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Chris Froome genießt ungewohnte Freiheiten, gewinnt als Ausreißer die Köngisetappe der Tour de Romandie
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30.04.2016

Chris Froome genießt ungewohnte Freiheiten, gewinnt als Ausreißer die Köngisetappe der Tour de Romandie

Info: TOUR DE ROMANDIE 2016
LiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text
Autor: Felix Griep (Werfel)



Villars, 30.04.2016 – Zwei Tage, nachdem er in Folge eines Defekts bei der ersten Bergankunft der Tour de Romandie viel Zeit verloren hatte, machte sich Chris Froome die ungewohnte Bedeutungslosigkeit seiner Person für die Gesamtwertung zunutze, unternahm auf der Königsetappe der Westschweizer Rundfahrt einen Fluchtversuch und schloss diesen mit knappem Vorsprung als Tagessieger ab. Vier Sekunden lag er am Ende vor den ersten von jenen Fahrern, die noch um die Platzierungen an der Spitze der Gesamtwertung kämpfen. Nairo Quintana verteidigte souverän die Führung, sein Teamkollege Ion Izagirre verdrängte Ilnur Zakarin vom Podium. Die besten Schweizer mischten fast bis zum Schluss bei den Favoriten mit, hatten letztlich aber unterschiedliche Erfolgsbilanzen: Mathias Frank rutschte in der Gesamtwertung von Rang sechs auf acht hinunter, wohingegen sich Sébastien Reichenbach um eine Position verbessern und wertvolle Helferdienste für Thibaut Pinot leisten konnte.

Kittel und Armée kämpfen als Ausreißer um Wertungstrikots
Am Tag der Königsetappe der Tour de Romandie fieberte man natürlich der wahrscheinlichen Entscheidung um den Gesamtsieg entgegen – beim Start in Conthey stand aber ein Fahrer im Mittelpunkt, der damit nicht das Geringste zu tun hatte, weil er nicht einmal am Rennen teilnahm. Jonathan Fumeaux vom IAM Cycling Team ist einer der rund 8000 Einwohner der Walliser Gemeinde und feuerte den Startschuss ab, der seine Berufskollegen auf eine 172,7 Kilometer lange Fahrt gen Villars schickte. Ein anderer Schweizer, Martin Kohler (Roth) brachte mit seinem Angriff nach 55 Kilometern eine erste Ausreißergruppe auf den Weg, die etwas länger Bestand hatte. In ihr befand sich auch Marcel Kittel (Giant-Alpecin), der kurz darauf am Zwischensprint 15 Punkte für seinen Kampf um das Grüne Trikot einstrich. Als dann mit dem Col des Planches (10,4 km à 8,9%) der erste der drei Kategorie-1-Anstiege dieser 4. Etappe zu bewältigen war, fiel nicht nur der Deutsche wieder zurück. Die Spitzengruppe schrumpfte auf ein Trio, bestehend aus Pavel Kochetkov (Katusha), Bob Jungels (Etixx-Quick Step) und Sander Armée (Lotto Soudal). Armée, der Solo-Ausreißer der 1. Etappe, überquerte den Gipfel als Erster und übernahm, zumindest vorübergehend, die Führung im Bergklassement.

Froome begibt sich mit Van Garderen auf Jagd nach Etappensieg
Ivan Rovny (Tinkoff) und Tobias Ludvigsson (Giant-Alpecin), zwei andere Fahrer aus der Elfergruppe, und Joe Dombrowski (Cannondale), ein neuer Angreifer, passierten den Col des Planches als Verfolger und mühten sich fortan längere Zeit vergeblich, konnten nicht zu den Führenden aufschließen, wurden dagegen kurz vor dem zweiten großen Anstieg der Etappe eingeholt. Es handelte sich nun um eine Steigung nach Barboleusaz (8,9 km à 7,8%), die im Finale gleich zweimal zu erklettern war. Armée musste schnell einsehen, dass er keine weiteren Bergpunkte mehr würden sammeln können, Kochetkov und Jungels fuhren ihm davon. Aus dem im Regen zügig auf rund 30 Fahrer geschrumpften Favoritenfeld wollte Simon Spilak (Katusha) ausreißen; Movistar ließ ihn aber nicht gewähren. Anders sah das aus bei Tejay Van Garderen (BMC Racing) und Chris Froome (Sky), auch wenn der US-Amerikaner mit 1:22 Minute Rückstand in der Gesamtwertung kaum weniger gefährlich war als der elf Sekunden bessere Spilak. Der Brite Froome lag nach seinem Desaster auf der 2. Etappe, als er nach einem Defekt nicht mehr an die Favoriten herankam und dann komplett abschenkte, 17 Minuten zurück und wollte sich nun mit einem Etappensieg für die verlorene Chance auf den Rundfahrterfolg entschädigen.

