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Dessel holt ersten Etappensieg für Ag2r auf Etappe 16 der Tour de France
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22.07.2008

Dessel holt ersten Etappensieg für Ag2r auf Etappe 16 der Tour de France

Info: TOUR DE FRANCE
Autor: Henning Witteborg
Ranking zu: Gesamtweltrangliste



Jausiers, 22.07.2008 - Cyril Dessel (Ag2r) hat die 16. Etappe der Tour de France in Jausiers aus einer vierköpfigen Spitzengruppe vor Sandy Casar (Fdjeux) und David Arroyo (Caisse d'Epargne) gewonnen. Im Gesamtklassement gab es nach 157 Kilometern und zwei Bergen der HC-Kategorie nur kleinere Änderungen.


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Zweite Alpenetappe zurück nach Frankreich
Mit einem erholsamen Ruhetag im Rücken ging es für das Peloton auf dem 157 Kilometer langen Teilstück zwischen Cuneo und Jausiers nicht nur wieder aus Italien heraus, sondern mit dem Col de la Lombarde und dem Cime de la Bonette-Restefond auch über zwei Pässe der HC-Kategorie, die mit Längen von 21,5 und 25,5 Kilometern und Durschnittssteigungen von 6,9% und 6,5% schwierige Prüfungen darstellten. Vor dem bei Kilometer 50 beginnenden ersten Berg stand nach dem Start in der Provinzhauptstand Cuneo noch nur leicht ansteigendes Terrain an, welches das annähernd einzige ebene Terrain der Etappe blieb, denn nach der Abfahrt vom ersten Anstieg folgte umgehend der zweite Berg, dem sich eine 23,5 Kilometer lange Abfahrt ins Tagesziel nach Jausiers anschloss, sodass am heutigen Dienstag auch abfahrtsstarke Fahrer gefragt waren.

Feuerwerk von Angriffen
Bei angenehmen Temperaturen und strahlendem Sonnenschein waren viele Profis voller Tatendrang, was zu einer hektischen Anfangsphase führte, in der sich lange Zeit keine Gruppe formieren konnte, denn zum einen waren viele Favoritenteams darauf bedacht einen Helfer vorne zu platzieren und zum anderen sahen einige Mannschaften angesichts der morgigen Königsetappe, einem ausstehend Zeitfahren und einer wahrscheinlichen Massenankunft in Paris eine der letzten Chancen vielleicht noch mit einem Ausreißversuch zum Erfolg zu kommen. In dieser schnellen Phase, die unmittelbar mit dem scharfen Start begann, wurde die erste Sprintwertung in Vignolo nach 29,5 passiert, wo der sehr aktive Sylvain Chavanel die Linie vor George Hincapie und Bram Tankink als Erster überquerte.

Schumacher aussichtsreich an der Spitze
Es dauerte schließlich bis zum Kilometer 40, ehe sich erstmals eine Gruppe entscheidend lösen konnte, die aus Samuel Dumoulin (Cofidis), Thomas Voeckler (Bouygues Telecom) Christophe Le Mevel (Crédit Agricole), Sébastian Rossler (Quick-Step) und dem Deutschen Stefan Schumacher vom Team Gerolsteiner bestand. Dahinter formierte sich eine große Verfolgergruppe mit 24 Fahrern, die sich wie folgt zusammensetzte: Yaroslav Popovych (Silence-Lotto), Kurt Asle Arvesen, Jens Voigt (CSC-Saxo Bank), Haimar Zubeldia, Amets Txurruka (Euskaltel-Euskadi), David Arroyo, José Ivan Gutierrez, Nicolas Portal (Caisse d'Epargne), Marcus Burghardt, George Hincapie, Kanstantin Siutsou (Columbia), John-Lee Augustyn, Giampaolo Cheula (Barloworld), Murilo Fischer (Liquigas), Paolo Tiralongo (Lampre), Cyril Dessel (Ag2r), Geoffroy Lequatre (Agritubel), Juan Antonio Flecha, Oscar Freire (Rabobank), Philippe Gilbert (Fdjeux), Sylvain Chavanel (Cofidis), Christian Knees (Milram) und Danny Pate (Garmin-Chipotle).

