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Albasini führt Vorentscheidung bei Lüttich-Bastogne-Lüttich herbei – doch Poels sprintet vor ihm zum Sieg
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24.04.2016

Albasini führt Vorentscheidung bei Lüttich-Bastogne-Lüttich herbei – doch Poels sprintet vor ihm zum Sieg

Info: LIÈGE - BASTOGNE - LIÈGE 2016
LiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text
Autor: Felix Griep (Werfel)



Ans, 24.04.2016 – Man kennt das Team Sky als Mannschaft, welche viele Rundfahrten dominiert, drei Gesamtsiege bei sechs Frankreich-Rundfahrt sprechen da eine deutliche Sprache. Eintagesrennen waren dagegen bisher nicht die große Bühne für die Fahrer des britischen Teams, was sich im Frühjahr 2016 aber dramatisch geändert hat. Die bisherigen Erfolge – Michal Kwiatkowskis Sieg bei E3 Harelbeke und die Podiumsplatzierungen von Ben Swift bei Mailand-Sanremo und Ian Stannard bei Paris-Roubaix – toppte nun Wout Poels, der Sky bei Lüttich-Bastogne-Lüttich den ersten Triumph bei einem Monument bescherte. Der Niederländer siegt im Sprint einer vierköpfigen Spitzengruppe, die durch einen Angriff von Michael Albasini an der neuen Steigung Côte de la Rue Naniot entstanden war. Der Schweizer konnte sich für eine starke Leistung nicht belohnen und erreichte „nur“ den undankbaren zweiten Platz.

Winterwetter nur mit geringen Auswirkungen auf den Frühjahrsklassiker
Als die Teilnehmer von Lüttich-Bastogne-Lüttich am Morgen des Rennens erwachten und aus dem Fenster sahen, offenbarte sich ihnen ein Anblick der so gar nicht zu einem 24. April passte – dem Tag, an welchem der letzte große Frühjahrsklassiker stattfand. In der Nacht hatte es geschneit und auch über den Tag hinweg gab es keine wirkliche Wetterbesserung. Bei Temperaturen, die von einem Grad beim Start auf maximal circa fünf Grad stiegen, waren Schnee, Schneeregen oder Regen ein fast ständiger Begleiter. Zwar gab es zwischenzeitlich auch mal kurze Momente, in denen es trocken wurde und sogar die Sonne zwischen den Wolken hervor blitzte, doch darauf folgten stets gleich wieder teils heftige Schauer. Dennoch waren die Bedingungen nicht ganz so widrig wie eineinhalb Monate zuvor bei der abgebrochenen Paris-Nizza-Etappe. Nur ein kleiner Streckenabschnitt war wegen des nächtlichen und morgendlichen Schneefalls nicht befahrbar: Bei Kilometer 45 wurde das Rennen von der ursprünglichen auf eine andere Route umgeleitet, kam bei Kilometer 75 auf den eigentlichen Kurs zurück. Die Gesamtdistanz verringerte sich dadurch nur unwesentlich von 253 auf 248 Kilometer. Trotz der schwierigen Bedingungen gab es erfreulich wenige Stürze und mit 154 von 200 Fahrern eine durchaus überraschend hohe Quote an Zielankünften.

Ausreißer schnell entkommen, aber auch weit vor dem Finale eingeholt
Im Gegensatz zu den den meisten anderen Klassikern der vorangegangenen Wochen, bildete sich sehr schnell eine Ausreißergruppe; vielleicht war die Zahl derjenigen, die sich bei dem schlechten Wetter eine stundenlange Flucht antun wollten, einfach nicht so groß wie sonst. Nicolas Edet (Cofidis) fuhr als Erster davon, ihm folgten Pavel Brutt (Tinkoff), Paolo Tiralongo (Astana), Thomas De Gendt (Lotto Soudal), Cesare Benedetti (Bora-Argon 18), Alessandro De Marchi (BMC Racing), Jérémy Roy (FDJ) und Vegard Stake Laengen (IAM Cycling), der allerdings erst längere Zeit als Soloverfolger unterwegs war, ehe er sich der Spitzengruppe anschließen konnte. Bis zum Wendepunkt der Strecke in Bastogne nach rund einhundert Kilometern hielten diese acht Fahrer einen Vorsprung von neun Minuten, dann nahm sich Movistar, die Mannschaft des Vorjahressiegers und Flèche Wallonne-Gewinners Alejandro Valverde, der Verfolgungsarbeit an. 50 Kilometer vor dem Ende trennten sich am Col du Maquisard, dem sechsten der zehn „offiziellen“ Berge, die Wege der Ausreißer. Edet, De Gendt, De Marchi und Laengen setzten sich von den anderen ab. Wenig später blieben an der Côte de La Redoute nur noch Edet und De Marchi übrig, deren Einholung schließlich 23 Kilometer vor dem Ziel geschah.

