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Peter Sagan besiegt den „Fluch des Regenbogentrikots“ mit einem Sieg bei Gent-Wevelgem
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27.03.2016

Peter Sagan besiegt den „Fluch des Regenbogentrikots“ mit einem Sieg bei Gent-Wevelgem

Info: GENT-WEVELGEM 2016
LiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text
Autor: Felix Griep (Werfel)



Wevelgem, 27.03.2016 – Nur wenige Minuten nach der Zielankunft ging ein Regenschauer hernieder und in der Ferne war ein prächtiger Regenbogen zu sehen. Es war, als hätte Mutter Natur Peter Sagan auf ihre eigene Art gratulieren wollen, dem „Weltmeister der zweiten Plätze“, der bei Gent-Wevelgem nun endlich seinen ersten Sieg im Regenbogentrikot feiern konnte. Er selbst führte mit einer Tempoverschärfung am Kemmelberg die vorentscheidende Selektion herbei, aus der sich eine vierköpfige Spitzengruppe ergab, an der sich die Verfolger vom Team Etixx-Quick Step die Zähne ausbissen. Zu den Besten des Tages gehörte auch der Schweizer Fabian Cancellara und die große Überraschung war Viacheslav Kuznetsov, der es aufs Podium schaffte.


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Der Wind teilt das Feld schon vor den Hellingen
Erst nach 144,3 von 242,8 Kilometern erreichte man bei der 78. Austragung von Gent-Wevelgem die erste von zehn Hellingen, doch weiß man aus der Vergangenheit – bestes Beispiel das Rennen vom letzten Jahr – dass bei diesem Klassiker oftmals der Wind schon vorher für Action sorgt. So war es auch diesmal, als nach zwei Rennstunden das Feld in mehrere Gruppen zerbrach. Für Etixx-Quick Step und Lotto Soudal eine schöne Situation, hatten sie doch jeweils fünf Fahrer im ersten Bruchstück des Pelotons. BMC Racing war mit vier Mann ebenfalls sehr gut vertreten und auch die meisten Favoriten aus anderen Rennställen hatten es allein oder mit ein oder zwei Teamkollegen nach vorne geschafft (vollständige Fahrerliste siehe Ticker-Eintrag von 14:31 Uhr). Diese Entwicklung war tödlich für eine Ausreißergruppe, deren Vorsprung von elf Minuten bei der der Jagd zwischen den verschiedenen Teilfeldern rasant nach unten ging. Schon 114 Kilometer vor dem Ziel wurden Pavel Brutt (Tinkoff), Lieuwe Westra (Astana), Simon Pellaud (IAM Cycling), Jonas Rickaert (Topsport Vlaanderen-Baloise) und Josef Cerny (CCC Polsat Polkowice) schließlich eingeholt. Gut zwanzig Kilometer später konnte ein erstes Verfolgerfeld zurückkommen, darin Sep Vanmarcke (LottoNL-Jumbo), der dafür viel Arbeit geleistet hatte.

Außenseiter Kuznetsov setzt sich zunächst alleine ab
Circa 50 bis 60 Fahrer waren wieder zusammen und gönnten sich erst einmal eine ruhigere Rennphase, geschlossen rollte man über einige Hellingen hinweg. Attackiert wurde erst wieder an der achten ausgewiesenen Steigung, dem Monteberg. Matteo Trentin (Etixx-Quick Step) ging in die Offensive, zog Tiesj Benoot (Lotto Soudal), Daniel Oss (BMC Racing), Giacomo Nizzolo (Trek-Segafredo) und den vormaligen Ausreißer Brutt mit. Das Quintett fuhr zwar eine halbe Minute Vorsprung heraus, doch seine Existenz dauerte nur 15 Kilometer an, weil Dimension Data und LottoNL-Jumbo Gegenmaßnahmen ergriffen und im Hauptfeld Tempo machten. Kaum waren Trentin und Co. eingeholt, griff Viacheslav Kuznetsov (Katusha) an – und es hätte wohl niemand geglaubt, dass diese Aktion 52 Kilometer vor dem Ziel eine Auswirkung auf das Endergebnis haben würde. Gut eine Minute weit ließ man den Russen davonziehen, die Favoriten konzentrierten sich auf ihre Vorbereitung für die letzten beiden Hellingen, die 39,5 und 34,2 Kilometer vor dem Ende anstanden. Zuerst der 300 Meter lange Baneberg mit einer mittleren Steigung von 10 Prozent, danach der Kemmelberg, der mit 785 Meter noch länger und mit im Schnitt 9 Prozent kaum leichter war, zumal er einen Höchstwert von 28,4 Prozent erreichte.


