Beide trumpften danach am Paterberg wieder groß auf: Sagan schüttelte Vanmarcke ab, der von Cancellara eingeholt wurde. Es blieben nach dieser letzten Helling noch 13,2 Kilometer bis ins Ziel und Sagan konnte seinen Vorsprung auf die Jäger bei 15 bis 20 Sekunden stabilisieren, hielt diesen auch, als nicht mehr nur Cancellara die Verfolgungsarbeit machte, sondern Vanmarcke wieder zu Kräften kam und seinen Anteil dazu beitrug. Eine Woche zuvor bei Gent-Wevelgem hatte Sagan Vanmarcke und Cancellara im Sprint geschlagen, diesmal ließ er sie nicht wieder an sich herankommen und feierte als Solist seinen hochverdienten ersten Sieg bei einem der fünf Monumente, der seine bisherigen Klassiker-Erfolge bei Gent-Wevelgem (2013, 2016) und E3 Harelbeke (2014) noch weit überstrahlt.

Platz zwei für Cancellara und Platz vier für Vorjahressieger Kristoff
Vanmarcke, ob nun aus Erschöpfung oder aus Respekt vor einem der legendärsten Fahrer der Ronde, ließ bei der Zielankunft nur noch ausrollen, so dass Cancellara 25 Sekunden nach Sagan Zweiter werden konnte, ohne sich noch ein Sprintduell mit dem Belgier liefern zu müssen. Obwohl geschlagen, bekam Cancellara von den Zuschauern großen Applaus, weil er neben Achiel Buysse, Fiorenzo Magni, Eric Leman, Johan Museeuw und Tom Boonen der einzige Fahrer ist, der die Flandern-Rundfahrt dreimal gewinnen konnte (2010, 2013, 2014) und es sein letzter Auftritt bei diesem Rennen war. Mit einem Rückstand von 49 Sekunden auf Sagan traf eine neunköpfige Gruppe in Oudenaarde ein, deren Sprint um Platz vier Alexander Kristoff (Katusha) für sich entschied. Der Vorjahressieger hatte im Rennverlauf diesmal keinerlei Akzente setzen können. Luke Rowe (Sky) wurde Fünfter, Zdenek Stybar und Niki Terpstra (beide Etixx-Quick Step) Achter und Zehnter. Die restlichen Positionen in den Top10 belegten Fahrer, die nicht zu den Favoriten gezählt worden waren, aber sich als Ausreißer in Szene gesetzt hatten: Wie bereits erwähnt, wurde Erviti Siebter, Van Baarle und Claeys kamen auf die Plätze sechs und neun.

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