Attacken von Movistar, Astana und Sky durchbrechen die Etixx-Dominanz
Die Favoriten hielten sich zurück, so lange es ihnen möglich war. Thomas Voeckler (Direct Energie) attackierte gut 60 Kilometer vor dem Ziel am Col du Rosier aus dem Feld heraus, holte mit der Zeit ein paar zurückfallende Ausreißer ein, wurde dann aber an der Redoute auch wieder eingesammelt. Auf diesem Anstieg hatte das Feld schon nicht einmal mehr eine Minute Rückstand auf die Führenden. Nach deren Einholung ging es zur Côte de la Roche-aux-Faucons, wo etwas mehr als zwanzig Kilometer vor Schluss Etixx-Quick Step zu viert die Führungsarbeit übernahm. Um die Mannschaft des Vorjahreszweiten Julian Alaphilippe und des Siegers von 2013 Daniel Martin herauszufordern, schickten andere Teams daraufhin Fahrer in die Attacke. Carlos Betancur (Movistar), Andriy Grivko (Astana) und Michal Kwiatkowski (Sky) griffen an und vor allem die beiden Erstgenannten ließen sich nicht entmutigen, versuchten es gar mehrmals. An der Côte de Saint-Nicolas, die anders als in den Vorjahren nicht die letzte, sondern die vorletzte Steigung vor der Zielankunft war, schickte Astana Diego Rosa nach vorne, der sich mit Ilnur Zakarin (Katusha) kurzzeitig absetzen konnte, ehe fünf Kilometer vor dem Ziel auch dieser Angriff beendet wurde und der Ausgang des Rennens noch total offen war.

Albasini weiht die neue Côte de la Rue Naniot mit einer starken Attacke ein
Bei Etixx-Quick Step hatten diese Nadelstiche die von der Konkurrenz erhoffte Wirkung gezeigt, das belgische Team spielte mittlerweile gar keine Rolle mehr. Alaphilippe übernahm zwar an der Côte de la Rue Naniot – einem neuen, 600 Meter langen Anstieg mit Kopfsteinpflaster und 10,5 Prozent mittlerer Steigung – noch einmal kurz die Führung, wurde aber rasch von Michael Albasini (Orica-GreenEdge) in den Schatten gestellt. Der Schweizer, für den die Ardennenklassiker Höhepunkte seiner Saison sind, den Platz sieben bei La Flèche Wallonne aber nicht ganz zufriedengestellt hatte, bewirkte mit seinem Vorstoß die Vorentscheidung des Rennens. Mit Ex-Weltmeister Rui Costa (Lampre-Merida) an seinem Hinterrad überquerte er den 2500 Meter vor dem Ziel gelegenen Scheitelpunkt der Côte de la Rue Naniot. Knapp dahinter konnten Olympiasieger Samuel Sanchez (BMC Racing) und Wout Poels (Sky) aufschließen, aber für den Rest war das Rennen nun verloren. Vor allem der starke Albasini sorgte ohne Unterlass für hohes Tempo, so dass die Verfolger nicht aufschließen konnten. Auf der 1500 Meter langen Schlusssteigung durch Ans hindurch wollte Zakarin Loch auf eigene Faust zufahren, doch auch der Russe war dazu nicht mehr in der Lage. Derweil kämpften die Vier vorne schon nicht mehr nur gegen die Jäger, sondern auch gegeneinander.

Poels setzt sich im Sprint auf der Zielgeraden gegen Albasini durch
An der Flamme Rouge schien es fast, als könne Albasini seine Begleiter abschütteln, die hielten nur mit Mühe Kontakt zum Eidgenossen. Poels attackierte 500 Meter vor dem Ende, hatte aber nicht genügend Energie, um durchzuziehen und so konnte Albasini dafür sorgen, dass er sich nicht absetzte. Als Albasini das Quartett durch die finale Kurve auf die 200 Meter lange Zielgerade führte, trat Poels erneut an – und hatte auf nun flacherer Straße den nötigen Punch, um den Sprint zu gewinnen. Nicht nur für seine Mannschaft Sky war es ein bedeutender Sieg, sondern freilich auch für den 28-jährigen Niederländer, der vier Tage zuvor als Vierter bei La Flèche Wallonne sein erstes Top10-Ergebnis bei einem größeren Klassiker erzielt hatte und sein starkes Frühjahr krönte, in dem er bereits die Gesamtwertung und zwei Etappen der Volta a la Comunitat Valenciana und eine Etappe der Volta a Catalunya gewonnen hatte. Albasini blieb dagegen als Zweitplatziertem der große Wurf trotz klasse Leistung verwehrt. Costa komplettierte das Podium, Sanchez konnte im Sprint nicht mehr mithalten und fiel noch vier Sekunden zurück. Damit finishte er aber immerhin noch vor Verfolger Zakarin (+0:09) und einer ersten größeren Gruppe (+0:12) geschlagener Fahrer um Valverde, der Platz 15 belegte. Direkt vor dem Spanier landete der Österreicher Patrick Konrad (Bora-Argon 18), der seine gute Form vom Giro del Trentino bestätigte, wo er zwei Tage zuvor Gesamtfünfter geworden war.

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Nach dem Ende der Frühjahrsklassiker verlagert sich der Fokus des Radsports fortan mehr auf Rundfahrten. In der kommenden Woche findet die Tour de Romandie (26. April bis 1. Mai) statt und bald beginnt auch schon der Giro d'Italia (6. bis 29. Mai).





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