<< älterer Bericht  | zurück zur News |  neuerer Bericht >>
Start > Flandern-Rundfahrt
Vier Jahre nach Paris-Roubaix triumphiert Niki Terpstra auch bei der Ronde van Vlaanderen als Solist
Suchen Flandern-Rundfahrt Forum  Flandern-Rundfahrt Forum  Flandern-Rundfahrt
02.04.2018

Vier Jahre nach Paris-Roubaix triumphiert Niki Terpstra auch bei der Ronde van Vlaanderen als Solist

Info: RONDE VAN VLAANDEREN 2018 (1.UWT)
Autor: Felix Griep (Werfel)



Oudenaarde, 10.04.2018 – Nachdem Quick-Step Floors das Renngeschehen in Belgien über Wochen hinweg fast nach Belieben dominiert hatte, war die wohl zweifelsfrei beste Klassiker-Mannschaft auch beim Höhepunkt in ihrer Heimat immer Herr der Lage und brachte zwei Fahrer auf das Podium der 102. Flandern-Rundfahrt. Vorjahressieger Philippe Gilbert wurde diesmal Dritter, seine Nachfolge als Ronde-Champion trat Teamkollege Niki Terpstra an. Der Niederländer hatte knapp 30 Kilometer vor dem Ziel ein Solo gestartet, dem kein Gegner etwas entgegenzusetzen hatte, und feierte im Alter von 33 Jahren seine zweiten Triumph bei einem Monument nach Paris-Roubaix 2014.


Das Profil der Ronde van Vlaanderen

Anders als 2017 keine Angriffe an der Muur
Regen begleitete die 175 gestarteten Fahrer für fast die Hälfte der 264,7 Kilometer zwischen Antwerpen und Oudenaarde. Doch wie bestellt: Mit der ersten der 18 Hellingen dieser Ronde van Vlaanderen, die man nach etwas mehr als 120 Kilometern erreichte, wurde es trocken. Rund eineinhalb Stunden bzw. 70 Kilometer hatte es gedauert, bis Angriffe endlich zu einer Fluchtgruppe geführt hatten. Ivan Garcia (Bahrain Merida), dessen Name man im später Rennverlauf noch am häufigsten hörte, Ryan Gibbons (Dimension Data), Marco Haller (Katusha Alpecin), Pascal Eenkhoorn (LottoNL-Jumbo), Filippo Ganna (UAE Team Emirates), Aimé De Gendt (Sport Vlaanderen-Baloise), Michael Goolaerts (Veranda's Willems-Crelan), Dimitri Peyskens (WB Aqua Protect Veranclassic), Jimmy Turgis (Cofidis) sowie Floris Gerts und Pim Ligthart (beide Roompot-Nederlandse Loterij) fuhren gut fünf Minuten Vorsprung heraus, bis Quick-Step Floors reagierte und im Feld die Verantwortung übernahm. Das Team des Vorjahressiegers Philippe Gilbert kontrollierte das Geschehen wie erwartet, bestritt das Rennen aber nicht gar so aggressiv wie 2017. Damals hatte es bereits an der Mauer von Geraarsbergen einen Großangriff gestartet, doch diesmal gab es an dieser Steigung 94 Kilometer vor dem Ziel überhaupt keine Angriffe.

Ab dem Koppenberg steigt die Intensität
Nach der Muur versuchten dann einige Fahrer, die nicht zum engeren Favoritenkreis gehörten, zur Spitzengruppe vorzufahren, deren Vorsprung stark gen Null tendierte. 70 Kilometer vor dem Ziel am Kanarieberg entstand daraufhin ein Führungsduo aus dem ursprünglichen Ausreißer Garcia und dem neu hinzugekommen Tom Devriendt (Wanty-Groupe Gobert), das sich danach sogar nochmals eineinhalb Minuten absetzen konnte. Dieser Vorsprung schmolz durch die erste Fahrt über Oude Kwaremont und Paterberg – jene beiden Berge, mit denen es 16,7 und 13,2 Kilometer vor Schluss ein Wiedersehen geben sollte. Der kleinere Abstand animierte wiederum Gegenangriffe: 49 Kilometer vor Rennende schloss Mads Pedersen (Trek-Segafredo) zu Garcia und Devriendt auf, kurz danach kamen auch Magnus Cort Nielsen (Astana), Sebastian Langeveld (Education First-Drapac) und Dylan van Baarle (Tram Sky) dazu. Es folgte der Koppenberg, wo die Ausreißer bis auf Pedersen, Langeveld und Van Baarle wieder zurückfielen und das Geschehen im kleinen Hauptfeld erstmals leicht eskalierte. Niki Terpstra (Quick-Step Floors) zeigte mit einem Angriff, dass er sich in guter Form befand; Tiesj Benoot (Lotto Soudal), Greg Van Avermaet (BMC Racing), Gilbert, Peter Sagan (Bora-Hansgrohe) und Wout Van Aert (Veranda's Willems-Crelan) bildeten das erste Verfolgergrüppchen des Niederländers.