40 Sekunden hatte die große Verfolgergruppe an der zweiten Sprintwertung in Vinadio Rückstand, die von Dumoulin vor Schumacher und Le Mevel gewonnen wurde und gleichzeitig den Beginn des ersten Anstieges markierte. Während das Peloton auf vier Minuten distanziert wurde, musste der bei der Sprintwertung noch aktive Dumoulin erkennen, dass das Terrain der Etappe nicht seinen Präferenzen entsprach und seine Begleiter ziehen lassen, die mittlerweile einen relativ beruhigenden Vorsprung von zwei Minuten auf ihrer Habenseite wussten. Im Laufe des Anstieges verlor auch Sébastian Rossler den Anschluss, ebenso wie wenig später Christophe Le Mevel. Im Feld kam es nach einigen ruhigen Kilometern auch wieder zu Angriffen, als Lampre in heimischen Gefilden nochmal auf sich aufmerksam machen wollte und in Person von Damiano Cunego und Sylvester Szmyd eine Gruppe initiierte, zu der sich unter anderem Maxime Monfort, Pieter Weening, Sandy Casar, Tadej Valjavec, Johann Tschopp und Matteo Carrara gesellten.

Unterdessen löste sich auch das Duo Voeckler/Schumacher auf, als der Deutsche den Franzosen mit einer Tempoverschärfung distanzierte, nachdem sich dieser nicht gleichermaßen an der Führungsarbeit beteiligen wollte. Schnell zog der Sieger des ersten Zeitfahrens davon und erreichte nach 72,5 Kilometern den 2351 Meter hoch gelegenen Gipfel 2:10min vor Christophe Le Mevel, der 18 Punkte einfuhr, vor Thomas Voeckler der so mit den 16 Punkten für Platz drei in der Bergwertung Boden gutmachte und auf 30 Punkte an Kohl heranrückte. Die inzwischen um einige Fahrer dezimierte große Verfolgergruppe wies über vier Minuten Rückstand auf, die Gruppe um Cunego noch weitere 30 Sekunden. Das von CSC-Saxo Bank angeführte Peloton musste sogar über neun Minuten Rückstand hinnehmen und hatte dabei drei Minuten Rückstand auf eine Gruppe um den mit 5:18min zurückliegenden Gesamtelften Mikel Astarloza, der sich im Laufe des Anstieges aus dem Feld heraus attackiert hatte. Eine weitere Gefahr stellte der Slowene Tadej Valjavec dar, derals 13. der Gesamtwertung 6:27min Rückstand hatte und durch den Vorsprung der großen Verfolgergruppe, in der sich der Ag2r-Profi befand, im virtuellen Gelben Trikot fuhr.

Ende Schumachers Flucht am Col de la Bonette
In der Abfahrt schaffte dann Cunego mit seinen Begleitern den Anschluss zur großen Verfolgergruppe, die damit 31 Fahrer umfasste und bald auch Voeckler schluckte, ebenso wie später Le Mevel. Im Anschluss erreichte Schumacher mit vier Minuten Vorsprung vor seinen Verfolgern und zwölf Minuten vor dem Feld den zweiten Anstieg des Tages und spürte nun den Druck der Verfolgergruppe, in der dadurch, dass mehrere Mannschaft mit mehr als einem Fahrer vertreten waren, so einige Fahrer Helferdienste für ihre Kapitäne leisten und sich ganz verausgaben konnten, während Schumacher als Solist seine Kräfte dosiert einsetzen musste und als Konsequenz daraus bald auch an Boden verlor. Im Peloton hatte inzwischen CSC Hilfe durch das Team Liquigas bekommen, welches für den Mann in Weiss, Vincenzo Nibali versuchte den Abstand zu dem in der Wertung für den besten Jungprofi drittplatzierten Maxime Monfort (+3'12'') zu verringern. Dadurch gelang es den Favoritenmannschaften eine Gefahr zu bannen, denn die Gruppe um Mikel Astarloza wurde so wieder eingeholt und auch der Abstand nach vorne zu Schumacher fiel auf neun Minuten. Auch bei den Verfolgern kam es im Laufe des Anstieges zu einer Erhöhung des Tempos, sodass die Gruppe auseinanderfiel und gleichzeitg noch weiter an Schumacher heranrückte. Als selektiv stellte sich auch das Tempo bei den Gesamtfavoriten heraus, die sich bald alleine im Rennen wiederfanden.

