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Adventskalender 2015 Weihnachts-Special am 26. Dezember: Interview mit Heinrich Haussler |
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26.12.2015 | |||||
Weihnachts-Special am 26. Dezember: Interview mit Heinrich HausslerAutor: Christine Kroth (Cofitine)
Wenige Tage vor der Teampräsentation war bekannt geworden, dass Heinrich Haussler 2016 darauf verzichten wird, seinen australischen Meistertitel zu verteidigen. Grund genug für uns, einmal näher nachzufragen. Haussler wird in der kommenden Saison im Januar nicht nach Australien reisen. Seine Planungen sind ganz auf die Frühjahrsklassiker ausgerichtet. Zudem habe er inzwischen einen neuen Trainer. Der Aufwand, den man betreiben müsse, um bei den australischen Meisterschaften und der Tour Down Under in Topform zu sein, sei einfach zu groß. Im vergangenen Jahr habe er im Dezember ausschließlich dafür trainiert. Sein Sieg bei den australischen Meisterschaften beschreibt er damit, dass er auch Glück gehabt habe. Die Tour Down Under sei ein sehr schweres Rennen, jeder möchte beim ersten WorldTour-Rennen der Saison gut abschneiden, weshalb die Etappen sehr hart gefahren werden. Zwar fuhr er im Trikot des australischen Meisters eine sehr gute Tour Down Under, doch die Klassikersaison verlief für den 31jährigen danach alles andere als optimal. Zudem habe ihm die Umstellung von den heißen Temperaturen auf der Südhalbkugel zu der Kälte in Europa zu schaffen gemacht. Und das, obwohl er mit Kälte eigentlich sehr gut zurecht kommt. Die Klassiker sind sein radsportliche Liebe, dafür lebt er. In der Woche vor der Teampräsentation war Haussler, der mit seiner Familie in Freiburg im Breisgau lebt, vier Tage in Belgien um dort auf den Strecken der Klassiker verschiedenes Material zu testen. Zusammen mit dem belgischen Neuzugang Oliver Naesen war er dort unterwegs. Der junge Belgier war überrascht über die Streckenkenntnis, die sein erfahrener Kollege besitzt. Aber, so betont Haussler, Streckenkenntnis sei bei den Frühjahrsklassikern unverzichtbar. Man müsse die Streckenkarte im Kopf haben, muss jeden Meter der Strecke kennen, nicht nur die Anstiege und Kopfsteinpflasterabschnitte sondern auch die Anfahrten dorthin. Vorausschauendes Fahren aufgrund der Streckenkenntnis sei einer der Schlüssel zum Erfolg. Aber es muss auch alles perfekt laufen, man muss in jeder Situation ganz genau wissen was man machen muss, um ein solches Rennen zu gewinnen. Heinrich Haussler vermittelt im Gespräch eine unglaubliche Begeisterung für die klassischen Eintagesrennen und es ist ihm deutlich anzumerken und anzusehen wie sehr er für diese Rennen lebt. Aber es wird nicht einfacher. Wenn man jung ist, dann läuft alles wie von selbst, je älter man wird, desto schwieriger wird es, betont er. An ein Ende der Karriere denkt er aber noch lange nicht. Allerdings erzählt er mir von seinem Traum nach der Karriere. Er würde gerne jemanden treffen, der ihm mit 80 Millionen Euro ein Team finanziert. Dieses Team würde er dann nur mit Sprintern und Klassikerfahrern aufbauen. Er ergänzt dann aber, dass man auch den ein oder anderen Bergfahrer noch mit aufnehmen könne, aber von der Sorte Fahrer nur wenige. Ein Team, das bei den Klassikern vorne mitmischt und diese gewinnen kann. Auch hier merkt man seine unglaubliche Begeisterung und Faszination für diese Rennen deutlich an. Sein Ziel 2016 ist Paris-Roubaix, aber er möchte bei allen Frühjahrsklassikern vorne mitmischen. Sein nächstes Ziel ist Mailand-Sanremo, das Rennen bezeichnet Haussler als das leichteste und härteste Rennen zugleich. Er betont aber auch, dass für jemanden wie ihn, der auf diese Rennen fixiert und spezialisiert ist, die Saison Ende April eigentlich vorbei ist. Heinrich Haussler sagt, dass Radsport sein Beruf ist und gleichzeitig sein Traum, den er lebt. Es sei in der Vergangenheit aber nicht einfach gewesen. Mit 14 Jahren hat er seine Heimat Australien verlassen und kam nach Cottbus, mit 19 Jahren wurde er Profi. Eine harte, tränenreiche Zeit, die hinter im liegt. Trotzdem könne er sich keinen anderen Beruf als den des Radprofis vorstellen. Anders als andere Teamkollegen (wie etwa Jonathan Fumeaux – siehe Interview von gestern) habe er kein Studium oder Ausbildung nebenher gemacht und hätte sich das auch nicht vorstellen können. Er ist Radprofi durch und durch. Seinen Kindern würde er aber nicht empfehlen, Radprofi zu werden, da es sehr schwer sei, ganz nach oben an die Weltspitze zu kommen und das höchste Level zu erreichen. Allerdings würde er es ihnen, wenn sie es unbedingt möchten, auch nicht ausreden wollen und sie auf ihrem Weg voll unterstützen. In Freiburg trainiert Heinrich Haussler häufig in einer Trainingsgruppe zusammen mit den beiden Giant-Alpecin-Profis Johannes Fröhlinger und Simon Geschke, sowie Jasha Sütterlin. Meist verabrede man sich über WhatsApp zum gemeinsamen Training. Während der Saison sei es aber schwierig, die Trainingsprogramme aller Fahrer unter einen Hut zu bekommen. Haussler liebt seine Wahlheimat Freiburg und kann sich nicht vorstellen, woanders zu leben. Auf das Gerücht angesprochen, dass er nach dem Ende seiner Karriere nach Australien zurückkehren würde, erteilt er dem eine klare Absage. Er ist in Freiburg heimisch geworden und möchte dort bleiben. Er habe dort die besten Bedingungen zum Trainieren und zum Leben. Freiburg zu verlassen komme für ihn nicht in Frage. LiVE-Radsport.ch bedankt sich für das Interview und wünscht eine erfolgreiche Saison 2016. |
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26.12.2015 | |||||
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