Selektion in der Favoritengruppe kurz vor der letzten Bergwertung
Kurz nach dem Ende des Anstiegs holten Froome und Van Garderen Kochetkov und Jungels ein. Die 4,1 Kilometer hinter der Bergwertung von Barboleusaz gelegene Ziellinie in Villars überquerte das Quartett 50 Sekunden vor dem Feld, das von noch vier Movistar-Fahrern angeführt wurde, die Van Garderen in Schach halten mussten. Der Abstand blieb, von kleineren Schwankungen abgesehen stabil, bis man 13 Kilometer vor dem Etappenende wieder an den Fuß des Barboleusaz-Anstiegs kam. Kochetkov und Jungels, die länger als Ausreißer unterwegs gewesen waren, wurden von Froome und Van Garderen sofort abgehängt. Kochetkov konnte vor der eigenen Einholung immerhin noch kurz seinen Teamkollegen Spilak unterstützen, der einen erneuten Angriff wagte. Dieser war allerdings ebenso nicht von langer Dauer wie alle folgenden Vorstöße, die es in der fortlaufend schrumpfenden Favoritengruppe gab. Für eine größere Selektion, die bis ins Ziel halten sollte, sorgte kurz vor der Bergwertung Thibaut Pinot (FDJ), an dem nur Nairo Quintana und Ion Izagirre (beide Movistar) sowie Ilnur Zakarin (Katusha), Rui Costa (Lampre-Merida), Bauke Mollema (Trek-Segafredo) und Rigobert Uran (Cannondale) dranblieben. Der Schweizer Mathias Frank (IAM Cycling), der zuvor schon lange darum gekämpft hatte, mit den Besten Schritt halten zu können, fiel in diesem Moment endgültig zurück.

Izagirre verdrängt Zakarin durch eine Zeitgutschrift vom Podium
Van Garderen, der mitten im Barboleusaz-Anstieg von Froome abgehängt worden war, wurde auf den größenteils flachen letzten 4,1 Kilometern von der Bergwertung zum Ziel noch eingeholt, Froome dagegen konnte sich vier Sekunden Vorsprung bewahren und einen Sieg feiern, mit dem die 70. Tour de Romandie für ihn doch noch einen versöhnlichen Abschluss findet. Im Sprint der sieben Verfolger um die weiteren Zeitgutschriften setzte sich Izagirre vor Pinot und Zakarin durch, was bedeutende Folgen hatte: Pinot bleibt Zweiter der Gesamtwertung mit noch 19 Sekunden Rückstand auf Quintana, während Izagirre (+0:23) zumindest Zakarin (+0:26) überholen und von Rang drei verdrängen konnte. 15 Fahrer beendeten die Etappe mit weniger als eineinhalb Minuten Rückstand auf den Sieger. Der letzte von ihnen war Frank, allerdings nur mit 14 Sekunden Verlust – die Top16 finishten sehr eng beisammen. Dennoch resultierte diese kleine Schwäche für den besten Schweizer in einer Verschlechterung von Gesamtrang sechs auf acht. Sébastien Reichenbach, der viel Tempoarbeit für Pinot verrichtet hatte, um Angriffe am Berg zu unterbinden, verbesserte sich von Rang zwölf auf elf. Was Kittel und Armée angeht, so haben sie beide noch Chancen in „ihren“ Spezialklassementen: Kittel liegt in der Punktewertung nur 15 Zähler hinter Izagirre, Armée in der Bergwertung zwei Punkte hinter Quintana. Die Nachwuchswertung entschied Pierre-Roger Latour (AG2R La Mondiale) für sich, hat fast zwei Minuten Vorsprung.

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Auf der 5. Etappe dürfte mit nennenswerten Änderungen an der Gesamtwertung normalerweise nicht mehr zu rechnen sein, es gibt nur zwei Bergwertungen der 3. Kategorie. Sprinter dürfen sich dagegen gute Chancen ausrechnen, aber auf dem durchaus sehr hügeligen Parcours auch Ausreißer nicht unterschätzen.





Chris Froome genießt ungewohnte Freiheiten, gewinnt als Ausreißer die Köngisetappe der Tour de Romandie
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Nairo Quintana verteidigt auf der Königsetappe der Tour de Romandie das Gelbe Trikot
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