Dreieinhalb Kilometer vor dem Gipfel war dann Schumachers lange Flucht beendet, doch der Nürtinger hatte noch nicht alle Reserven aufgebraucht und schaffte es sich zunächst in der Gruppe festzusetzen. Bei den Favoriten war es Valverde, der als Erster einen Angriff wagte, doch der Antritt des Spaniers wurde von allen anderen Fahrern in der Gruppe pariert, lediglich Christian Vandevelde fehlte in der Riege der Topfahrer. Einen Kilometer vor dem Gipfel waren Schumachers Kräfte dann engültig aufgebraucht, sodass nur noch Dessel, Valjavec, Popovych, Arroyo, Portal, Casar und Augustyn übrig blieben, von denen letzterer einen halben Kilometer vor dem Gipfel attackierte und sich damit nicht nur die 40 Punkte für den ersten Platz sicherte, sondern auch die Gruppe sprengt. Gleich zu Beginn der Abfahrt schlossen jedoch Arroyo, Dessel, Casar und Popovych wieder auf. Für Augustyn war aber nicht nur seine Soloflucht beendet, sondern auch der Verbleib an der Spitze, denn der Südafrikaner schoss über eine Kurve hinaus und fiel einen steinigen Abhang herunter und konnte erst mit der Hilfe eines Fans zurück in Richtung Straße klettern.

Die vier Spitzenreiter machten sich so nun dezimiert auf in Richtung Tagesziel, doch dahinter machte aus der Gruppe der Favoriten Samuel Sanchez (Euskaltel-Euskadi) sehr viel Druck und versuchte seine Abfahrtskünste auf dem Weg ins Ziel auszuspielen, doch der Baske war nicht in der Lage entscheidend näher zu kommen. Somit kam es zu einer Entscheidung um den Tagessieg aus dem Spitzenquartett, aus dem heraus 1,3 Kilometer vor dem Ziel Popovych die erste Attacke lancierte, die aber keinen Erfolg hatte. Im Anschluss daran machte es ihm Arroyo gleich, doch auch der Spanier kam nicht weg. Stattdessen übernahm Cyril Dessel die Spitzenposition und schlug in der kurvigen Anfahrt zum Ziel ein so hohes Tempo an, dass eine Lücke riss und der Ag2r-Profi die Ziellinie einige Meter vor seinen Fluchtkollegen erreichte. Sandy Casar wurde Zweiter, David Arroyo Dritter, Yaroslav Popovych blieb nur der vierte Platz.

Mit 24 Sekunden Rückstand erreichten George Hincapie, Nicolas Portal und Tadej Valjavec als ehemalige Überbleibsel der ehemals großen Gruppe das Ziel, vor Stefan Schumacher (+1'03''), der schlussendlich den achten Platz belegte. 1:28min folgte die Gruppe der Favoriten angeführt von Andy Schleck und Bernhard Kohl, in der sich zudem noch Cadel Evans, der Gesamtführende Fränk Schleck, Alejandro Valverde, Damiano Cunego, Carlos Sastre und Johann Tschopp befanden. Denis Menchov, der in der Abfahrt seinen Kontrahenten nicht zu folgen vermochte, verlor 35 Sekunden und fiel damit auf den fünften Platz im Gesamtklassement hinter Carlos Sastre zurück.

