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Auch ein starker Pinot kann Nibalis „Titelverteidigung“ bei Il Lombardia nicht verhindern
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07.10.2017

Auch ein starker Pinot kann Nibalis „Titelverteidigung“ bei Il Lombardia nicht verhindern

Info: STRASSEN-WELTMEISTERSCHAFT 2017 IN BERGEN
Autor: Felix Griep (Werfel)



Como, 07.10.2017 – Die Streckenführung der Lombardei-Rundfahrt unterliegt traditionell einem steten Wandel, doch die 111. Austragung des italienischen Klassikers fand auf praktisch identischer Strecke wie vor zwei Jahren statt, weshalb es auch keine Überraschung war, dass der Sieger von 2015 wieder triumphierte. Und es war erneut ein überlegener Sieg von Vincenzo Nibali, der einen am vorletzten Berg stark auftrumpfenden Thibaut Pinot in der folgenden Abfahrt abschütteln konnte und dem im Finale auch sonst niemand das Wasser reichen konnte. Julian Alaphilippe, der in seiner Karriere schon bei Lüttich-Bastogne-Lüttich und Mailand-Sanremo auf dem Podium gestanden hatte, wurde Zweiter, während Gianni Moscon als Dritter sein erstes Top3-Ergebnis bei einem der Monumente des Radpsorts einfuhr.

Rückkehr auf die Strecke von 2015
Nachdem man im letzten Jahr in umgekehrter Richtung unterwegs gewesen war, führte Il Lombardia diesmal wieder von Bergamo nach Como – und das auf praktisch genau derselben Strecke wie schon im Jahr 2015. Auch wenn diesmal insgesamt mit 248 Kilometern drei mehr als damals zu absolvieren waren, stellte erneut die Madonna del Ghisallo 64 Kilometer vor dem Ende den ersten Fixpunkt dar. Auch die bis zu 27% steile Muro di Sormano stand 50 Kilometer vor dem Ziel wieder auf dem Programm und auf den letzten 20 Kilometern noch die Anstiege nach Civiglio und San Fermo della Battaglia. Gewonnen hatte damals Vincenzo Nibali nach einer Attacke 16 Kilometer vor Schluss in der Abfahrt von Civiglio. 2016 hatte er dann auf einen Start und eine Titelverteidigung verzichtet, diesmal war er aber wieder mit von der Partie und daher logischerweise der Topfavorit.


Das Profil von Il Lombardia

Ein Trio führt an der Madonna del Ghisallo
Die Anfangsphase des Rennens war topografisch sehr einfach und gab einer Ausreißergruppe die Möglichkeit, bis zu zwölf Minuten Vorsprung herauszufahren. Dabei hatten Davide Ballerini (Androni Sidermec Bottecchia) und Jacques Janse Van Rensburg (Dimension Data), die kurz nach dem Start davongefahren waren, lange um jede Sekunde kämpfen müssen. Erst als etwa 25 Kilometer später Lorenzo Rota (Bardiani CSF), Mathias Le Turnier (Cofidis), Pierpaolo De Negri (Nippo-Vini Fantini) und Lennard Hofstede (Sunweb) zu ihnen aufschlossen, ließ das Feld locker. Das Tempo wurde hinten aber rechtzeitig wieder angezogen, um den Abstand bis zum Beginn des Anstiegs zur Madonna del Ghisallo (8,58 km à 6,2%) auf eineinhalb Minuten zu reduzieren. An der Wallfahrtskirche lag dann ein Trio an der Spitze des Rennens – bestehend aus Le Turnier, dem Stärksten der sechs Ausreißer, sowie Mickaël Cherel (AG2R La Mondiale) und Laurens De Plus (Quick-Step Floors). Diese beiden hatten sich im zweiten Teil der Steigung aus einer Verfolgergruppe abgesetzt, zu welcher auch Primoz Roglic (LottoNL-Jumbo), Jan Polanc (UAE Team Emirates), Tiesj Benoot (Lotto Soudal) und Winner Anacona (Movistar) gehört hatten.

Spektakulärer Sturz von Cherels Verfolger De Plus
Es folgte schnell der Anstieg Colma di Sormano, in dessen leichterem ersten Teil (5,15 km à 6,6%) die drei Führenden noch zusammenblieben, während eine Verfolgergruppe nach und nach auf fünf Mann schrumpfte. Mit Rota war noch einer der frühen Ausreißer dabei, dazu Roglic, Polanc und Anacona sowie Polancs Teamkollege Valerio Conti, der kurz vor dem Ende der Ghisallo-Steigung aus dem Feld angegriffen hatte. Als dann die Colma di Sormano in die berüchtigte Muro di Sormano (1,92 km à 15,8%) überging, zerfielen sowohl Spitzen- als auch Verfolgergruppe. Der Franzose Cherel ließ seinen Landsmann Le Turnier und De Plus sofort zurück und kam als Erster auf dem Gipfel an – ungefähr 50 Sekunden vor dem Feld, das auf den letzten Metern der Steigung noch Conti und Polanc einholte. Zwischen dem Solisten Cherel und der Hauptgruppe mit allen Favoriten war einzig De Plus verblieben, dem nur wenige Momente später in der Abfahrt ein fürchterlich aussehender Sturz passierte. Der Belgier fiel über eine Leitplanke hinweg mehrere Meter in die Tiefe, kam aber mit nur leichten Verletzungen davon, auch wenn das Rennen für ihn an dieser Stelle selbstredend beendet war.