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Sagan und Cancellara die Stärksten am Kemmelberg
Am Baneberg nahm Vanmarcke das Heft in die Hand und attackierte. Nach der Steigung kam Manuel Quinziato an ihn heran, bevor auch Edvald Boasson Hagen (Dimension Data) und Nizzolo und anschließend der Rest des Hauptfeldes folgten. Auf dem Flachstück zwischen den Hellingen konnte sich Stijn Vandenbergh (Etixx-Quick Step) etwas absetzen, doch am Kemmelberg verschwand er schnell wieder von der Bildfläche. Dort übernahm Peter Sagan (Tinkoff) das Kommando. Fabian Cancellara (Trek-Segafredo) war der Einzige, der dem Weltmeister an dieser entscheidenden Stelle der Strecke ebenbürtig war. Mit wenigen Metern Abstand folgten Vanmarcke, Greg Van Avermaet (BMC Racing), Zdenek Stybar (Etixx-Quick Step) und Luke Rowe (Sky), dahinter klaffte ein großes Loch. Aus der Vierergruppe schaffte in der Abfahrt nur Vanmarcke den Sprung nach vorn zu Sagan und Cancellara. Aus diesem Trio wurde sogleich ein Quartett, weil sie Kuznetsov einholten – der nicht durchgereicht wurde, sondern mit den drei Favoriten mithalten konnte und so in eine Situation gekommen war, die ohne seinen vorherigen Angriff wohl absolut utopisch gewesen wäre. Hinter ihnen formierte sich eine Gruppe aus rund zwanzig Fahrern, in denen Etixx-Quick Step mit fünf Mann die Jagd aufnahm. 30 Kilometer vor dem Ziel betrug die Differenz nur 18 Sekunden.

Etixx-Quick Step erlebt seine nächste Niederlage
Was sich auf dem flachen Schlussteil der Strecke nach Wevelgem abspielte, war für Etixx-Quick Step dann aber eine schmerzhafte Erinnerung an E3 Harelbeke, wo man zwei Tage zuvor ähnlich lange und ebenfalls vergeblich Sagan und Michal Kwiatkowski nachgejagt war. Der Vorsprung von Sagan, Cancellara, Vanmarcke und Kuznetsov stieg und stieg, bis er sich bei etwa 40 bis 45 Sekunden einpendelte. Der Zug war für Etixx-Sprinter Fernando Gaviria abgefahren. Dass der Rückstand im Ziel, wo Arnaud Démare (FDJ) Gaviria im Sprint um den fünften Platz schlug, nur noch elf Sekunden betrug, lag daran, dass die vier vorne sich auf den letzten Kilometern die Zeit für taktische Spielchen nahmen und mehrfach das Tempo verzögerten. Keiner von ihnen ließ sich zu einer Attacke hinreißen, so dass es zu einer Sprintentscheidung kam. Kuznetsov, der ohnehin nichts zu verlieren hatte, trat als Erster an, doch Sagans Endschnelligkeit hatten sie heute alle nichts entgegenzusetzen. Seine unglückliche Serie zweiter Plätze seit dem Gewinn des WM-Titels – insgesamt waren es acht – ist mit seinem zweiten Sieg bei Gent-Wevelgem, jenem Rennen, bei dem er 2013 seinen ersten Klassikersieg gefeiert hatte, beendet. Kuznetsov wurde, nur knapp von Vanmarcke geschlagen, sensationeller Dritter, Cancellara nach einer weiteren starken Vorstellung Vierter.

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