Schleck weiter in Gelb
Ganz vorne im Gesamtklassement gab es jedoch keine Veränderungen, sodass Fränk Schlecks Traum in Gelb auch morgen seine Fortführung finden wird. Kohl und Evans folgen mit weiterhin sieben bzw. acht Sekunden Rückstand. Schlecks Mannschaftkollege Carlos Sastre ist als Vierter mit 49 Sekunden Rückstand ebenfalls noch in Reichweite. Dagegen fiel Christian Vandevelde mit 4:04min Rückstand im Ziel aus dem Kreis der Favoriten heraus, und weist als Gesamtsechster schwer aufzuholende 3:15min Rückstand zum führenden Luxemburger auf.

In der Sprint- bzw. Bergwertung gab es keine Veränderungen an der Spitze, sodass Freire und Kohl einen weiteren Tag in den begehrten Kleidungsstücken genießen können. In der Wertung der Fahrer unter 25 Jahren hingegen verlor Vincenzo Nibali das Trikot an den viel für seine Kapitäne arbeitenden Andy Schleck, der die Spitzenposition in dieser Sonderwertung allerdings nur mit sechs Sekunden Vorsprung vor dem Italiener inne hat.

-> Zum Resultat

Stimmen zum Rennen:

Cyril Dessel:
"Beim Anstieg zur Cime de la Bonette, den ich im Alter von 14 Jahren schon einmal mit meinem Vater bewältigt hatte, griff der Kollege von Barloworld an, und ich habe alles gegeben, um die Lücke zu schließen, doch hat es nicht gereicht. Ich bin an die zweite Position gewechselt, und plötzlich waren wir zu viert vorne. Ich bin ein guter Abfahrer, mir war aber auch klar, dass eine Attacke mit Popowitsch sehr schwer würde. Deshalb kam es auf den letzten Kilometer an. Für die Attacke hatte ich eine ideale Kurve 400 m vor dem Ziel ausgemacht. Dann trat plötzlich Arroyo an, und ich konnte mich an ihn hängen. Man hat mir gesagt, ich hätte schon 50 m vor dem Zielstrich gewonnen, doch habe ich mich nicht getraut, die Arme in die Luft zu reißen."

Fränk Schleck:
"Heute haben wir gute Arbeit geleistet. Auf dem Gipfel des letzten Anstiegs waren nur noch einige Fahrer übrig, und wir lagen alle im roten Bereich. Ich sage bewusst alle, denn das gilt für einen jeden einzelnen von uns! Es war ein sehr hohes Tempo, und danach wartete eine schwere Abfahrt. Ich hatte ein wenig Angst, war aber dennoch eher zuversichtlich und wusste, dass es gut ausgehen würde. Natürlich habe ich an den Sturz von Pereiro gedacht, und an meinen Sturz bei der Tour de Suisse. Es tut aber gut zu wissen, dass ich bis zur Ziellinie durchhalten kann."

Andy Schleck:
"Es ist wie im Traum. Wer hätte gedacht, dass zwei Brüder bei der Tour gleichzeitig zwei verschiedene Wertungstrikots tragen würden? Es gab vor der Etappe nicht wirklich einen Plan dafür, aber schließlich habe ich gesehen, dass Nibali nicht mehr da war. Ich wusste nicht, ob er weit zurückgefallen war, also bin ich nur mein Rennen gefahren. Ich habe mich auf meine Aufgabe konzentriert, und jetzt solch eine Belohnung."





Cyril Dessel triumphiert am Ende der schwierigen 16. Etappe (Foto: www.letour.fr)
Cyril Dessel triumphiert am Ende der schwierigen 16. Etappe (Foto: www.letour.fr)

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