Pinot fordert Favorit Nibali am vorletzten Anstieg heraus
Cherel überstand die heikle Abfahrt ohne Probleme und kam unten mit einer Minute Vorsprung auf das Hauptfeld heraus. Es folgte ein längeres Flachstück, auf welchem Philippe Gilbert (Quick-Step Floors), der Lombardei-Sieger der Jahre 2009 und 2010, attackierte. Alessandro De Marchi (BMC Racing) sprang sofort hinterher und wenig später kam auch Pello Bilbao (Astana) hinzu, bevor das Trio 26 Kilometer vor dem Ziel Cherel einholte. Mit einer halben Minute Vorsprung starteten sie kurz darauf in den Anstieg nach Civiglio (4,2 km à 9,7%, max. 14%), wo sich keiner von ihnen mehr lange an der Spitze behaupten konnte. Fortlaufend gab es nun Attacken von Fahrern wie Alexis Vuillermoz (AG2R La Mondiale), Gianni Moscon (Sky) und Sam Oomen (Sunweb), doch in der zweiten Hälfte der Steigung stellte Thibaut Pinot (FDJ) sie alle in den Schatten. Der Franzose konnte sich absetzen und erzwang damit letztlich eine Reaktion von Vincenzo Nibali (Bahrain Merida), dessen Plan A vielleicht eher vorgesehen hatte, wie 2015 auf die Abfahrt zu warten. Der Sieger von vor zwei Jahren ging in die Offensive und kam 200 Meter vor dem Kulminationspunkt an den damaligen Drittplatzierten heran.

Nibali auf seinem Weg zum 50. Karriere-Sieg nicht aufzuhalten
Auf dem Weg hinab nach Como übte Abfahrtsspezialist Nibali einen hohen Druck auf Pinot aus, der sich beachtlich zur Wehr setzte, aber nur vier der knapp sechs bergab führenden Kilometer mithalten konnte. Acht Kilometer vor dem Rennende, als der letzte Anstieg nach San Fermo della Battaglia (2,7 km à 7,2%) begann, lag Pinot bereits zehn Sekunden in Rückstand. Erst 45 Sekunden hinter Nibali folgte das auf weniger als zwanzig Mann geschrumpfte Hauptfeld und war mit diesem Defizit praktisch schon geschlagen. Nibali war nicht mehr zu stoppen und fuhr mit einem Vorsprung von 28 Sekunden – dem größten eines Siegers seit den 2:19 Minuten(!) von Andrea Tafi 1996 – seinen zweiten Sieg in der Lombardei ein. Auf seine gesamte Karriere bezogen, war es der 50. Profi-Sieg für den „Hai von Messina“, was er bei seiner Zieleinfahrt mit einer entsprechenden Geste feierte. Der zweite Platz ging an den Franzosen Julian Alaphilippe (Quick-Step Floors), der diversen Angriffen im letzten Anstieg standgehalten und sich dann in der finalen Abfahrt abgesetzt hatte. 38 Sekunden nach dem Sieger folgte eine erste kleinere Gruppe, deren Sprint um den letzten Podiumsplatz Moscon vor Vuillermoz und Pinot für sich entschied.

-> Zum Resultat

Anders als in den vorangegangenen beiden Jahren war Il Lombardia nicht das letzte WorldTour-Rennen der Saison. Kommende Woche findet die aus dem April verlegte Türkei-Rundfahrt (10.-15.10.) statt, der dann auch noch die neue chinesische Rundfahrt Tour of Guangxi (19.-24.10.) folgt.

Video der Zielankunft





Vincenzo Nibali gewinnt wie schon vor zwei Jahren in Como
Vincenzo Nibali gewinnt wie schon vor zwei Jahren in Como

der König der Lombardei und seine kleine Prinzessin
der König der Lombardei und seine kleine Prinzessin

das Podium der 111. Austragung des Rennens Il Lombardia
das Podium der 111. Austragung des Rennens Il Lombardia

Auch ein starker Pinot kann Nibalis Titelverteidigung bei Il Lombardia nicht verhindern
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