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Cofis Cycling Cosmos – Tour Spezial – Brief an Chris Froome
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08.07.2018

Cofis Cycling Cosmos – Tour Spezial – Brief an Chris Froome

Info: TOUR DE FRANCE 2018 (2.UWT)
Autor: Christine Kroth (Cofitine)



08.07.18

Kein Thema hat mich in diesem Jahr im Vorfeld der Tour so beschäftigt wie kein zweites.
Deshalb heute in meinem Blog – ein Brief an Chris Froome.



Sammlung aller Beiträge aus Cofis Cycling Cosmos


Lieber, Chris Froome!

Ich verfolge den Radsport schon seit vielen Jahren. Zunächst als Fan, inzwischen mehr als Fotojournalistin. Als Fan hab ich wenig hinterfragt, als Journalistin sehe ich es als Auftrag, bei einigen Dingen etwas näher hinzuschauen.
Ich bin zu einer Zeit zum Radsport gekommen als dieser Sport in seiner größten Krise streckte. 20 Jahre ist das jetzt her! Ich bin diesem Sport treu geblieben, auch in der Hoffnung, dass es Menschen gibt, die es schaffen, diesem Sport wieder ein positives Image zu geben.
Bis vor Kurzem dachte ich, meine Hoffnungen haben sich erfüllt. Bis letzten Herbst hab ich auch Sie für jemanden gehalten, der einen sauberen Radsport vertritt und ein positives Gesicht des Sports ist, dem ich einen Großteil meines Lebens widme.
Leider musste ich nun feststellen, dass ich mich geirrt habe!

Sie waren mir immer sympathisch. Nicht nur wie sie Ihre Erfolge herausgefahren haben, sondern auch weil ich Sie öfter persönlich getroffen habe, bei einigen Ihrer Siege dabei war und mitbekommen habe wie offen Sie sich in den Pressekonferenzen den, manchmal auch leicht provozierenden, Fragen der Journalistenkollegen gestellt haben. Mit einem leicht verschmitzten Lächeln, immer offen und ehrlich.

Und jetzt das!
Ein erhöhter Wert bei der Vuelta – Salbutamol, ein Asthmamittel. Ich weiß aus eigener Erfahrung wie schwierig es ist, mit einer solchen Erkrankung Sport auszuüben. Deshalb fällt es mir so schwer zu verstehen wie man bei einem schweren Asthma-Schub noch solche Leistungen bringen und sogar eine Grand Tour wie die Vuelta gewinnen kann!
Okay, Sie und Ihr Team haben es versucht, haben es bis zum äußersten ausgereizt und haben dabei die Grenze überschritten. Ein Fehler! Aber Fehler werden oft gnadenlos bestraft! Was manchmal gut ist, auch weil es einen etwas lehrt und man dann achtsamer durchs Leben geht, um diesen Fehler kein zweites Mal zu machen.
Es ist schwer einzugestehen, einen Fehler gemacht zu haben. Gerade wenn man so in der Öffentlichkeit steht wie Sie! Fehler sind leicht gemacht. Aber sie einzugestehen und daraus zu lernen ist so verdammt schwer!
Aber für mich wäre es der einzig richtige Weg gewesen! Offen zu sagen – ja, wir / ich haben / habe einen Fehler gemacht. Und die Fans um Verzeihung zu bitten!
Doch was machen Sie? Sie spielen das Unschuldslamm, wie schon so viele vor Ihnen. Sie streiten ab, kämpfen, was legitim ist, mit allen rechtlichen Mitteln, um sich reinzuwaschen.
Sie fahren den Giro d‘Italia und gewinnen ihn. Zwar hatten auch Sie Ihre Schwächephasen, doch keine großen Einbrüche wie manche Konkurrenten.
Und nun die Tour. Im Vorfeld Kritik von allen Seiten und ein Veranstalter, der mit allen Mitteln versucht, Ihren Tour-Start zu verhindern. Um Schaden von der Tour, um Schaden vom Radsport abzuwenden.
Und dann, einen Tag später, der Freispruch der UCI. Mit einer Begründung, die mich an allem Zweifeln lässt, woran ich die letzten 20 Jahre geglaubt habe.

Und was machen Sie, Mister Froome?
Sie gehen in der Vendée an den Start mit dem Ziel, die Tour zu gewinnen. Letzteres kann ich sogar nachvollziehen, irgendwie.
Doch lässt Sie das kalt, wenn 21 Teams bei der Teampräsentation jubelnd und begeisternd von der Menge empfangen werden und genau jene Fans Sie und Ihr Team gnadenlos auspfeifen? Haben Sie Ihre sieben Teamkollegen, die während der nächsten drei Wochen für Sie die Drecksarbeit machen müssten, gefragt wie die sich in diesem Moment gefühlt haben?
Lässt es Sie kalt, dass Ihnen so viel Ablehnung und ja, teilweise offene Anfeindungen entgegen gebracht werden?
Haben Sie keine Angst, dass irgendwelche durchgeknallten Fans an den Anstiegen Sie nicht nur verbal sondern auch körperlich attackieren? Ihr Trainer äußerte vor kurzem, dass er während der Tour Angst um Sie habe. Natürlich verabscheue ich es, wenn Menschen angegriffen werden! Aber man kann es eben nicht ausschließen! Blenden Sie die Gefahr aus?

Mister Froome – warum tun Sie sich das an?
Sie, einer der unbestritten erfolgreichsten Radsporter der letzten Jahre, der in Kürze zum zweiten Mal Vater wird, hat das doch nicht nötig!
Warum setzen Sie sich alldem aus? Warum warten Sie nicht bis sich die Wogen geglättet haben?
Sie tun Ihrer Familie, Ihren Teamkollegen, den Fans und nicht zuletzt sich selbst keinen Gefallen!

Ich hoffe sehr, dass Ihr Ego-Trip nicht zu einem Desaster für Sie und für den ganzen Radsport wird!

Best regards

Christine Kroth / Cofitine





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