Nibali-Angriff als Sprungbrett für Terpstra
Die Favoriten rollten nach dem Koppenberg dennoch wieder zusammen und lagen in ihrem etwa 30 Fahrer umfassenden Hauptfeld eine halbe Minute hinter den drei Führenden. Als nächstes ging es über den Taaienberg, wo Van Avermaet eine gewaltige Tempoverschärfung an den Tag legte, Quick-Step Floors in Person von Zdenek Stybar den Olympiasieger aber im Zaum und die Favoritengruppe zusammenhielt. Nach dieser fünfzehnten Helling wurde Quick-Step Floors zunehmend angriffslustiger, doch Attacken auf flacherem Terrain von Terpstra und direkt im Anschluss von Stybar hatten keine große Wirkung. Daniel Oss (Bora-Hansgrohe), letzter Helfer von Weltmeister Sagan, sorgte anschließend mit straffer Tempoarbeit für ein wenig Ruhe. Die Entscheidung fiel dann knapp 30 Kilometer vor dem Ziel, beginnend mit der Helling Kruisberg/Hotond, wo Sonny Colbrelli (Bahrain Merida) erfolglos attackierte. Kaum war der Kulminationspunkt der Steigung passiert, griff Stybar wieder an. Dem Tschechen hingen mit Michal Kwiatkowski (Sky), Sagan und Nibali aber zu viele gute Fahrer am Rockzipfel. Als sich das Quartett wieder zum Rest zurückfallen ließ, schoss Nibali nach vorne und setzte sich zügig 50 Meter ab. Und in diesem Moment machte Terpstra den Siegeszug.


Bericht zum Rennen der Frauen:
Van der Breggen gewinnt erstmals das WWT-Rennen Ronde van Vlaanderen


Terpstra verteidigt seinen Vorsprung souverän
Terpstra stürmte nach vorne zu Nibali und hängte den Italiener eiskalt ab, nachdem er bei einem Blick nach hinten gesehen hatte, dass mit Gianni Moscon (Sky) schon der nächste Angreifer auf dem Weg zu ihnen war. Im Alleingang fuhr Terpstra schnell 20 Sekunden Vorsprung heraus und mit den Erinnerungen an seinen beiden Solosieg in der laufenden Saison bei Le Samyn und E3 Harlebeke im Hinterkopf schien bei den übrigen Favoriten fast schon Resignation einzusetzen. Am Oude Kwaremont marschierte Terpstra an die verbliebenen drei Ausreißer heran und sofort an ihnen vorbei. Benoot und Sep Vanmarcke (Education First-Drapac) machten in dieser vorletzten Helling zwar mächtig Druck, aber Terpstras Jäger kamen kein Bisschen näher an den Niederländer heran. Ein mächtiger Antritt von Sagan am Paterberg ließ noch einmal leise Zweifel am scheinbar schon klaren Ausgang des Rennens aufkommen. Doch als nach dieser letzten Helling die erste neue Zeitmessung vorlag, war klar, dass der Ronde-Sieger von 2016 immer noch weit weg war von einer Wiederholung dieses Erfolgs. Neun Kilometer vor dem Ziel rollten die übrigen geschlagenen Mitfavoriten wieder an Sagan heran und lagen gemeinsam mehr als eine halbe Minute in Rückstand.

Pedersen als Zweitplatzierter die große Überraschung
Als Terpstra am Oude Kwaremont die vorherige Dreiergruppe an der Spitze abgelöst hatte, waren nur Langeveld und Van Baarle von der nachfolgenden Gruppe eingeholt worden – Pedersen hatte sich als einsamer Verfolger etabliert, und sein Schicksal sorgte im unmittelbaren Finale für die größte Spannung. Der 22-jährige dänische Meister schaffte es bei seiner ersten Flandern-Rundfahrt-Teilnahme am Ende tatsächlich auf das Podium, sicherte sich zwölf Sekunden hinter Terpstra, der auf der Zielgeraden etwas Tempo rausgenommen hatte, um seinen Triumph voll auszukosten, den zweiten Platz. Aus der elfköpfigen Verfolgergruppe um Sagan, Van Avermaet und Co. attackierte zwei Kilometer vor Schluss Michael Valgren (Astana) in der Hoffnung, Platz drei ergattern zu können. Zu seinem Pech war Gilbert sehr aufmerksam, folgte dem Vorstoß des Dänen und hängte ihn letztlich noch ab. So wurde also Gilbert (+0:17) Dritter vor Valgren (+0:20) und der Gruppe (+0:25) mit – in dieser Reihenfolge – Van Avermaet, Sagan, Jasper Stuyven (Trek-Segafredo), Benoot, Van Aert, Stybar, Oliver Naesen (AG2R La Mondiale), Van Baarle und Vanmarcke. Die nächste Gruppe mit den starken Sprintern Arnaud Démare (Groupama-FDJ) und Alexander Kristoff (UAE Emirates) folgte 1:13 Minute nach dem Sieger.

-> Zum Resultat

Am nächsten Sonntag reisen die Klassikerspezialisten von Belgien nach Frankreich, wo mit Paris-Roubaix das nächste Highlight auf dem Programm steht.

Video der Zielankunft






Vier Jahre nach Paris-Roubaix triumphiert Niki Terpstra auch bei der Ronde van Vlaanderen als Solist
Vier Jahre nach Paris-Roubaix triumphiert Niki Terpstra auch bei der Ronde van Vlaanderen als Solist

Zum Seitenanfang von für Vier Jahre nach Paris-Roubaix triumphiert Niki Terpstra auch bei der Ronde van Vlaanderen als Solist



Radsportnews auf Twitter - Radsport, Cycling, Radrennen live